LR Widmann im Halbzeitgespräch  

erstellt am
27. 07. 11

Bozen (lpa) - Nutzer- und umweltfreundlicher soll sich der öffentliche Nahverkehr in Südtirol entwickeln. Dies hat Mobilitätslandesrat Thomas Widmann im Gespräch zur Legislatur-Halbzeit angekündigt und auch konkrete Vorhaben angesprochen: die Erneuerung der Flotte, eine mögliche Elektrifizierung der Vinschger Bahn, den Ausbau des E-Bike-Angebots, aber auch ein übersichtliches Tarifsystem samt Contactless-Tickets.
   

In den letzten Jahren war es der massive Ausbau des Angebots, die Koordination von Bahn und Bus, die Umsetzung des Südtiroltakts sowie die Sanierung von Bahnhöfen und -linien, die das Programm des Mobilitätslandesrats dominiert haben. Nachdem diese Modernisierungsschritte nun aber so gut wie abgeschlossen sind, geht der Blick der Landesregierung in eine neue Richtung: jene der Steigerung von Nutzerfreundlichkeit und Nachhaltigkeit der öffentlichen Mobilität in Südtirol.

In ersteren Bereich fallen bereits die massiven Investitionen, die das Land in das Rollmaterial und die Sanierung der Bahnhöfe getätigt hat, nun geht es auch um eine bessere Kundeninformation. "Auf den wichtigsten Linien geht es etwa darum, Echtzeit-Infosysteme zu schaffen, die den Fahrgästen nicht nur die Fahrplaninformationen bieten, sondern dank GPS anzeigen, wann ein Bus tatsächlich an einer Haltestelle einfahren wird", so Widmann heute.

Darüber hinaus wird mit dem neuen Jahr das Südtirol-Abo kommen und mit ihm zwei wesentliche Neuerungen: zum einen ein vereinfachtes Tarifsystem, zum anderen das Contactless-Ticket, das ein Ein- und Aussteigen in Busse und Bahn ermöglicht, ohne ein Ticket händisch entwerten zu müssen. "Ich bin sicher, dass schon in wenigen Jahren jeder Südtiroler ein solches Abo in der Tasche haben wird, egal, ob er öffentliche Verkehrsmittel oft oder nur selten verwendet", so der Landesrat. Damit auf der entsprechenden Chipkarte zudem auch andere Daten gespeichert werden können (Widmann nennt Skipässe, die Museumscard, Abos für Schwimmbäder oder Hotelleistungen als Beispiele), wird sie für alle Lesesysteme kompatibel sein.

In Sachen Umweltfreundlichkeit setzt man dagegen auf eine neue Flotte, deren Umstellung bereits mit dem Ankauf von neuen Euro-5-Bussen sowie der ersten Flirtzüge begonnen hat. Nun werden schon im Herbst dieses Jahres drei Hybridbusse folgen, ab 2012 werden fünf Wasserstoffbusse im Einsatz sein, acht neue Flirtzüge werden ebenfalls angekauft und - im klassischen Dachmarken-Design - eingesetzt. "Damit werden unsere Südtirol-Züge auf allen Strecken im Land unterwegs sein", so der Landesrat, der einen weiteren Vorteil der neuen Flirtzüge nennt: Sie alle werden mit Wifi ausgestattet, also mit drahtlosen Internetzugängen, die von den Fahrgästen genutzt werden können.

Längerfristig im Auge behält man dazu die Elektrifizierung der Vinschger Bahnstrecke. "Sie ist derzeit nur aufgeschoben und nicht etwa aufgehoben", erklärt Widmann. Dies vor allem, weil die Elektrifizierung eine enorme Entlastung für die Umwelt darstellen würde. "Wir würden pro Jahr rund 4,2 Millionen Kilogramm CO2 einsparen", so der Landesrat, "das entspricht dem Ausstoß von rund 1700 Autos." Strom, wenn auch vorerst nicht für den Bahnbetrieb, liefern darüber hinaus die Photovoltaik-Anlagen, die auf den Dächern der Südtiroler Bahnhöfe montiert worden sind - auch dies als Beitrag zur Steigerung der Nachhaltigkeit des öffentlichen Nahverkehrs.

Der Solarstrom könnte unter anderem in die E-Bikes fließen, in die das Land massiv investieren will. "Ich bin sicher, dass der Bereich E-Bike eine riesige Zukunftschance ist, vergleichbar mit dem Carvingski beim Skifahren", erklärt Widmann. Dank eines Angebots an E-Bikes könnten auch Untrainierte für das Radfahren und damit für Südtirol als Radtourismusland gewonnen werden. Aus diesem Grund sollen die Radverleihstationen entlang der Bahnstrecken auch mit entsprechenden E-Bikes ausgestattet werden.

Ein weiteres Ziel in Sachen Umweltfreundlichkeit ist schließlich, drei autofreie Gemeinden in Südtirol zu schaffen. "In diesen Gemeinden soll es ausschließlich eine klimafreundliche Mobilität geben", so Widmann, der betont, dass dies nicht nur ein Beitrag zum Klimaschutz sei, sondern auch eine handfeste wirtschaftliche Chance, etwa in Form eines Alleinstellungsmerkmals auf den Tourismusmärkten.

Einen Blick hat Widmann heute schließlich auch auf die individuelle Mobilität geworfen und in diesem Zusammenhang vor allem die Sicherheit. "Wir sind überzeugt davon, dass der Safety Park die Sicherheit auf unseren Straßen erhöht und das Unfallrisiko durch eine entsprechende Ausbildung gesenkt wird", so der Landesrat, der auf Studien verweist, die dies bewiesen. Aus diesem Grund sei eine reine Kostendiskussion rund um den Safety Park auch verkürzt: "Wer den Safety Park rein an Zahlen messen will, der soll sich neben den Kosten auch den wirtschaftlichen Nutzen des Parks vor Augen führen, etwa in Form des entgangenen volkswirtschaftlichen Schadens, der sich aus jedem einzelnen verhinderten Unfall ergibt", so Widmann. "Es ist demnach eine Einrichtung, die uns hilft, auf lange Sicht viel Geld zu sparen."
   

Schneller zu Gewerbeland, neue Handelsordnung
In der Wirtschaftspolitik verfolgt Landesrat Thomas Widmann zwei konkrete Vorhaben: Im Zuge der Reform der Gewerbegebiete sollen Unternehmer schneller zu Gewerbeland kommen. „Vom ersten Ansuchen bis zur Grundsteinlegung sollen in Zukunft nicht mehr als sechs Monate vergehen“, so Widmann. Außerdem will der Landesrat über neue Handelsbestimmungen die Nahversorgung nachhaltig stärken.

Beim Mediengespräch zur Legislaturmitte hat Landesrat Widmann heute (26. Juli) in Afing die Voraussetzungen definiert, die für ihn Südtirol zu einem zukunftsfähigen Wirtschafts- und Lebensraum machen: „Südtirol muss sich als Land auf seine Stärken konzentrieren. Diese reichen vom hohen Lebensstandard, der regionalen Vernetzung und den regionalen Kreisläufen bis hin zur Natur- und Kulturlandschaft. Südtirol braucht innovative Bildungsstrukturen ebenso wie Unternehmen in Zukunftsbranchen, um sich zu behaupten.“

Ein zentraler Baustein in Widmanns Zukunftsperspektiven sind die Zusammenarbeit und die Kooperationen auf regionaler und lokaler Ebene. Damit hierzulande der Nahversorgung und der Ortsentwicklung der notwendige Stellenwert zuerkannt wird, setzt der Wirtschaftslandesrat auf zwei konkrete Maßnahmen: Die Reform der Gewerbegebiete und die Unterstützung der Nahversorgung über neue Handelsbestimmungen.

Was die Gewerbegebiete betrifft, hat Widmann beim Halbzeitgespräch Klartext gesprochen: „Wir wollen weg von den Enteignungen. Das heute gültige Regelwerk mag vor Jahrzehnten notwendig gewesen sein, jetzt haben die Enteignungen große Nachteile und verzögern bzw. erschweren die Zuweisung von Gewerbegrund. In Bozen Süd bemühen sich manche Unternehmer seit sieben Jahren um Gewerbeland. Das ist nicht tragbar, so lange kann ein Unternehmen nicht warten und so lange warten Unternehmen nicht. Die Folgen sind Abwanderung einhergehend mit dem Verlust von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung. Deshalb ist es mein Ziel, dass Unternehmen künftig in durchschnittlich sechs Monaten zu Gewerbeland kommen.“

Landesrat Widmann möchte die Enteignungen bis auf ganz wenige, genau definierte Ausnahmen abschaffen und die Zwischenschritte verkürzen. Ziel sind klare, wenige und effiziente Standards bei Ausweisung und Planung. In den Bauleitplänen soll definiert sein, wo Gewerbegebiete entstehen und sich entwickeln, in den Durchführungsplänen sollen Regeln und Vorgaben bei der Planung festgelegt sein. „In Zukunft soll der Unternehmer nach der Ausweisung des Gewerbegebietes über Privatverhandlungen in vordefinierten Zeiten zu seiner Baukonzession kommen“, so der Landesrat.

Die derzeitige Reglementierung bei der Zuweisung von Gewerbeland nannte Widmann als Beispiel für eine überbordende Gesetzgebung: „Die Landesregierung wird ständig an der Zahl der Gesetze gemessen, die sie vorbereitet. Wäre es nicht angemessen, wenn man die Anzahl der Gesetze als Maßstab heranzieht, die wir abschaffen? Die Normierung in jedem Bereich behindert die nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft."

Auch was die Nahversorgung angeht, steht für Landesrat Widmann fest, dass die derzeitigen gesetzlichen Regelungen nicht mehr der Entwicklung der Gesellschaft entsprechen. Innerhalb eines Jahres will er deshalb neue Handelsbestimmungen erlassen, die zur wirklichen Stärkung der Ortskerne beitragen und die Errichtung von Handels-Ensembles regeln. „Derzeit haben wir Gesetze, die außerhalb der Dörfer fast alles zulassen. Ich finde, dass die derzeitigen Normen schädigend für den ganzen Handel sind. Warum schaffen wir das bestehende Gesetz deshalb nicht ab oder erneuern es grundlegend?“, fragte Widmann. In den Ortskernen sei derzeit quasi keine Entwicklung möglich, die Freiheit, die propagiert werde, gebe es nicht, so Widmann und gab selbst eine Antwort auf seine Frage: „Per Gesetz wollen wir innerhalb eines Jahres die Handelsensembles reduzieren und in den Ortskernen mehr zulassen, so dass sich unsere Dörfer weiter als gewachsene Einkaufszentren entwickeln können.“

In die Unterstützung der Nahversorgung will Widmann aber nicht nur den Handel einbezogen sehen, sondern auch das Handwerk. „Genau so wichtig wie ein Lebensmittelgeschäft ist der Elektriker, der im Ort seine Tätigkeit ausübt. Deshalb ist es mir ein Anliegen, dass unsere klein strukturierten Betriebe gestärkt werden und dadurch ihre Wertschöpfung steigern können. Dies wollen wir mit einem ganzen Maßnahmenpaket erreichen“, erklärte Widmann. Zu diesem Paket gehören unter anderem die Förderung von Kooperationen, die Professionalisierung der Betriebsstrukturen, die Exportsteigerung, der Bürokratieabbau und eine enge Abstimmung zwischen Schule und Betrieb. Besonders die Unterstützung der Bildungspolitik ist dem Wirtschaftslandesrat wichtig: „Wir müssen unsere Jugend auf lebenslanges Lernen vorbereiten. Südtirol muss ein Standort für schlaue Köpfe werden, deshalb hat die Aus- und Weiterbildung in den Unternehmen, aber auch die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Schulen Priorität.“
   

Neue Verkehrskonzepte im Blick
Wer glaubt, die Entwicklung des Angebots im öffentlichen Nahverkehr Südtirols sei zu Ende, den hat Mobilitätslandesrat Thomas Widmann im Gespräch zur Legislatur-Halbzeit eines besseren belehrt. Mit Tourismuszug und Metrobus, der "StadtBergBahn" oder einem neuen Verkehrskonzept für die Tourismushochburg Meran-Schenna-Tirol gibt’s bereits eine Reihe konkreter Entwicklungsprojekte.

Angespornt vom enormen Erfolg der neuen Rittner Seilbahn (mit 280.000 Fahrten pro Jahr vor und rund 1,4 Millionen nach der Inbetriebnahme), bastelt man im Mobilitätsressort des Landes gemeinsam mit den jeweils betroffenen Gemeinden an maßgeschneiderten Lösungen ganz anders gelagerter Mobilitätsprobleme. Im Pustertal (und darüber hinaus) etwa soll der Tourismuszug für einen zusätzlichen Aufschwung sorgen. Dieser Zug wird die großen Skigebiete miteinander verbinden und so ein ganz neues Skierlebnis ermöglichen. "Mit einer Haltestelle in Vierschach und dank des neuen Bahnhofs Percha soll es künftig möglich sein, auf den Skiern von Sexten nach Vierschach und von dort per Zug zum Bahnhof Percha zu gelangen, von wo aus eine Verbindung mit dem Kronplatz möglich ist", so Widmann heute. Auch das Skigebiet Gitschberg und nicht zuletzt die Plose könnten an dieses System angebunden werden - mit neuen Seilbahnverbindungen (in Brixen läuft diese unter dem Titel "StadtBergBahn") von den jeweiligen Bahnhöfen aus.

Eine neue Seilbahnverbindung könnte auch helfen, um etwa das Verkehrsproblem in den Tourismushochburgen Meran, Tirol und Schenna zu vermindern, die jeweils mit rund einer Million Nächtigungen aufzuwarten haben. "Selbstverständlich werden wir ein solches Projekt nur mit Zustimmung der Bevölkerung angehen, es wäre aber eine Chance, der Verkehrsströme in diesem Ballungsraum einigermaßen Herr zu werden", so der Landesrat. Selbiges - nämlich die Einbeziehung der Bevölkerung bzw. der betroffenen Gemeinden - ist auch für die Erneuerung der Seilbahnverbindung von Bozen nach Jenesien vorgesehen. Auch hier geht es darum, eine Lösung zu finden, die den Bedürfnissen der Nutzer entgegenkommt, etwa durch eine geeignete Verlegung der Talstation.

Eingegangen ist Landesrat Widmann in seinem Halbzeitgespräch auch auf die angestrebte Lösung des Verkehrsproblems im Ballungsraum Bozen-Überetsch. "Die Landesregierung, das möchte ich hier noch einmal betonen, hat immer versprochen, dass sie eine moderne Lösung vorantreibt, wir haben aber niemandem eine Bahn oder eine Tram zugesagt", so Widmann. Derzeit stünde deshalb in erster Linie das Konzept eines Metrobusses - auch in Verbindung mit einer innerstädtischen Tramlinie - zur Debatte. Ein Metrobus funktioniere ähnlich wie eine Tram: Durch die Schaffung von Vorzugsspuren und intelligenten Ampelsystemen hätten die Busse freie Fahrt und könnten auch dichte Fahrpläne einhalten, nachdem sie aber auf Rädern verkehren seien sie wesentlich flexibler einsetzbar.

Das nun vorliegende Konzept sieht einen Metrobus vor, der das Überetsch im Viertelstundentakt an Bozen anbinden würde, zu Stoßzeiten könnte sogar alle sechs Minuten ein Bus verkehren. Das Konzept ist allerdings auch als Kombination Metrobus-Tram denkbar. In diesem Fall würde der Metrobus zunächst bis zum Knotenpunkt Sigmundskron fahren. Die Passagiere könnten dort entscheiden, ob sie - immer per Metrobus - beispielsweise zum Krankenhaus, nach Gries, zum Mazziniplatz oder zur Talferbrücke weiterfahren oder doch lieber auf eine innerstädtische Tramlinie umsteigen wollten, die sie über die Drususallee zum Bahnhof bringen könnte. Denkbar wäre zudem, die Tramlinie unter Nutzung der bestehenden Gleise bis Terlan zu verlängern.

Die Verwirklichung einer der Verkehrslösungen für das Überetsch ist auch eine Kostenfrage. Die Umsetzung des Metrobus-Konzepts würde rund 70 Millionen Euro kosten, die Kombination aus Metrobus und Tram rund 139 Millionen Euro, für eine Tram- oder MiniMetro-Verbindung zwischen Bozen und Überetsch werden über 200 Millionen Euro veranschlagt. "Wir werden nun mit der betroffenen Bevölkerung und den Gemeinden reden, ich rechne aber damit, dass wir noch innerhalb dieses Jahres gemeinsam zu einer Entscheidung kommen", so Widmann.
   

Personal: Anreize schaffen, einsparen
Das Humankapital des Landes steigern, und zwar nicht durch weitere Aufnahmen (im Gegenteil), sondern durch eine gezielte und stetige Ausbildung sowie durch die Schaffung von Anreizen: Dies ist das Ziel, das Landesrat Thomas Widmann im ihm übertragenen Personalbereich verfolgt. Im Gespräch in Afing hat er seine Strategien erläutert.

Nahezu Jahr für Jahr übernehme das Land neue Kompetenzen, trotzdem sei es gelungen, den Personalstand etwa in der Verwaltung in den letzten Jahren abzubauen. "Wir haben seit 2004 200 Stellen abgebaut, indem wir Verwaltungsabläufe effizienter gestaltet und Bürokratie abgebaut haben", so Widmann heute. Bei den 200 Stellen soll es dabei nicht bleiben. Vielmehr werden in den kommenden drei Jahren in Bildung und Verwaltung 555 Stellen dazukommen, die gestrichen werden. "Allerdings braucht niemand zu fürchten, dass er deshalb entlassen wird", so der Landesrat. Vielmehr gestaltet man den Stellenabbau so, dass etwa Stellen pensionierter Mitarbeiter nicht nachbesetzt werden.

Dass dies überhaupt möglich ist - die Qualität der Verwaltung zu wahren, gleichzeitig aber Stellen abzubauen - liege zum einen daran, dass die Verwaltungsabläufe modernisiert und verschlankt würden, zum anderen setze man auch darauf, das vorhandene Potential besser auszuschöpfen. So setze man auf eine stetige und gezielte Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter des Landes und in diesem Zusammenhang vor allem auf neue Schulungsmethoden von Führungskräften, denen laut dem Personallandesrat eine besondere Rolle zukomme.

In Sachen Weiterbildung konnte Widmann heute erstaunliche Zahlen präsentieren. So wurde das Angebot in den letzten drei Jahren zwar stetig ausgebaut (und auch verstärkt genutzt) gleichzeitig konnten die Kosten dafür aber gesenkt werden. So wurden 2009 noch 640 Weiterbildungstage angeboten, die von 6795 Mitarbeitern genutzt worden sind, 2010 waren es bereits 807 Tage, die von 9120 Mitarbeitern in Anspruch genommen worden sind. Die Ausgaben beliefen sich 2009 noch auf 1,32 Millionen Euro, 2010 waren es dagegen nur mehr 1,24 Millionen Euro. Die Kosten je Teilnehmer sind damit von 194 auf 136 Euro gesunken.

Neben der Ausbildung will Widmann auch verstärkt auf Leistungsanreize setzen: "Fleiß, Initiative und Kreativität sollen sich schließlich auch im öffentlichen Dienst lohnen", so der in der Landesregierung für das Personal zuständige Landesrat, der an eine Überarbeitung der Lohnelemente denkt. "In Zeiten steigender Haushalte konnten noch die meisten Forderungen der Gewerkschaften erfüllt werden, heute müssen wir schauen, durch einen gezielten Einsatz der Ressourcen Mittel freizuschaufeln, die wiederum zur Steigerung der Produktivität eingesetzt werden können", so Widmann, dessen Credo bleibt: "Wir müssen Beamte und Mitarbeiter als Team fördern, das die nötigen Mittel und Rahmenbedingungen für ein sinnvolles, professionelles und befriedigendes Arbeiten für die Bevölkerung vorfindet und nützt."
   

Neue Prinzipien bei der Wirtschaftsförderung
Die Förderungspolitik von Landesrat Thomas Widmann soll künftig auf den Säulen Ethik und Nachhaltigkeit fußen. „Der Förderschwerpunkt soll nicht mehr bei Maschinen oder Hallen liegen, sondern bei denjenigen Unternehmern die nachhaltig und mitarbeiterorientiert wirtschaften“, erklärte Landesrat Widmann.

Bereits seit der Übernahme des Handels-, Handwerks- und Industrieressorts zu Beginn der laufenden Legislaturperiode hat Landesrat Widmann eine Reihe von neuen Akzenten in der Förderpolitik gesetzt. „Nach der Verabschiedung der 23 Sofortmaßnahmen zur Überwindung der Wirtschaftskrise haben wir zunächst das Fördersystem entbürokratisiert, eine ganzheitliche Kommunikation der Marke Südtirol angeschoben, die Exportförderung intensiviert und die Filmförderung eingeführt“, so Landesrat Widmann.

Was den Bereich Export angeht, so fließen mittlerweile sechs Millionen Euro in die Exportförderung und in die EOS. Das Filmförderungsgesetz habe hingegen eine direkte Wertschöpfung für Südtiroler Unternehmen gebracht, weil die Fördermittel wieder im Land eingesetzt werden müssten, und das nicht nur zu 100, sondern zu 150 Prozent. Auch in der Kommunikation hat Widmann eine Bündelung der Maßnahmen in die Wege geleitet: „Satellitenorganisationen wie BLS, SMG oder EOS machen für sich gute Sachen, aber es ist notwendig, dass sich die Organisationen besser koordinieren. Südtirol muss unter der Dachmarke im gleichen Erscheinungsbild auftreten. Ein gutes Beispiel für diese Strategie ist das Genussfestival, das heuer erstmals in Bozen stattgefunden hat. In Zukunft müssen wir die Kräfte noch mehr bündeln.“

Gemeinsam mit der BLS hat das Ressort von Landesrat Widmann der Standortsicherung und -entwicklung eine neue Grundlage gegeben. Der Erfolg dieser Politik lässt sich beispielsweise an 13 neuen Unternehmensansiedlungen festmachen. Der Fokus bei der Standortsicherung liegt bei der Förderung von Schlüsselbranchen wie der erneuerbaren Energie oder den Alpintechnologien und der Implementierung von Forschung und Entwicklung. "Der Standort Südtirol muss mit Maßnahmen gesichert werden, die auf die Besonderheiten des Landes eingehen. Sie müssen mit den Botschaften, die die Marke Südtirol verkörpern, stimmig sein", erläutert Widmann, wie der Standort Südtirol auch künftig attraktiv bleiben soll.

Das Wirtschaftsfördersystem ist unter Landesrat Widmann verwaltungstechnisch verschlankt worden: Aus sechs Verfahrensschritten sind vier geworden. Heute kann die Gesuchsabgabe vor der Investition ohne jegliche Unterlagen erfolgen. Eine Rückmeldung an den Gesuchsteller folgt vonseiten des zuständigen Amtes, nach der Durchführung des Vorhabens werden dann die Rechnungen kontrolliert und vom Landesrat genehmigt und schließlich erfolgt die Auszahlung des Beitrages. Vor der Umstellung wurde das eingereichte Gesuch bereits überprüft und dann musste sich die Landesregierung mit der Genehmigung befassen. „Durch das neue Verfahren können die Beiträge deutlich schneller, und zwar innerhalb von sechs bis acht Monaten ausbezahlt werden“, so Landesrat Widmann.

Nach der Einführung eines unbürokratischeren Fördersystems will Widmann nun auch inhaltlich neue Förderkriterien einführen. Die von ihm geplante Förderpolitik fußt auf den zwei Prinzipien Ethik und Nachhaltigkeit. Widmann strebt Anreize für die Kooperation von Unternehmen an, will Innovation, Aus- und Weiterbildung belohnen und Mechanismen entwickeln, die es Unternehmen erlauben, auch in abwanderungsgefährdeten Gebieten zu arbeiten. Widmann: „Grundsätzlich gehen wir weg von der Förderung von Maschinen und wollen hin zur Förderung der Köpfe. Auch wollen wir Unternehmer belohnen, die etwa mit der pünktlichen Bezahlung der Löhne, familienfreundlichen Arbeitsbedingungen oder umweltschonender Produktion ethisches Verhalten groß schreiben, das weit über die eigentliche Unternehmenstätigkeit hinausreicht.“

Die neue Wirtschaftsförderung, die Landesrat Widmann in den kommenden Jahren Schritt für Schritt implementieren will, beruht auch auf der für Widmann offensichtlichen Tatsache, dass sich Südtirol vom italienischen Wirtschaftssystem emanzipieren müsse. Der Landesrat stößt sich an den ausstehenden strukturellen Reformen in Italiens Wirtschaftssystem, die auch Südtirol in Mitleidenschaft zögen: Die Bürokratie nehme dadurch Überhand, es gebe einen Gesetzesdschungel, Rechtsunsicherheit, hohe Steuersätze und willkürliche Finanzkontrollen. „Wir brauchen klare Gesetze, dann ist es auch kein Problem, wenn diese kontrolliert werden. Wir müssen uns deshalb überlegen, wie wir zu einer Finanz- und Vollautonomie kommen. Das ist der Weg für eine freie Entwicklung unseres Landes“, ist Landesrat Widmann überzeugt.
 
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