Ergebnisse der Direktinvestitionsbefragung der
OeNB 2009
Wien (oenb) - Nachdem die Weltwirtschaftskrise enorme Unternehmenswerte vernichtet und damit das
Wachstum der Direktinvestitionen im Jahr 2008 praktisch gestoppt hatte, zeigt die jüngste Erhebung der Oesterreichischen
Nationalbank (OeNB) eine Erholung. Der Wert der Direktinvestitionen ist 2009 wieder um 6 % gewachsen. „Die Ertragslage
war schlecht, die Nachfrage schwach und das Umfeld von Unsicherheit gekennzeichnet. Trotzdem ging es bereits 2009
mit den österreichischen Direktinvestitionen wieder aufwärts“, sagte Dr. Johannes Turner, Direktor der
Hauptabteilung Statistik der OeNB, anlässlich einer gemeinsamen Presseveranstaltung mit der UN Welthandels-
und Entwicklungskonferenz (UNCTAD) in Wien, bei der der „World Investment Report 2011“ vorgestellt wurde.
Österreichische Investoren suchten neue Investitionsmöglichkeiten im Ausland
Für Jahresbeginn 2010 weist die Statistik der OeNB 1.249 österreichische Investoren mit Beteiligungen
an 4.473 ausländischen Unternehmen aus, die einen Wert von 113 Mrd EUR repräsentieren. Damit wuchs die
Anzahl an Investoren bzw. Beteiligungen mit 10% deutlich stärker als der Wert (+6%) und die Beschäftigung
(+3%). Offensichtlich ist an die Stelle der früher dominierenden Großfusionen eine größere
Anzahl kleinerer Investitionen getreten. Mit der wachsenden Ungewissheit scheinen sich die österreichischen
Investoren in der Krise auf die vertraute Nachbarschaft zu konzentrieren. Wie bereits im Jahr 2008 standen auch
im Berichtsjahr 2009 Deutschland und die Tschechische Republik im Vordergrund des Interesses. Jeweils 40
zusätzliche Beteiligungen, ein Wertzuwachs von mehr als 1 Mrd EUR kombiniert mit einem Beschäftigungszuwachs
von 2.500 bzw. 3.500 Personen, festigen die Spitzenpositionen dieser beiden Zielländer. Etwa 25 neue Beteiligungen
wurden in der Slowakei, in Ungarn und in Rumänien gemeldet, wobei sich allerdings der Wert des investierten
Kapitals wenig verändert hat und die Beschäftigung rückläufig war. Dabei ist in Rechnung zu
stellen, dass sich die OMV im Jahr 2009 von der ungarischen MOL zurückgezogen hat. Die Investoren haben ihre
Aktivitäten auch in Russland, Polen, Serbien und den USA mit 15 bis 20 zusätzlichen Beteiligungen und
deutlichem Beschäftigungswachstum bei stagnierendem Kapital ausgeweitet. Hohe Kapitalaufstockungen von in
Summe 3,5 Mrd EUR gab es in einer Reihe von Off-Shore-Finanzzentren, erwartungsgemäß ohne nennenswerte
Auswirkungen auf die Beschäftigung. Stark sinkende Kapitalbestände infolge von Wertberichtigungen oder
den Abzug von Kapital gab es in der Ukraine, in Kasachstan und den Niederlanden. Am schlechtesten abgeschnitten
hat im Jahr 2009 allerdings ebenfalls ein Nachbarland: In der Schweiz sind sowohl die Anzahl der Beteiligungen
(–4) als auch der Kapitalstock (–700 Mio EUR) und die Beschäftigung (–1.200 Personen) zurückgegangen.
Das Ausland stockte 2009 das Unternehmensvermögen in Österreich auf
Auch bei den passiven Direktinvestitionsbeständen – also den unter ausländischem Einfluss stehenden inländischen
Unternehmen – gab es Anzeichen einer Erholung. Zum Jahresultimo 2009 waren knapp 3.000 Ausländer an 2.573
inländischen Unternehmen mit mehr als 100.000 EUR Eigenkapital beteiligt. Ein derartiges Plus von rund 3%
ist schon seit vielen Jahren nicht mehr beobachtet worden. Der Wert dieser Beteiligungen erreichte zu Jahresende
2009 unerwartete 120 Mrd EUR. Transaktionsbedingt wäre nur mit einem Zuwachs von rund 7 Mrd EUR zu rechnen
gewesen, Änderungen bei Wechselkursen und Aktienpreisen, Buchwertberichtigungen sowie die verbesserte Erfassung
haben jedoch zu „nicht transaktionsbedingten“ Zuwächsen im Ausmaß von weiteren 7 Mrd EUR geführt.
Die Anzahl der Arbeitsplätze in ausländisch beeinflussten Unternehmen in Österreich ist allerdings
um 4,6% auf 227.400 gesunken.
Ihre Aktivitäten in Österreich deutlich ausgeweitet haben im Berichtsjahr 2009 vor allem US-amerikanische
Konzerne (+4,4 Mrd EUR und 26 zusätzliche Beteiligungen). An zweiter Stelle lag Russland mit +2,9 Mrd EUR,
gefolgt von Spanien (+1,7 Mrd EUR), den Vereinigten Arabischen Emiraten (+1,4 Mrd EUR) und der Schweiz (+1 Mrd
EUR). Italien (–1 Mrd EUR) und Deutschland (–2 Mrd EUR) haben ihre Direktinvestitionsbestände in Österreich
reduziert, konnten aber trotz des Verlusts unangefochten die Plätze 1 und 2 beim investierten Kapital behaupten.
Die Ertragslage war 2009 ähnlich schlecht wie 2008
Von der Krise noch nicht erholt haben sich die Erträge der Direktinvestitionsunternehmen. Österreichische
Investoren lukrierten im Jahr 2009 einen Gewinn von 5,1 Mrd EUR, um rund 1 Mrd EUR weniger als 2008. Die Eigenkapitalrentabilität
ist auf 5,1% gesunken und nur mehr halb so hoch wie vor der Krise. Das etwas bessere Abschneiden der ausländischen
Investitionen in Österreich – die Erträge waren mit 6,3 Mrd EUR um 1 Mrd EUR höher als 2008 – gelang
nur dank der Auflösung von Rücklagen. Die Verzinsung des Eigenkapitals liegt auch hier mit 7,4% weit
unter dem langjährigen Durchschnitt. |