Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Juli mit 50,8 Punkten am niedrigsten Stand seit 20 Monaten
– damit nur noch knapp über der Wachstumsschwelle
Wien (ba) - Das Ende eines zweijährigen Höhenflugs der österreichischen Industrie
kündigt sich an. „Aufgrund rückläufiger Aufträge aus dem In- und Ausland haben die heimischen
Industrie-unternehmen im Juli ihre Produktion im Vergleich zum Vormonat gedrosselt. Die Einkaufsmenge wird zurückgefahren,
die Vormateriallager sinken. Noch entstehen im Sektor jedoch neue Jobs“, fasst Bank Austria Chefökonom Stefan
Bruckbauer die aktuellen Ergebnisse der Umfrage unter Österreichs Einkaufsmanagern zusammen. „Der Bank Austria
Einkaufsmanagerindex ist im Juli auf 50,8 Punkte gesunken, den tiefsten Stand seit Dezember 2009. Der Indikator
geht bereits den fünften Monat in Folge zurück und liegt nur noch geringfügig über der Wachstumsschwelle
von 50 Punkten“, so Bruckbauer.
Erstmals seit zwei Jahren haben die österreichischen Industrieunternehmen ihre Produktions-leistung im Vergleich
zum Vormonat verringert. „Der Produktionsindex sank als Folge von spürbaren Auftragseinbußen im Juli
auf 49,7 Punkte“, sagt Bruckbauer. Der Rückgang der Neuaufträge hat sich weiter verstärkt, da die
Investitionsbereitschaft der Kunden abgenommen hat. „Die Nachfrage aus dem Ausland wird verhaltener. Vor allem
österreichische Vorleistungs- und Investitionsgüter waren im Juli auf den Exportmärkten weniger
gefragt. Dagegen konnten die Konsumgüterhersteller weiter einen Zuwachs verzeichnen“, so Bruckbauer.
Aufgrund der niedrigeren Produktionsanforderungen haben die österreichischen Industrieunternehmen erstmals
seit knapp mehr als 18 Monaten im Juli die Einkaufsmenge reduziert, wobei insbesondere Investitionsgütererzeuger
die Volumina senkten. Lieferschwierigkeiten bei Vormaterialien und Rohstoffen traten kaum mehr auf, was den Anstieg
der Lieferzeiten dämpfte. „Die Vormateriallager sanken infolge der reduzierten Einkaufsmenge im Juli erstmals
seit Herbst 2010 geringfügig, da viele Unternehmen vor dem Hintergrund sinkender Neuaufträge und geringerer
Produktion eine Optimierung der Lagerhaltung anstreben. Die Verkaufslager sind aufgrund der schwachen Nachfrage
dagegen weiter gestiegen“, so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Trotz der rückläufigen Auftrags- und Geschäftsentwicklung werden in der österreichischen Industrie
vorerst weiter neue Jobs geschaffen. „Seit April 2010 wird ununterbrochen Beschäftigung aufgebaut, sodass
mittlerweile über 573.000 Menschen in der Sachgüter-erzeugung tätig sind, damit fast 2 Prozent mehr
als im Vorjahr. Die Abschwächung der Industriekonjunktur zeigt jedoch bereits Auswirkungen auf das Beschäftigungswachstum,
das seit rund einem halben Jahr kontinuierlich abnimmt“, analysiert Pudschedl die Situation.
„Die sich verschlechternden Rahmenbedingungen für die heimische Industrie führten zwar zu einer erheblichen
Verlangsamung der Preissteigerungen von Vormaterialien und Rohstoffen, insgesamt blieb der Kostenauftrieb jedoch
auf hohem Niveau. Die Verkaufspreise stiegen im Juli nur wenig, da nur rund zehn Prozent der befragten Unternehmen
in der Lage waren, die gestiegenen Einkaufspreise über höhere Verkaufspreise auf ihre Kunden zu überwälzen“,
so Bruckbauer. Damit ist die Ertragslage der österreichischen Industrieunternehmen weiterhin angespannt.
Der dynamische Industrieaufschwung, der die gesamtwirtschaftliche Erholung in den vergangenen zwei Jahren antrieb,
steht nunmehr vor seinem Ende. Auf breiter Front zeigt die Juli-Umfrage unter Österreichs Einkaufsmanagern
eine Abkühlung der Industriekonjunktur. Das aktuelle Verhältnis des Index für Neuaufträge zu
jenem der Lagerbestände ist weiter gesunken und weist auch in den kommenden Monaten auf einen Produktionsrückgang
im Vergleich zum jeweiligen Vormonat hin. Zweistellige Produktionszuwächse im Jahresvergleich, wie sie in
den ersten Monaten des laufenden Jahres zu verzeichnen waren, gehören damit der Vergangenheit an. „Die Industrie
und damit auch die Gesamtwirtschaft werden in den kommenden Monaten ein erheblich gemächlicheres Wachstumstempo
anschlagen. Wir gehen weiterhin von einem Plus der Industrieproduktion um 8 Prozent im Jahresdurchschnitt 2011
aus. Damit wird die Industrieproduktion der Hauptmotor des Wachstums der österreichischen Wirtschaft von erwarteten
3,1 Prozent sein“, so Bruckbauer. Im Jahr 2012 wird die wirtschaftliche Dynamik jedoch deutlich zurückhaltender
ausfallen. |