Offene Punkte zu Mailänder Abkommen
Bozen (lpa) - Zwar ist das Mailänder Abkommen, mit dem die Finanzierung der Südtiroler
Autonomie auf neue Beine gestellt worden ist, bereits seit Anfang 2010 in Kraft, die zugehörigen Durchführungsbestimmungen
zum Autonomiestatut sind aber noch ausständig. Am 28.07. hat sich Landeshauptmann Luis Durnwalder mit Minister
Roberto Calderoli getroffen, um mit ihm die noch offenen Punkte zu diskutieren.
Calderoli, Minister für die Verfahrensvereinfachung, ist einer der Unterzeichner des Mailänder Abkommens,
das das Finanzsystem Südtirols sowie des Trentino umgekrempelt hat. Um das Abkommen gänzlich umsetzen
zu können, bedarf es mehrerer Durchführungsbestimmungen zum Autonomiestatut. "Auf technischer Ebene
sind schon Vorschläge für die Bestimmungen ausgearbeitet worden, allerdings sind einige Punkte noch offen,
weil diese auf politischer Ebene geklärt werden müssen", so Landeshauptmann Durnwalder, der heute
zu diesem Zweck gemeinsam mit seinem Amtskollegen aus der Trentiner Landesregierung, Lorenzo Dellai, mit Minister
Calderoli zusammengetroffen ist.
Einer der offenen Punkte betrifft den Spielraum der Länder und Gemeinden in der Steuergesetzgebung. "Wir
wollen erreichen, dass die Länder und Gemeinden in Bereichen, für die sie zuständig sind, auch eigene
Abgaben einheben können", so der Landeshauptmann, der sich am Modell der Tourismusabgabe anlehnt. Zudem
soll - wie dies bereits im Mailänder Abkommen vorgesehen ist - noch einmal festgeschrieben werden, dass die
Länder vom Staat vorgesehene Steuerzuschläge auch auf Null reduzieren können. "Damit würden
wir diese Materie ein- für allemal regeln und Anfechtungen verhindern, wie sie uns bei der IRPEF-Reduzierung
ins Haus geflattert sind", so Durnwalder.
Ebenfalls noch einmal festgeschrieben werden soll das Prinzip, das eine ganz besondere Art der Gleichstellung von
Ländern mit Normal- und solchen mit Sonderstatut betrifft: "Wir fordern, dass - wie uns dies bereits
zugesagt worden ist - Länder mit Sonderstatut in jenen Bereichen an solche mit Normalstatut angeglichen werden,
in denen letztere besser gestellt sind als wir", erklärt der Landeshauptmann.
Ein weiterer offener Punkt betrifft die Verwaltungsstrafen. Hier fordern Südtirol und das Trentino, an den
Einnahmen aus den Strafbescheiden beteiligt zu werden, wann immer sie auch an der Einhebung der Strafen beteiligt
seien. Betroffen sei, so Durnwalder, etwa der Bereich des Gesundheitswesens. Und auch bei Steuerkontrollen wollen
die Länder künftig mitreden: "Unser Vorschlag ist eine paritätisch besetzte Kommission, die
über die zu kontrollierenden Gruppen, aber auch über Art und Abwicklung der Kontrollen mitbestimmt",
so der Landeshauptmann.
Offen sind darüber hinaus noch einige Fragen zur Anwendung des Stabilitätspaktes. So haben Durnwalder
und Dellai zum wiederholten Male gefordert, dass der Stabilitätspakt bei den selben Geldern nicht doppelt
angewandt werde, wenn mehrere Verwaltungen betroffen seien. Dies sei etwa bei Gemeinden und Körperschaften
der Fall. "Wichtig ist, dass das Ergebnis stimmt und die Vorgaben des Stabilitätspakts unterm Strich
eingehalten worden sind", so Durnwalder. Letztendlich solle es, so die Forderung der Länder, um die Einhaltung
der Saldi gehen. "Solange wir die finanzielle Vorgabe des Staates einhalten, wollen wir entscheiden, wie wo
wieviel gespart wird", so der Landeshauptmann.
Schließlich ging es heute auch noch um offene Schulden Roms. "Rom schuldet uns noch aus den Jahren vor
2010, also noch vor Inkrafttreten des Mailänder Abkommens Gelder, die aus den so genannten Sektorengesetzen
stammen", so Durnwalder. Die Regierung argumentiere nun, dass das Mailänder Abkommen in diesem Bereich
rückwirkend anzuwenden sei, nachdem mit diesem die Zuweisungen aus den Sektorengesetzen für Südtirol
und das Trentino abgeschafft worden seien. "Wir bestehen aber darauf, dass die Rechtslage von damals zur Anwendung
kommt, dass wir die Gelder also ausbezahlt bekommen", so der Landeshauptmann. Allein im Gesundheitsbereich
habe sich eine Summe von rund 47 Millionen Euro angehäuft.
Minister Calderoli habe sich die Argumente der beiden Landeshauptleute heute aufmerksam angehört, sich allerdings
ausbedungen, diese noch in den Ministerien und der Regierung zu diskutieren. "Spätestens bis zur nächsten
Sitzung der Sechser- bzw. Zwölferkommission sollten wir aber eine Antwort haben", so Durnwalder. |