Exporte Triebfeder für starke Leistungsbilanz im 1. Quartal
Wien (oenb) - Die Zahlungsbilanzstatistik der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) weist für
das erste Quartal 2011 einen Leistungsbilanzüberschuss von 3,8 Mrd Euro aus. Wie schon 2010 erweist sich die
heimische Außenwirtschaft als Motor des wirtschaftlichen Erfolgs. Der grenzüberschreitende Handel mit
Gütern und Dienstleistungen hat den tiefen Einbruch überwunden und bewegt sich wieder auf dem Niveau
vor der Krise. Auch auf den Finanzmärkten scheint sich trotz der akuten Finanzierungsprobleme in Griechenland
eine deutliche Normalisierung der Verhältnisse einzustellen. Nach Jahren, in denen grenzüberschreitende
Positionen abgebaut worden waren, nehmen Auslandsforderungen und Auslandsverbindlichkeiten wieder deutlich zu.
Österreichs Leistungsbilanz schloss im ersten Quartal 2011 mit +3,8 Mrd Euro und erreichte damit etwa das
Ergebnis des Vergleichsquartals 2010 (+3,7 Mrd Euro). Die Gütereinfuhren und -ausfuhren (laut Zahlungsbilanzdefinition)
wuchsen kräftig (jeweils +22%) und lagen damit wieder auf dem Niveau des ersten Quartals 2008, als die Krise
die Realwirtschaft noch nicht erfasst hatte. Per saldo ergab die Güterbilanz ein Defizit von 1,3 Mrd Euro
(nach -1,2 Mrd Euro). Geringfügig verbessert zeigte sich die Dienstleistungsbilanz (+6,0 Mrd Euro). Die Reiseverkehrseinnahmen
verzeichneten bei leicht sinkenden Nächtigungszahlen zwar nur ein Plus von 1%, dafür gaben österreichische
Touristen im Ausland deutlich weniger aus als zuletzt (-16%). Merklich dynamischer war die Entwicklung bei den
übrigen Dienstleistungen, die um 9% (Exporte) bzw. 15% (Importe) zunahmen.
Die Einkommensbilanz – vor nicht allzu langer Zeit noch Quelle beständiger Defizite – ist mittlerweile strukturell
ausgeglichen, was sich im ersten Quartal 2011 erneut bestätigt (+0,1 Mrd Euro). Typisch für wohlhabende
Staaten ist ein Defizit bei laufenden Transfers; im ersten Quartal betrug es unverändert 1 Mrd Euro.
Auch im grenzüberschreitenden Kapitalverkehr zeichnet sich eine Rückkehr zur Normalität ab. Nachdem
in den Jahren 2009 und 2010 Auslandsforderungen und -verpflichtungen tendenziell abgebaut worden waren, spiegelt
das erste Quartal 2011 eine Trendwende wider.
Im Bereich internationaler Unternehmensbeteiligungen übertrafen die Investitionen des ersten Quartals die
Gesamtergebnisse des Jahres 2010. Österreichs Direktinvestoren veranlagten im ersten Quartal 2011 beinahe
10 Mrd Euro im Ausland. Unerwartet hoch war auch der Zustrom an ausländischem Kapital in heimische Unternehmen
mit 6 Mrd Euro. Dazu ist einschränkend anzumerken, dass die Umstrukturierung des Porsche-Konzerns nicht unerheblich
zur Aufblähung der Bruttowerte beigetragen hat.
Österreichs Wertpapierforderungen im Ausland wurden im ersten Quartal 2011 netto um 3,7 Mrd Euro aufgebaut,
wobei sowohl Aktien (0,2 Mrd Euro) und Investmentzertifikate (1,4 Mrd Euro) als auch verzinsliche Wertpapiere (2,0
Mrd Euro) auf Interesse stießen. Als Indiz für die anhaltende Vorsicht der Investoren angesichts bestehender
Risiken, mag die überragende Rolle kurz laufender Geldmarktpapiere gelten.
Österreichische Schuldner konnten im ersten Quartal 2011 in erheblichem Umfang (+6,7 Mrd Euro) auf ausländische
Finanzierungen zurückgreifen (erstes Quartal 2010: -3,5 Mrd Euro). Anteilspapiere heimischer Emittenten wurden
für netto 0,9 Mrd Euro an das Ausland verkauft. Bei den verzinslichen Wertpapieren beschränkte sich der
Auslandsabsatz auf Geldmarktpapiere (+7,5 Mrd Euro), die zu 80% vom Staat emittiert worden waren. Bei langfristigen
Wertpapieren kam es dagegen netto zu einem Rückfluss aus dem Ausland (-1,7 Mrd Euro).
Deutliche Zeichen einer Normalisierung sind auch im internationalen Zwischenbankgeschäft zu registrieren.
Österreichs Banken bauten im Ausland Einlagenforderungen von 12,4 Mrd Euro auf, während gleichzeitig
die Auslandsverpflichtungen aus Sicht- und Termineinlagen um 11,1 Mrd Euro anstiegen. Auch die Kreditvergabe an
ausländische Schuldner erreichte mit 4,8 Mrd Euro ein beachtliches Volumen. |