Bozen (lpa) - Einen Eindruck von Südtirols Bergwelt, gleichzeitig aber auch von der Berglandwirtschaft
und deren Verbindung mit dem Tourismus konnte sich EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos am 01.08. verschaffen. Mit Landesrat
Hans Berger erkundete Ciolos die Villnößer Geisler, begleitet von einem ebenso kompetenten wie orstkundigen
Führer: dem ehemaligen EU-Abgeordneten Reinhold Messner.
Private (und doch politische) Wanderung: (v.l.) LR Berger, EU-Kommissar Ciolos und Ex-MEP Messner in Villnöß
(Foto: Pertl)Private (und doch politische) Wanderung: (v.l.) LR Berger, EU-Kommissar Ciolos und Ex-MEP Messner
in Villnöß (Foto: Pertl)
Ciolos, der derzeit seinen Urlaub im Zillertal verbringt, hatte den Wunsch geäußert, bei dieser Gelegenheit
auch Südtirol kennenzulernen. "Der Kommissar hat von unserem Land schon viel gehört und wollte sich
selbst einen Eindruck verschaffen", so Landesrat Berger, der die Gelegenheit genutzt und Ciolos zu einer Wanderung
auf dem Adolf-Munkel-Weg in Villnöß eingeladen hat. Als Begleiter konnte Reinhold Messner gewonnen werden,
Villnößer, ehemaliger EU-Parlamentarier, Extrembergsteiger und selbst Bauer. "Man kann sich vorstellen,
dass sich bei unserer Wanderung eine angeregte Diskussion um die Landwirtschaft im Allgemeinen und die Berglandwirtschaft
im Besonderen entwickelt hat", so Berger, in der Landesregierung für die Landwirtschaft zuständig.
Erfreulich sei, dass Ciolos sehr offen für Anliegen kleiner landwirtschaftlicher Betriebe sei, was an dessen
rumänischer Herkunft ebenso liege, wie an den Eindrücken, die er (auch gestern wieder) im Alpenraum gesammelt
habe. "Der Kommissar hat gestern jedenfalls zugesichert, dass er alles in seiner Macht stehende tun werde,
um die kleinen Strukturen zu erhalten, und zwar besonders in den Berggebieten", so der Landesrat. Dabei spiele
vor allem die Erhaltung der Milchwirtschaft eine zentrale Rolle. Auch hierfür hat der Agrarkommissar gestern
eigene Maßnahmen angekündigt.
Ciolos' Philosophie decke sich dabei mit der Südtiroler: Bauern sollten in erster Linie Produzenten von Nahrungsmitteln
sein und nicht Beitragsempfänger. "Daher setzt der Kommissar auch darauf, den kleinen Betrieben das Wirtschaften
zu erleichtern und Vereinfachungen für sie durchzusetzen", so Berger. Auch sollten Anreize geschaffen
werden, um Jugendlichen wieder vermehrt Anreize zu bieten, die landwirtschaftliche Tätigkeit ihrer Familien
fortzuführen.
In Sachen Südtiroler Landwirtschaft hätten den EU-Kommissar vor allem zwei Aspekte beeindruckt. Zum einen
die Verbindung von Landwirtschaft und Tourismus, die Ciolos gestern auf Schritt und Tritt begleitet hat. Zum anderen
habe er sich für das Genossenschaftsmodell interessiert, das auch in seine rumänische Heimat "exportiert"
werden solle. "Der Kommissar hat erkannt, dass ein kleiner Betrieb allein auf dem Markt auf verlorenem Posten
ist, dass viele kleine miteinander aber eine Macht darstellen können", so Berger, der überzeugt
ist, dass Ciolos den einen oder anderen Eindruck von gestern auch nach Brüssel mitnehme. "In jedem Fall
ist der Kommissar aber von Südtirol so angetan, dass er angekündigt hat, das Land besser kennenlernen
zu wollen - vielleicht auch bei einem längeren Aufenthalt", so der Landesrat. |