Antrittsrede der neuen Bundesratspräsidentin Susanne Neuwirth
Wien (pk) - Kritik am Bundesrat ist in letzter Zeit leiser geworden, stellte die neue Bundesratspräsidentin
Susanne Neuwirth in ihrer Antrittsrede eingangs der 799. Sitzung des Bundesrates am 21.07. mit Freude fest. Hie
und da immer noch geäußerte Forderungen nach einer Abschaffung der Länderkammer bezeichnete Neuwirth
als kontraproduktiv, weil der Bundesrat ein Bindeglied zwischen Bund, Ländern und Gemeinden darstellt und
es ohne eine Länderkammer unmöglich wäre, eine bürgernahe und verständliche Politik im
Interesse der Menschen zu gestalten. Als Beispiel verwies die neue Bundesratspräsidentin auf jüngste
erfolgreiche Initiativen des Bundesrates für eine einfachere und zukunftsweisende Verwaltung und erinnerte
insbesondere an den Gesetzesantrag des Bundesrates zur Stärkung der Gemeinden und zur Erweiterung ihrer Kooperationskompetenzen.
Der Bundesrat wird diese wichtige Neuerung heute verabschieden und damit zeigen, dass die Zusammenarbeit im Bundesrat
weit über Parteigrenzen hinweg erfolgreich funktioniert. Ihren ausdrücklichen Dank sprach Bundesratspräsidentin
Neuwirth in diesem Zusammenhang ihrem Amtsvorgänger Gottfried Kneifel aus.
Diskussionen über Veränderungen im Bundesrat, etwa über die Einführung eines tatsächlichen
Vetos, verschließe sie sich nicht, sagte Neuwirth und machte auf die diesbezüglichen Vorschläge
ihres Salzburger Amtsvorgängers Manfred Gruber aufmerksam.
Mit seiner Initiative zur Erweiterung der Gemeindekooperationen habe sich der Bundesrat als Motor und treibende
Kraft erwiesen, dass soll auch in Zukunft so bleiben, sagte Neuwirth und kündigte ein bis zwei selbständige
Anträge pro Halbjahr in der Länderkammer an. Ihr konkreter Vorschlag lautete auf die verfassungskonforme
Einrichtung von Bildungsdirektionen in den Bundesländern, für Neuwirth ein wichtiger Schritt auf dem
Weg einer modernen Bildungspolitik.
In ihrer Funktion als Bundesratspräsidentin setzt Susanne Neuwirth auf die Zusammenarbeit mit der Vorsitzenden
der Landeshauptleutekonferenz, Gabi Burgstaller, und auf eine sachliche Diskussion über die Vorschläge
der Länder für eine Verwaltungsreform. Auf EU-Ebene will die neue Bundesratspräsidentin den erfolgreichen
und aktiven Kurs der Länderkammer bei der Subsidiaritätsprüfung fortsetzen und den Bundesrat als
starke Stimme der Länder auf europäischer Ebene positionieren.
Die jüngsten Initiativen und Erfolge des Bundesrates zeigen, was gelebter Föderalismus im Interesse der
BürgerInnen erreichen kann, sagte Neuwirth. Diesen Kurs will die neue Präsidentin der Länderkammer
gemeinsam mit ihrem Amtsvorgänger und ihrem Amtsnachfolger – Neuwirth sprach ausdrücklich von einer Troika
– fortzusetzen.
Schließlich gab die neue Bundesratspräsidentin auch ihrer Freude darüber Ausdruck, dass mit Barbara
Prammer, Gabi Burgstaller und ihr selbst nun drei Frauen zentrale Positionen in der Republik einnehmen. An dieser
Stelle unterstützte Präsidentin Neuwirth den Wunsch emanzipationsorientierter Frauen und Männer
nach einer Änderung der der Bundeshymne. Parlamentarier wissen um die Macht der Sprache, sagte Neuwirth und
bekannte sich zu einer engagierten und zukunftsorientierten Zusammenarbeit im Bundesrat. |