St. Pölten (nöwpd) - Da der Mangel an Fachkräften in einigen
Bereichen der Industrie schon dazu geführt hat, dass Aufträge nicht mehr angenommen werden können,
spricht sich die Industriellenvereinigung (IV) dafür aus, mit dem Anwerben solcher Personen auch Österreichs
Botschaften und Außenhandelsstellen zu befassen bzw. sie als informelle Anlaufstellen zu nutzen. Das Fachkräfteproblem
sowie die Verknappung und enorme Verteuerung bestimmter Rohstoffe dämpfen jedenfalls die Freude der Industrie
daran, dass sich die Wirtschaftsdynamik normalisiert hat und die Erholungsphase in einen selbst tragenden Konjunkturaufschwung
übergegangen ist. Grundlage dafür seien neben dem Anziehen der Aufträge aus dem Ausland die steigende
Binnennachfrage sowie die steigenden Ausrüstungsinvestitionen.
Die Wachstumsraten werden allerdings zurückgehen und die Dynamik sich abschwächen, betont IV-Generalsekretär
Christoph Neumayr, der auf den historischen Rekord von 3,28 Millionen Beschäftigten verweist. Obwohl der Konjunkturaufschwung
noch keinesfalls zu Ende sei, sieht IV-Chefökonom Christian Helmenstein ein Fragezeichen in der Bauwirtschaft,
da diese noch nicht wirklich ihren Rückstand habe aufholen können.
In Niederösterreich gibt sich die Industrie vorsichtig. Zwar habe auch hier der Aufschwung an Breite deutlich
zugenommen, aber in einzelnen Vorlaufindikatoren sieht sie erste Anzeichen für eine mögliche Abschwächung,
wobei insbesondere internationale Störfaktoren eine dominierende Rolle spielen. Der Saldo aus Positiv- und
Negativmeldungen hat sich beim Auftragsstand von 62 auf 93 Prozent erheblich verbessert und bei den Exportaufträgen
von 76 auf 89 Prozent. Zwei Drittel der Unternehmen rechnen damit, dass auch in sechs Monaten gute Geschäfte
zu machen sind. Während nur drei Prozent steigende Erträge erwarten, rechnen 97 Prozent mit einer Stagnation,
wobei den Rohstoffpreisen die größte Sorge gilt.
Um die Breite des Aufschwungs zu sichern, sollten die dringend erforderlichen Reformen rasch umgesetzt werden,
meint Michaela Roither, Landesgeschäftsführerin der IV Niederösterreich. Um ihre Wettbewerbsfähigkeit
und Tausende Arbeitsplätze aufrecht zu erhalten, brauche die Industrie optimale Rahmenbedingungen. Immer neue
Forderungen nach zusätzlichen Belastungen der Unternehmen dagegen würden in der derzeitigen Situation
dem Wirtschaftsstandort mehr denn je schaden. |