EU-Produktion dürfte heuer zunehmen
Wien (bmlfuw/aiz) - Die österreichischen Bauern haben im Juli 2011 ihre expansive Milchanlieferung
an die Molkereien und Käsereien beibehalten. Konkret überschritten sie in der ersten Juli-Dekade das
Vorjahresniveau um 5,2% und in der zweiten Dekade um 5,3%. Bereits im Vormonat Juni hatte sich ein Plus von 4,3%
ergeben. Dies geht aus den jüngsten Berechnungen der Agrarmarkt Austria hervor. Seit Beginn dieses Kalenderjahres
ergab sich laut AMA eine Anlieferung von 1,651.802 t. Bezogen auf das aktuelle Quotenjahr 2011/12 lag die Menge
von Anfang April bis zur zweiten Juli-Dekade um 3,9% über dem Vorjahresniveau.
Deutschland: Überlieferung zeichnet sich ab
In Deutschland besteht im neuen Milchwirtschaftsjahr 2011/2012 bereits jetzt die Gefahr einer Quotenüberlieferung.
Von April bis Juni wurde von den Landwirten der BRD spürbar mehr Milch angeliefert als im Vorjahreszeitraum.
Unter Berücksichtigung der Fettkorrektur beträgt der Anstieg 2%. Im vorangegangenen Milchwirtschaftsjahr
wurde die Quote um 0,7% unterliefert, teilt die AMA unter Berufung auf Zahlen der ZMB in Berlin mit.
Auch heuer kommt es bekanntlich wieder zu einer Quotenerhöhung von 1% (EU-Vorgabe aufgrund des Quotenausstieges
2015). Somit kann in Deutschland im aktuellen Milchwirtschaftsjahr um 1,7% mehr Rohmilch angeliefert werden, ohne
eine Überschreitung befürchten zu müssen. Aus den aktuellen Auswertungen bis Ende Juni 2011 geht
eine Überlieferung der anteiligen Quote von 0,2% hervor. Für Juli 2011 wird angenommen, dass sich die
Menge noch erhöht hat, da sich das kühle und regenreiche Wetter günstig auf die Milcherzeugung ausgewirkt
haben dürfte. Sowohl in der BRD als auch in Österreich (wo die Quote 2010/11 um 21.200 t überliefert
wurde) besteht aber noch bis Ende März 2012 Gelegenheit, die Anlieferung an die Quoten anzupassen.
EU bleibt weltweit größter Milcherzeuger
Wie der Landvolk-Pressedienst (LPD) in Hannover unter Bezug auf aktuelle
Prognosen des amerikanischen Landwirtschaftsressorts (USDA) mitteilte, dürfte sich die europäische Milchproduktion
im laufenden Jahr im Vergleich zu 2010 um 1,4% auf 136,30 Mio. t erhöhen. Platz zwei in der internationalen
Rangfolge der Milcherzeuger nehmen nach wie vor die USA ein, deren Produktion 2011 um 1,5% auf 88,77 Mio. t steigen
soll. Seit Anfang 2010 ist die amerikanische Anlieferung stetig gestiegen. Nach Schätzungen wurden in den
USA im Juni 2011 rund 9,21 Mio. Milchkühe gehalten. Dies sind um 1% mehr als ein Jahr zuvor. Bremsend auf
die Erzeugung dürften sich nur die gestiegenen Preise für Futtermittel auswirken.
Die indische Milchmenge wird demnach um 4,4% auf 52,50 Mio. t wachsen. Für Russland hingegen sagt das USDA
eine Produktionseinschränkung um 2,2% auf 31,2 Mio. t voraus. Steigende Produktionsmengen sind außerdem
in Brasilien (plus 3% auf 30,85 Mio. t) und in China (plus 4,8% auf 30,50 Mio. t) zu erwarten. Erst mit einigem
Abstand folgt danach Neuseeland, wo die Erzeugung 2011 um 5,1% auf knapp 18,05 Mio. t zunehmen soll. Neuseelands
Milcherzeugung ist weidebasiert. Nachdem es hier zu ausreichenden Niederschlägen kam, konnte die Produktion
angekurbelt werden.
Mit der jüngsten Prognose bewertet die US-amerikanische Behörde die Entwicklung der europäischen
Milcherzeugung positiver als noch vor der Jahreswende, teilt Dow Jones News mit. Statistiker rechneten für
2011 mit einer weiteren Verringerung des EU-Milchkuhbestands im Vergleich zu 2010 (23,65 Mio. Stück), und
zwar um 50.000 Tiere oder 0,2%. Dies würde aber nur ein leichtes Minus bedeuten nach dem vorjährigen
Rückgang um etwa 540.000 Kühe, gemessen am Bestand von 2009. Zwar seien die Produktionskosten in der
EU insbesondere für Futtermittel noch einmal deutlich gestiegen, doch zugleich kämen immer effizientere
Erzeugungsmethoden zum Einsatz. Zudem werde die EU-Milchproduktion durch gestiegene Erzeugerpreise stimuliert,
erwartet das USDA. |