WKÖ-Experte Kronberger: Stimmung hellt sich auf - verstärkter Bedarf nach Finanzierungen
unter 100.000 Euro
Wien (pwk) - Die heimischen Betriebe investieren langsam wieder mehr. Nachdem sich im vergangenen Jahr eine
leichte Besserung angezeigt hat, zeigt auch heuer die Tendenz nach oben. Das geht aus einer Studie hervor, welche
die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) gemeinsam mit der Förderungsbank aws bei mehr als 2300 Betrieben
durchgeführt hat. Der Fokus der Erhebung lag dabei auf den Kleinunternehmen. "Wie sich zeigt, wollen
vor allem EPUs und Mikrounternehmen wieder mehr investieren, die Stimmung hellt sich auf", sagte Ralf Kronberger,
Leiter der Abteilung für Finanz- und Handelspolitik der Wirtschaftskammer Österreich, am Dienstagabend
bei der Vorstellung der Studie. Auch bei den Investitionsvolumina zeichne sich im Vergleich zu Erhebungsdaten des
Vorjahres langsam, aber doch eine leicht steigende Tendenz ab.
Bei der Finanzierung ihrer Investitionsvorhaben setzen die kleinen Unternehmen verstärkt auf Eigenfinanzierung.
Kronberger: "Es wird vermehrt auf den Cash Flow zugegriffen. Damit dominiert die Innenfinanzierung (inkl.
Eigenkapital) als wichtigste Finanzierungsform. Jedes vierte Unternehmen hat seine Investitionen mit Bankkrediten
finanziert, das ist etwas weniger als 2009. Weitere Maßnahmen zur Stärkung der Eigenkapitalfinanzierung
sollten daher angestrebt werden".
Fragen nach Finanzierung zeigen: Je kleiner das Unternehmen, umso größer auch der Bedarf nach Finanzierungen
unter 10.000 Euro. "Eine deutliche Mehrheit der Betriebe investiert weniger als 100.000 Euro, ein Viertel
der Betriebe sogar weniger als 10.000 Euro. Das Programm des ERP-Kleinkredits, das ist ein zinsgünstiger Kredit
von 10.000 bis 100.000 Euro zur Finanzierung von Investitionen, sowie Unterstützungen der Mikrofinanzierungen
sind daher wichtige förderpolitische Instrumente. Angesichts der klein- und kleinstbetrieblichen Struktur
ist es geboten, diese Instrumente beständig zu verbessern und auszubauen", betonte der WKÖ-Finanzexperte.
Zur Verbesserung des Zugangs zu Finanzierungen sollte es der aws zudem ermöglicht werden, die Risikopolitik
stärker an ihrem Förderauftrag auszurichten. Der Haftungsrahmen, welcher der aws zur Verfügung steht,
ist selbst nach der jüngst erfolgten Rückführung des Rahmens nicht einmal zur Hälfte ausgenützt.
Die langfristige Entwicklung bei den Haftungs- und Garantiefällen zeigt, dass dieses Förderungsinstrument
für die Unternehmen auf Grund höherer Haftungsentgelte sowie zunehmend restriktiverer Spielregeln an
Attraktivität verliert. "Staatliche Haftungen für Unternehmen sollten eine adäquate Förderwirkung
entfalten", so Kronberger.
Betrachtet man die Kleinunternehmen im Dienstleistungssektor speziell, so zeigt sich: Dieser Sektor, der weiter
an Bedeutung gewinnt, hat einen gegenüber dem produzierenden Sektor differenzierten Bedarf gegenüber
dem Fördersystem. Die Umfrage zeigt, dass für Dienstleistungsunternehmen die Förderung der Aufnahme
von neuen Mitarbeitern, Qualifizierung der Unternehmer, externe Beratung, Kooperation und IT-Kosten als wichtiger
eingestuft werden, als für Unternehmen des produzierenden Sektors. "Entsprechend der hohen wirtschaftlichen
Bedeutung von Dienstleistungs-unternehmen sollte das Förderinstrumentarium stärker an diese Bedürfnisse
angepasst werden", so Kronberger. |