Bank Austria Konjunkturindikator setzt Talfahrt im Juli mit 2,4 Punkten fort Stimmungsverschlechterung
bei Verbrauchern und Industrie dämpft
Wien (bank austria) - Der Konjunkturhöhepunkt ist mittlerweile deutlich überschritten.
„Der Bank Austria Konjunkturindikator hat im Juli seine Talfahrt mit einem Rückgang auf 2,4 Punkte fortgesetzt.
Bereits seit dem Ende des ersten Quartals zeigt die österreichische Wirtschaft Abkühlungstendenzen. Der
aktuelle Wert unseres Konjunkturindikators deutet sogar darauf hin, dass sich diese weiter verstärkt haben“,
so Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Vor rund zwei Jahren begann die Erholung der heimischen Wirtschaft.
Ab Mitte 2010 war der Aufwärtstrend sehr kräftig, nun zur Jahresmitte 2011 verliert er spürbar an
Schwung.
„Die Stimmung in der Wirtschaft hat sich im Sommer auf breiter Front verschlechtert. Dies hat maßgeblich
den Rückgang unseres Konjunkturindikators verursacht. Dabei sehen sowohl die Konsumenten als auch die Industrie
mit weniger Optimismus den kommenden Monaten entgegen“, analysiert Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die
anhaltend hohe Inflation drückt auf die Laune der österreichischen Verbraucher. Zudem zeigen sich die
Verbraucher von der Verschuldungskrise in den USA und einigen europäischen Ländern immer stärker
verunsichert. Die positive Entwicklung am österreichischen Arbeitsmarkt tritt angesichts der Erwartung von
Einsparungen in den öffentlichen Budgets und zunehmender konjunktureller Sorgen in den Hintergrund. Auch die
heimischen Industriebetriebe sehen ihren weiteren Geschäftsaussichten im Juli deutlich zurückhaltender
als noch vor wenigen Monaten entgegen. Weniger Neuaufträge lassen die Auftragspolster mittlerweile schmelzen.
Die Unterstützung aus dem Ausland nimmt zusehends ab und das in fast allen Ländern Europas gesunkene
Industrievertrauen deutet nicht auf eine unmittelbare Stimmungsänderung hin. Das mit den österreichischen
Handelsanteilen gewichtete europäische Industrievertrauen sinkt bereits den vierten Monat in Folge relativ
deutlich. “Die Stimmung sowohl in der Industrie als auch bei den Konsumenten ist mittlerweile auf dem tiefsten
Stand seit Mitte 2010, als die Erholung der Wirtschaft nur zaghaft vorangekommen war“, so Pudschedl weiter.
„Das Wirtschaftswachstum ist im zweiten Quartal mit zumindest 0,5 Prozent zum Vorquartal geringer ausgefallen als
zu Jahresbeginn. Die Erholung war jedoch bis in den Sommer sehr kraftvoll. Seit Mitte des Jahres beginnt sich die
Konjunktur allerdings spürbar zu verlangsamen“, so Bruckbauer. Die Frühindikatoren drehen nach unten.
Der Außenhandel – Motor des starken Aufschwungs – verliert an Schwung. Die Inlandsnachfrage zeigt sich trotz
der angespannten internationalen Rahmenbedingungen zwar weiterhin recht robust, kann jedoch den Nachfrageausfall
aus dem Ausland nicht kompensieren. „In der zweiten Jahreshälfte wird die Erholung der heimischen Wirtschaft
nur noch langsam vorankommen. Die Risiken, dass der Aufwärtstrend temporär sogar zum Erliegen kommen
könnte, haben sich wesentlich erhöht. Dank des starken Jahresbeginns und eines Wirtschaftswachstums von
nur knapp unter der 4-Prozent Marke im Jahresvergleich in den ersten sechs Monaten, erwarten wir für das Gesamtjahr
2011 weiterhin einen Anstieg des BIP um 3,1 Prozent“, so Bruckbauer. Im Verlauf des Jahres 2011 hat die österreichische
Wirtschaft den starken Einbruch des Jahres 2009 somit vollständig kompensiert und wird Ende 2011 das Vorkrisenniveau
bereits klar übersteigen.
„Die Wachstumsperspektiven für die österreichische Wirtschaft sind durch das von hoher Verunsicherung
geprägte globale Umfeld stark belastet. Wir erwarten für 2012 einen spürbaren Rückgang des
Wirtschaftswachstums auf 1,8 Prozent“, so Bruckbauer. Eine erneute Rezession ist nach Einschätzung der Ökonomen
der Bank Austria nicht wahrscheinlich, doch deuten die jüngsten Konjunkturdaten klar auf das Risiko eines
länger anhaltenden internationalen Abschwungs hin, was auch die Konjunkturaussichten für Österreich
beeinträchtigt. Die Anstrengungen zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte bergen zudem die Gefahr
einer Verstärkung der bereits eingesetzten Abkühlung der Weltwirtschaft. Die Exportdynamik wird unter
diesen Vorgaben das Tempo im kommenden Jahr nicht halten können und damit der österreichischen Wirtschaft
nicht mehr so starke Flügel verleihen wie 2011. Zudem sind die Aussichten für die Inlandsnachfrage limitiert,
wenn sich sowohl die Konsumenten als auch die Unternehmer verunsichert in Ausgabenzurückhaltung üben.
„Unsere Wachstumserwartung für 2012 von klar unter 2 Prozent erscheint mittlerweile gut abgesichert“, so Bruckbauer.
In diesem fiskalischen Umfeld und mit zu erwartenden monetären Verschärfungen ist die Aussicht auf eine
spürbare Belebung der Konjunktur mittelfristig kaum gegeben. „Auch wenn wir nicht davon ausgehen, dass die
Wirtschaftsdynamik in Österreich gänzlich zum Erliegen kommen wird, ist für die nächsten Jahre
jedenfalls nur eine schwache Aufwärtstendenz zu erwarten. Mittelfristig rechnen wir bei einem gleichbleibend
volatilen Umfeld mit einem moderaten Wachstum unter der 2 Prozent Grenze“, so Bruckbauer abschließend. |