Pressefoyer nach dem Ministerrat - Kanzler startet Initiative für europäische Ratingagentur
- Regeln für Finanzmarkt festlegen
Wien (bpd) - "Es ist bedenklich, dass Rating-Agenturen oft mehr Einfluss haben als Regierungen",
sagte Bundeskanzler Werner Faymann am 05.07. beim Pressefoyer nach dem Ministerrat. "Wir wollen, dass sich
auch Private am Hilfspaket für Griechenland beteiligen, damit der Euro stabil bleibt. Die Rating-Agenturen
lassen uns aber ausrichten, dass sie dies als einen Kreditausfall werten. Es ist unerträglich, dass eine Rating-Agentur
damit eine Privatbeteiligung prinzipiell und auf Dauer ablehnen kann." Denn diese Bewertung würde auch
bedeuten, dass die Anleihen abermals mit höheren Zinsen belegt werden und Länder noch tiefer in die Schuldenkrise
fallen können.
"Rating-Agenturen haben in der Vergangenheit oft ein Triple-A-Rating für Länder und Unternehmen
ausgestellt, um sie wenig später herunter zu stufen, ohne dafür eine Haftung zu übernehmen. Rating-Agenturen
haben so eher die Spekulation angeheizt als für Stabilität gesorgt", sagte Faymann. Den amerikanischen
Rating-Agenturen fehle das Einfühlungsvermögen für den europäischen Wirtschaftsraum. "Ich
werde mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und anderen Regierungschefs Gespräche führen und mich in der
EU für eine europäische Rating-Agentur stark machen. Denn es ist ganz wichtig, dass eine Rating-Agentur
auch Kenntnisse über regionale Wirtschaftstrukturen hat. Der Finanzmarkt braucht Regeln, die Schaffung einer
europäischen Rating-Agentur gehört auch dazu." Österreich stehe ebenso für die Einführung
der Finanztransaktionssteuer, damit nicht nur die Steuerzahler für die Spekulationsverluste aufkommen müssten. |