Konjunkturtempo lässt weiter nach   

erstellt am
15. 07. 11

Erneuter Rückgang des Bank Austria Konjunkturindikators im Juni auf 2,6 Punkte – Industriestimmung in den wichtigsten Exportmärkten verschlechtert sich
Wien (ba) - Die im April begonnene Tempoverlangsamung der österreichischen Wirtschaft hat sich auch im Juni fortgesetzt. „Der Bank Austria Konjunkturindikator ist im Juni auf 2,6 Punkte gesunken. Die von uns erwartete deutliche Abschwächung des Wachstums nach vier starken Quartalen hat sich bestätigt“, sagt Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

„In allen unseren wichtigen Exportländern verstärkt sich die konjunkturelle Abschwächung und nach Monaten des Optimismus, wird von der Mehrheit der Industriebetriebe kein weiteres Wachstum mehr erwartet“, so Bruckbauer. Dies gilt zwar noch nicht für Österreichs wichtigsten Handelspartner, Deutschland, wohl aber für viele andere Exportmärkte. Der rückläufigen Stimmung in den Exportmärkten folgend hat sich auch bei Österreichs Industrie die Stimmung weiter verschlechtert. „Während die Industrie in Österreich bereits ähnlich zurückhaltend ist, wie in anderen europäischen Ländern, sind Österreichs Verbraucher gemeinsam mit den Deutschen und einigen wenigen anderen Ländern jedoch noch mehrheitlich optimistisch, wenn auch mit sinkender Tendenz“, analysiert Bruckbauer die aktuelle Situation. Nach dem Erreichen des Vorkrisenniveaus in vielen Bereichen fehlen zunehmend Impulse für einen anhaltenden Aufschwung.

„Im ersten Halbjahr hat Österreichs Industrie und der Export fast, die gesamte österreichische Wirtschaft und die Beschäftigung sogar zur Gänze wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Nun fehlt aber zunehmend der Optimismus für eine Fortsetzung dieses Aufschwungs“, so Bruckbauer weiter. Dem entsprechend dürfte sich das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal verglichen mit dem ersten halbiert haben. Nach fast einem Prozent Wachstum pro Quartal in den letzten vier Quartalen erwarten die Ökonomen für die abgelaufenen drei Monate nur mehr knapp 0,5 Prozent. Zwar konnten die Exporte auch in den ersten Monaten des Jahres deutlich zunehmen, da jedoch die Importe noch etwas dynamischer waren, ging davon kein positiver Impuls mehr für das Wirtschaftswachstum aus.

Trotz Beschäftigungsrekord keine Verstärkung der Konsumlaune
Die noch immer positive Stimmung der Konsumenten rührt teilweise auch von der guten Beschäftigungssituation her. Im gesamten Verlauf des ersten Halbjahres erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten in Österreich kontinuierlich in Summe über 30.000. Gleichzeitig steigt jedoch die Zahl der Arbeitslosen seit April ebenfalls wieder leicht an. Hauptverantwortlich für die zurückhaltende Konsumlaune der Österreicher dürfte jedoch die im ersten Halbjahr deutlich gestiegene Inflation gewesen sein, die seit Jahresbeginn um einen Prozentpunkt zunahm. „Die gestiegene Inflation drückt auf die Konsumlaune in Österreich, auch in den nächsten Monaten bleibt die Inflationsrate über 3 Prozent“, so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl, „erst für 2012 erwarten wir wieder Inflationsraten deutlich unter 3 Prozent“. Auch die Zurückhaltung bei der Kreditaufnahme privater Haushalte in den ersten Monaten des Jahres dämpft den Konsum.

Strukturelle Herausforderungen und die aktuelle Krise als Dämpfer
Trotz der sinkenden Stimmung der Industrie werden die Investitionen weiter zulegen. „Nach der starken Erholung der letzten Monate und der langen Zurückhaltung in der Krise werden die Investitionen auch bei nun sinkender Stimmung in den nächsten Quartalen wachsen“, so Bruckbauer.

Unklar bleibt allerdings weiterhin die Auswirkung der aktuellen Vertrauenskrise im Euroraum auf die realwirtschaftliche Entwicklung. Klar ist jedoch, dass auch bei Überwindung der jetzigen Schwierigkeiten die nächsten Jahre von einem schwachen Wirtschaftswachstum geprägt sein werden. Die zu erwartende Reduktion vieler Ungleichgewichte innerhalb der Staaten und auch zwischen den Staaten, vereint mit einer deutlich geringeren Risikobereitschaft - nicht zuletzt ausgedrückt auch durch restriktivere Aufsichtsregeln - werden das Potenzialwachstum erheblich reduzieren. „Zunehmend verhindert der mittelfristige Pessimismus aufgrund der vielen strukturellen Probleme ein Überschwappen starker Wachstumszahlen auf Erweiterungs- und Zukunftsinvestitionen“, so Bruckbauer. Die derzeitige Unfähigkeit, diese Herausforderungen auch zu meistern, stützt diesen Pessimismus zunehmend, dennoch bleibt das Wachstum in Österreich positiv. „Trotz der derzeit diskutierten Schwierigkeiten erwarten wir auch im zweiten Halbjahr für Österreichs Wirtschaft ein positives, wenn auch verhaltenes Wachstum, dies sollte sich auch im Jahr 2012 fortsetzen“, so Bruckbauer. Weiterhin gehen die Ökonomen der Bank Austria von einem Wirtschaftswachstum in Österreich von 3,1 Prozent heuer und 1,8 Prozent 2012 aus.
     
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