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Österreich zu den Anschlägen in Norwegen |
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erstellt am
26. 07. 11
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Faymann:
Demokratie und Offenheit sind der richtige Weg gegen Hass und Gewalt
Aber auch internationale Zusammenarbeit der Polizei im Kampf gegen den Terrorismus stärken,
Datenschutz wie auch Sicherheit gleichzeitig im Fokus
Wien (sk) - Zentrales Thema auch beim Pressefoyer am 26.07. nach dem Ministerrat waren die Ereignisse in
Norwegen. "Wir haben im Ministerrat über die schrecklichen Morde in Norwegen gesprochen und waren uns
einig, dass der norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg mit seiner Forderung nach einer Unterstützung
und dem Ausbau von Demokratie und Offenheit der Gesellschaft den richtigen Weg gegen Hass und Gewalt einschlägt",
sagte Bundeskanzler Werner Faymann. Nach einem solch unfassbaren Verbrechen sei jedenfalls aber auch die Frage
der internationalen Zusammenarbeit der Polizei im Kampf gegen Terrorismus zu prüfen und zu verbessern, betonte
Faymann. Es gehe dabei nicht um eine Debatte "Datenschutz oder Terrorbekämpfung", betonte der Kanzler,
sondern es gehe um eine Beachtung und Stärkung beider Aspekte. Man werde zwar kaum endgültig wirksame
Maßnahmen finden, die eine derartige Tat eines mutmaßlichen Einzeltäters wie in Norwegen ausschließen,
"aber man kann bestmöglich versuchen, es auszuschließen".
Der Bundeskanzler plädierte weiters dafür, ein Abrüsten der Worte und ein gemeinsames Eintreten
für Demokratie, Menschlichkeit, Solidarität und Gewaltfreiheit in den Vordergrund zu rücken. Rechtsextremismus
müsse man sich entgegenstellen, man dürfe ihn nicht verniedlichen. "Jede einzelne Aussage, sei es
über das Internet oder in der Öffentlichkeit, die mit Verhetzung zu tun hat, ist um eine zu viel und
muss geahndet werden." Auch die Politiker seien dabei gefordert, sie hätten Vorbilder zu sein und gegen
Gewalt aufzutreten sowie in der politischen Auseinandersetzung, gegen Rassismus und Vorurteile einzutreten. "Rassismus
darf nicht mit Augenzwinkern beantwortet werden." |
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Spindelegger: Konsequenzen aus Norwegen-Attentaten ziehen
Diskussion zu Anti-Terror-Paket weiter vorantreiben
Wien (övp-pd) - "Wir müssen die Konsequenzen aus den Attentaten in Norwegen ziehen
und alle notwendigen Mittel ergreifen, damit so eine Tat in Österreich nicht passieren kann. Wir müssen
alle Hinweise, die es auf solche Taten gibt, Ernst nehmen und alle Möglichkeiten zur Prävention ausschöpfen",
so Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger beim Ministerrat. Spindelegger verweist in diesem Zusammenhang
auf die geplanten Änderungen beim Anti-Terrorgesetz: "Ich erwarte mir, nach einer umfassenden Analyse
durch das Innenministerium, dass es im Herbst eine intensive Diskussion im Parlament zu diesem Thema gibt. Wir
müssen die Schlussfolgerungen aus der Bluttat in Norwegen ziehen: Wieweit können und müssen wir
gehen, um solche Gewalttaten in Zukunft zu verhindern." |
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Strache: Politische Vereinnahmung von Norwegen-Terror ist letztklassig
Nicht voreilig politische Strömungen oder gar gesamte Parteien vereinnahmen
Wien (fpd) - Als "primitiven und letztklassigen Versuch von ORF, SPÖ und ÖVP"
bezeichnet FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache den Versuch, das psychopathische Verbrechen und die unfassbaren
und grausamem Morde eines irren norwegischen Killers mit der österreichischen Innenpolitik in Verbindung bringen
zu wollen.
"Das ist pietätlos!", sagt Strache. Es gebe zahlreiche Fälle von psychopathischen Gewalttaten
und Morden, bei denen die Hintergründe erst einmal gründlich untersucht werden müssten, ohne voreilig
politische Strömungen oder gar gesamte Parteien zu vereinnahmen. "Auch bei Thaler und Co", nimmt
Strache Bezug auf den seinerzeitigen Terror in Ebergassing, habe niemand von einem sozialistischen Terror gesprochen!
Die derzeit hastig getätigten Querverweise zur Politik der FPÖ seien auf das Schärfste zurückzuweisen.
"Es ist wirklich unfassbar, wie man so ein grausames Verbrechen versucht politisch zu missbrauchen!",
hält der FPÖ-Chef nachdrücklich fest und beurteilt diese Art der Reaktionen auch als "schließlich
unverschämten Missbrauch gegenüber den bemitleidenswerten Opfern und Angehörigen, denen unsere ganze
Trauer und unser Mitgefühl gilt"! |
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Grüne: "Charta für mehr Offenheit, Demokratie und Humanität" im Volltext
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Wien (grüne) - Die heute Grünen haben in einer Pressekonferenz eine "Charta
für mehr Offenheit, Demokratie und Humanität" vorgestellt. Hier der Volltext:
Charta für mehr Offenheit, Demokratie und Humanität
"Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen
begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen" (Art. 1 der AEMR 1948)
Präambel
Der grausame, rechtsextreme Terrorakt in Norwegen erschüttert uns alle in unserer Verantwortung als PolitikerInnen,
als Eltern, - als mitfühlende Menschen. Jugendliche und Kinder, die mit Freude und Engagement gemeinsam an
der weltoffenen Zukunft ihres Landes arbeiten wollten, wurden zu Opfern von Gewalt und Hass.
Auch wenn es in der Ausführung die grausame Tat eines Einzelnen war, müssen wir feststellen, dass der
Boden für Hass und Gewalt europaweit in den letzten Jahren systematisch aufbereitet wurde. Rechtsextreme Netzwerke
im Internet und rechtspopulistische Politiker haben in ihrer Propaganda und ihren Kampagnen systematisch religiöse
und ethnische Gruppen und alles vermeintlich Fremde in unserer Gesellschaft zu Zielscheiben der Wut und des Hasses
gemacht.
Sprachliche Gewalt und die systematische gesellschaftliche Verhetzung bilden den Nährboden und die subjektive
Legitimation für Gewalttaten von Tätern, die den Raum der gewaltfreien, demokratischen Auseinandersetzung
endgültig verlassen. Je radikaler und aufgeheizter das politische Klima, desto kleiner wird dieser Schritt.
Wir wollen dem schleichenden Gift des Hasses eine "Charta für mehr Offenheit, Demokratie und Humanität"
auf Basis der Werte einer offenen Demokratie entgegensetzen. Gerade dabei dürfen wir jene Werte der Freiheit
und Weltoffenheit, die wir verteidigen wollen, nicht verraten. Gerade jetzt brauchen wir mehr Demokratie, mehr
Menschlichkeit und mehr Weltoffenheit, wie das der norwegische Ministerpräsident Stoltenberg beispielhaft
eingemahnt hat.
Unsere Antwort auf diesen versuchten Angriff auf unsere Grundwerte ist ein entschiedenes JA zu gesellschaftlicher
Vielfalt und Offenheit, ein entschiedenes JA zu gewaltfreier und demokratischer Auseinandersetzung über die
gemeinsame Zukunft unseres Zusammenlebens.
Charta für mehr Offenheit, Demokratie und Humanität
Österreich ist Teil eines offenen und zusammengewachsenen Europas. Unsere Gesellschaft ist nur dann ganz und
tragfähig wenn alle Menschen, die in ihr leben, am demokratischen, sozialen und wirtschaftlichen Leben umfassend
teilhaben. Dazu bedarf es als Voraussetzung zu allererst eines respektvollen und wertschätzenden Umgangs miteinander.
Kern unseres gemeinsamen europäischen Friedensprojektes sind: - Die Universalität der Menschenrechte
- Unsere demokratische Verfassung - Die Achtung vor der Menschenwürde jedes und jeder Einzelnen - Der Respekt
vor religiösen Werthaltungen - Die Gleichberechtigung von Frau und Mann - Der Schutz der persönlichen
Freiheiten
Wir wollen daher gemeinsam gegen alle Strömungen auftreten, die Menschen oder Menschengruppen pauschal zu
Feinden stempeln und den Boden des Hasses aufbereiten für Übergriffe und Gewalttaten. Wir wenden uns
daher entschieden gegen jede Form des Rassismus, des Fremdenhasses, des Antisemitismus und der Islamfeindlichkeit.
Auf dieser Grundlage vereinbaren wir insbesondere in politischen Kampagnen und Wahlkämpfen jede Form der Herabwürdigung
von Menschen oder des Missbrauchs von ethnischen Gruppen oder Religionen als Feindbilder zu unterlassen.
Wir wollen dieses Bekenntnis und diese Vereinbarung verbinden mit der Einrichtung einer unabhängigen Menschenrechtskommission,
die besonders in Wahlkämpfen die Einhaltung dieser Charta überwachen und Verletzungen aufzeigen soll.
Wir wollen den Umgang mit der gewachsenen und weiter wachsenden Vielfalt in unserem Land bewusst gestalten und
von Jugend an lernen, mit Unterschieden umzugehen und den Reichtum dieser Vielfalt gemeinsam zu nutzen. Daher wollen
wir in unseren Schulen und Bildungsinstitutionen die Rahmenbedingungen verbessern für den Dialog und das gemeinsame
Verständnis von konstitutiven Grundwerten für unser Zusammenleben in einer demokratischen, pluralen Gesellschaft.
(Ausbau der Politischen Bildung und verpflichtender Ethikunterricht für alle SchülerInnen zusätzlich
zum konfessionellen Religionsunterricht) .
Wir wollen in unserer politischen Verantwortung damit eine gute Grundlage für eine friedliche und gemeinsame
Zukunft in unserem Land legen.
Wer Österreich und Europa liebt, spaltet es nicht. Wer die Menschen liebt, macht sie nicht zu Zielscheiben
sprachlicher und körperlicher Gewalt. |
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Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament vertretenen
Parteien –
sofern vorhanden! Die Reihenfolge der Beiträge richtet sich in der Regel nach deren
Mandatsstärke im Parlament bzw. nach der Hierarchie der Personen. Die Redaktion
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