Zugangsbeschränkungen für Universitäten  

erstellt am
12. 08. 11

 Töchterle: Qualität statt Massenunis
Die Universitäten sind mit der steigenden Zahl der Studierenden überlastet. Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle arbeitet daher an einem Modell um dieses Problem zu lösen.
Wien (övp-pd) - "Wir brauchen einfach Zugangsregelungen, dann kann halt nicht jeder jedes beliebige Fach an der Universität studieren", stellt Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle im Interview mit dem „Falter“ fest. Wenn die Qualität an den Unis leidet, hat im Endeffekt niemand etwas davon. Vor allem im medizinischen Bereich erachtet der Wissenschaftsminister Zugangsbeschränkungen als relevant.

Auswahlverfahren als Regulierungsinstrument
Auch in den anderen Massenfächern soll ein Auswahlverfahren die Zahl der Studierenden regulieren. Über das System der Studienplatzfinanzierung sollen in Zukunft Universitäten und Bund die Budgets ausverhandeln und somit die Kapazitäten gemeinsam festlegen. Wenn mehr Interessierte da sind, als Platz vorhanden, muss ein Auswahlverfahren eingeleitet werden.

Studienplätze ausbauen
Dennoch ist Karlheinz Töchterle gegen eine Reduktion der bestehenden Studienplätze: "Wir haben international immer noch eine etwas niedrigere Akademikerquote. Wir sollten die bestehenden Studienplätze nicht reduzieren, sondern eher ausbauen. Die Frage ist, welche und wohin?" Über den Sommer arbeitet Töchterle an einem Modell, das einer besseren Steuerung der Studienfächer ermöglichen soll.

Bildung umfassender verstehen
"Ich will niemanden von Bildung ausschließen, aber Bildung muss nicht unbedingt universitäre Bildung sein", stellt Töchterle fest. Für den Wissenschaftsminister ist die Aufgabe des Sekundärschulbereichs die Allgemeinbildung und die Universität ist eine Spezialisierungseinrichtung. "Ich stelle mir eine Fülle von berufsausbildenden Institutionen vor, ein horizontal und vertikal offenes Bildungssystem, wo aber nicht 60 Prozent der Bevölkerung an eine Uni gehen muss", betont Töchterle hinsichtlich der Zukunft des Bildungssystems.

Im Herbst wird erneut über die Finanzierung der Universitäten verhandelt. Töchterle ist zuversichtlich, dass es für die Universitäten ab 2013 mehr Geld geben wird.

 

Rudas: Zugangsbeschränkungen sind für SPÖ kein Thema
Bildung ist kein Tauschgeschäft - Studiengebühren keine Option
Wien (sk) - "Zugangsbeschränkungen sind für die SPÖ kein Thema. Klar ist, dass der Unizugang geregelt sein muss. Zur besseren Orientierung für Universität und Studierende wurden bereits die Studieneingangsphasen beschlossen, die bei der Wahl des richtigen Studiums unterstützen." Das stellte SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas am 12.08. in Reaktion auf eine angebliche Wende der SPÖ im Bereich der Universitätspolitik klar. "Die SPÖ vertritt eine klare Linie: Wir wollen mehr und nicht weniger österreichische Studierende. Beschränkung impliziert das Gegenteil. Zugangsbeschränkungen sind im Notfall heute auch schon möglich, aber wenn Unipolitik nur mehr daraus besteht, sich Hürden für Studierende zu überlegen, dann ist das ein frustrierendes Zeichen für die Studenten", so Rudas gegenüber dem SPÖ-Pressedienst.

"Auch Studiengebühren sind keine Option", unterstrich die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin. Zum Vorschlag aus ÖVP-Reihen, die SPÖ solle der Einführung von Zugangsbeschränkungen an allen Universitäten zustimmen, dafür gebe die ÖVP bei der Umwandlung der Gymnasien in Neue Mittelschulen nach, zeigt Rudas wenig Verständnis: "Bildung ist kein Tauschgeschäft. Sowohl die Umsetzung der Neuen Mittelschule als auch ein freier Hochschulzugang sind entscheidend für das berufliche Leben."

 

Graf fordert endlich Geld für die Universitäten
Sorgen des designierten Uni-Wien-Rektors nachvollziehbar - Rot-schwarze Bildungspolitik droht, völlig zu erstarren
Wien (fpd) - "Vollkommen nachvollziehen" kann FPÖ-Wissenschaftssprecher NAbg. Martin Graf den Hilferuf des designierten Rektors der Universität Wien, Heinz Engl. "Dass er bereits die Schließung einiger Studienrichtungen ankündigen muss, untermauert einmal mehr, wie katastrophal die Lage an den Universitäten ist. Es ist Engl hoch anzurechnen, dass er sich als Manager seiner Universität schon jetzt Alternativen überlegt, wenn die Regierung ihre bildungsfeindliche Politik weiter fortsetzt, wovon leider auszugehen ist. Immerhin endlich ein Rektor, der nicht nur im Chor mit dem aktuellen Wissenschaftsminister nach Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren schreit", so Graf. Die von Engl errechneten 900 Millionen, die die Universitäten benötigen, würden sich mit seiner Forderung nach einer Uni-Milliarde im Rahmen des freiheitlichen 12-Punkte-Plans für Österreichs Universitäten decken.

Die Überprüfung des Studienangebots sei nichts grundsätzlich Negatives, dennoch gelte es, endlich die Zustände an den Unis zu verbessern. "Wir entfernen uns immer weiter von dem von der Regierung selbst proklamierten Ziel von 2 Prozent des BIP für den tertiären Bildungsbereich. Gleichzeitig hortet das Ministerium Geld in Form von Rücklagen, die sich aktuell auf rund 330 Millionen Euro belaufen. Dieses Geld muss endlich für die Unis flüssig gemacht werden", fordert Graf.

Der Obmann des parlamentarischen Wissenschaftsausschusses erneuert in diesem Zusammenhang seine Forderung nach dem Herkunftslandprinzip, um den befürchteten Ansturm von Numerus-Clausus-Flüchtlingen einzudämmen. Viel Hoffnung hat Graf jedoch nicht: "Ich gehe davon aus, dass die ÖVP nach dem VfGH-Urteil zur Studiengebührenbefreiung ihren bewussten Crashkurs noch verschärfen wird. Töchterle und Co. werden weiter fächendeckende Studiengebühren als Allheilmittel propagieren und damit den Konflikt mit der SPÖ suchen, der zu einem völligen Stillstand in der Uni-Politik führen wird", vermutet Graf. Auf der Strecke blieben dabei die österreichischen Studenten, die neben immer mehr Zugangsbeschränkungen auch noch finanziell geschröpft werden sollen, und natürlich die Universitäten und ihre Mitarbeiter, deren Arbeits- und auch Entlohnungsbedingungen immer prekärer werden. "Herr Engl tritt keinen leichten Job an. Ich wünsche ihm dabei jeden möglichen Erfolg. Vielleicht gelingt es ihm, mit einer konstruktiven Führung der größten österreichischen Universität die erstarrte rot-schwarze Bildungspolitik wieder in Bewegung zu bringen", erklärt Graf.

 

Widmann: Wiedereinführung der Studiengebühren unabdingbar
Uni-Misere wird immer schlimmer, Regierung bleibt tatenlos
Wien (bzö) - Angesichts der heutigen Warnungen des designierten Rektors der Uni-Wien vor der Schließung von Studiengängen fordert BZÖ-Wissenschaftssprecher Abg. Mag. Rainer Widmann die rasche Wiedereinführung der Studiengebühren. "Die Situation an den heimischen Universitäten wird immer dramatischer und die rot-schwarze Bundesregierung bleibt völlig tatenlos. ÖVP-Wissenschaftsminister Töchterle absolviert nur Foto-Termine und unternimmt nichts, um die Uni-Misere zu beenden. Ich fordere den Minister auf, endlich zu handeln, damit die österreichischen Studenten ordentliche Studienbedingungen vorfinden."

Mit der Abschaffung der Studiengebühren im Jahr 2008 hätten SPÖ, FPÖ und Grüne einen schweren Fehler gemacht. "Die Folge daraus sind überfüllte Hörsäle, ein Run ausländischer Studenten auf die österreichischen Unis sowie eine chronische Unterfinanzierung der Universitäten. Dieser Fehler muss von Rot und Schwarz sofort korrigiert werden, um die Missstände zu beseitigen", so Widmann.

Der BZÖ-Wissenschaftssprecher kann sich Studiengebühren von bis zu 500 Euro je Semester in Kombination mit deutlich sozial treffsicheren Stipendien vorstelen. "Dieser Beitrag ist zumutbar und soll jedem leistungs- und lernorientierten Studenten einen qualitativ hochwertigen Studienplatz sichern." Zusätzlich sollen Einschreibgebühren von 5.000 Euro Ausländer abschrecken, welche bei uns nur ein Gratisstudium wollen und vor dem Numerus Clausus in Deutschland flüchten. Unsere Studenten sollen diese Einschreibgebühr in Form eines UNI-Bonus in selber Höhe zurückbekommen. Und Drittstaatsangehörige - also Studenten aus Nicht EU-Ländern - sollte man massiv verstärkt durch Gebühren zur Kasse bitten. Ebenso ist die Basisfinanzierung der Universitäten sofort mit mindestens 250 Millionen Euro aus dem Budget zu stärken, um den Unibetrieb aufrechtzuerhalten und das Absagen und Ausdünnen von Studien zu verhindern.

 

 Grünewald fragt angesichts Chaos und Endzeitstimmung an Unis: Wo ist Töchterle?
Die Halbbildungspolitik der Regierung ist nur noch peinlich
Wien (grüne) - "An den Unis herrscht Chaos und Endzeitstimmung. Wissenschaftsminister Töchterle ist aber offensichtlich untergetaucht. Eine Schreckensmeldung nach der anderen und kein Wort dazu vom zuständigen Minister", sagt der Grüne Wissenschaftssprecher, Kurt Grünewald. "Währenddessen bereiten ÖVP und SPÖ einen bildungspolitischen Kuhhandel der Extraklasse vor: Gesamtschule gegen Zugangsbeschränkungen/Studiengebühren. Dazwischen bellen sich Parteigranden von ÖVP und SPÖ laufend mit sich widersprechenden und wechselnden Aussagen zu Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen an. Die Halbbildungspolitik der Regierung ist nur noch peinlich", meint Grünewald. Derzeit berichtet fast wöchentlich eine der 21 österreichischen Universitäten über drohende Einschränkungen im Bildungsangebot und Engpässe in der Forschung. "Ein fauler Deal der Bundesregierung wird diese desaströsen Zustände nicht beenden, sondern nur noch mehr verschärfen."

"Die einzige Strategie der bildungspolitischen Raubritter in der Regierung ist es derzeit, sich solange totzustellen, bis dem ausgehungerten tertiären Bildungssektors nichts mehr anderes übrigbleibt, als selbst nach Zulassungsbeschränkungen und Studiengebühren zu rufen", sagt Grünewald. "Die gestrige Aussage des designierte Uni-Wien Rektors Heinz Engl, wonach einzelne Studienrichtungen womöglich eingestellt würden, war ein weiterer dramatischer Hilfeschrei."

Die OECD hatte Österreich gemahnt, den Anteil der Bildungsbeteiligung an Unis und Fachhochschulen zu erhöhen. "Die Antwort der Regierung darauf ist eine deutliche Reduktion der Studierendenzahlen. Damit kapituliert sie vor eigentlich lösbaren Problemen", so Grünewald. "Die Ausfinanzierung der Universitäten wäre nämlich laut Bildungsexperten und Rektoren machbar. Die ausreichende Finanzierung von Lehre und Forschung ist keine Frage des Könnens, sondern eine des Wollens und der bildungspolitischen Innovation", betont Grünewald.

 

Bast weist SP-Polemik zurück
uniko-Vize: "Matznetter hat keine Ahnung"
Wien (uniko) - Die jüngsten Angriffe des SPÖ-Wirtschaftssprechers Christoph Matznetter auf die Universitäten werden vom stellvertretenden Präsidenten der Universitätenkonferenz (uniko) und Rektor der Angewandten, Gerald Bast, aufs Schärfste zurückgewiesen. Matznetter wirft den Universitäten in der Ausgabe der Tageszeitung "Die Presse" vom 12.08. unter anderem "Nichtbereitschaft zur Reform" vor und ortet einen "mittelmäßigen Schulbetrieb". Rektor Bast dazu: "Die Aussagen des vormaligen Staatssekretärs Matznetter legen Zeugnis ab von einer erschreckenden Ahnungslosigkeit." Gerade die öffentlichen Universitäten haben nach den Worten Basts in den vergangenen siebeneinhalb Jahren seit der "Entlassung" in die Autonomie ein tiefgreifendes Reformprogramm absolviert, wie es in anderen, dringend reformbedürftigen Sektoren unseres Staates nicht einmal ansatzweise der Fall war.

"Im Grunde sind die Vorhalte des nunmehrigen SPÖ-Mandatars eine Frechheit, zumal er selbst in den vergangenen Jahren als Regierungsmitglied bzw. Nationalratsabgeordneter aktiv und sehenden Auges daran mitgewirkt hat, dass die Universitäten in zunehmend dramatischer Weise unterfinanziert sind." Wenn - wie von SPÖ-Seite immer wieder zu hören - Österreich mehr und nicht weniger Studierende sowie mehr Absolventen und Absolventinnen brauche, dann müsse man den Universitäten auch die dazu erforderlichen Ressourcen in Form von ausreichenden Budgets zur Verfügung stellen, fordert Bast. Sowohl die frühere Wissenschaftsministerin Karl als auch der jetzige Bundesminister Töchterle hätten erkannt und öffentlich vertreten, dass die Universitäten nur zur Aufrechterhaltung des Status Quo zusätzliche Budgetmittel in erheblichem Ausmaß brauchen. "Weder in der Bundesregierung noch im Nationalrat sind sie mit dieser Position durchgedrungen. Im Gegenteil: Der Nationalrat hat zuletzt vor wenigen Monaten ein Budgetrahmengesetz beschlossen, das für das Wissenschaftsressort sinkende Budgets in den nächsten fünf Jahren vorsieht. Auch Herr Matznetter hat diesem Gesetz zugestimmt", fügt Bast hinzu.

Die Vorschläge von Matznetter, mit E-Learning die Universitätsprobleme in den Griff zu bekommen, erinnern den Rektor an die Metapher des Blinden, der von der Farbe spricht. Die Methode des E-Learnings habe bereits vielfach Einzug in den universitären Alltag gefunden, ohne eine flächendeckenden Fernuni-Landschaft vor Augen zu haben, wie das offenbar dem SPÖ-Mandatar vorschwebt. "Auch wenn es hier noch Potenzial gibt, ersetzt das aber nicht eine dauerhafte Lösung des Problems, dass die den Universitäten zur Verfügung stehenden Budgets bei weitem nicht mit der Steigerung der Zahl der Studierenden Schritt gehalten haben", betont Bast. "Die Schere ist in den letzten Jahren immer weiter aufgegangen und wird nicht nur immer mehr zur Schande für Österreich, sondern auch zum Problem für die Zukunft einer immer stärker innovationsorientierten österreichischen Wirtschaft", erinnert Bast den Wirtschaftssprecher der SPÖ. Bast appelliert an die Kräfte der Vernunft in der Koalition, gerade jetzt den Universitäten zur Seite zu stehen, statt diese zu beschimpfen und in Realitätsverweigerung zu verharren.

 

ÖH: Finanzieller Supergau für die Hochschulen zeichnet sich ab
Wien (öh) - "Die Regierung steckt seit Jahren bei der Unifinanzierung den Kopf in den Sand - Studierende und Hochschulen können diese katastrophale Politik jetzt auslöffeln", sagt Angelika Gruber vom ÖH-Vorsitzteam. "Die finanzielle Situation ist völlig unhaltbar - und das obwohl die StudienanfängerInnenzahlen noch immer deutlich unter dem OECD-Schnitt sind", so Gruber weiter.

"Dass die RektorInnen die Streichung von Studienrichtungen als letztes Mittel in Betracht ziehen, zeigt wie dramatisch die finanzielle Situation ist - die Regierung zeigt sich in Hochschulfragen kleingeistig", ärgert sich Martin Schott vom ÖH-Vorsitzteam. "Die Zukunftsperspektiven von jungen Menschen dürfen nicht zerstört werden - Studierende werden sich gegen die verfehlte Hochschulpolitik lautstark zur Wehr setzen", so Schott weiter.

"Die Regierung ist gut beraten, wenn sie die finanziellen Probleme der Hochschulen nach Jahren der Versäumnisse endlich anpackt - ein verpflichtender Budgetpfad auf 2% des BIPs ist längst überfällig. Wenn die Regierung weiterhin untätig zuschaut wird aus der Uni-Misere auf jeden Fall der finanzielle Supergau für die Hochschulen", so Janine Wulz vom Vorsitzteam abschließend.
 
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