Jüdische Friedhöfe im Burgenland werden saniert – Arbeitsmarktpolitisches Projekt zur
Sanierung der jüdischen Friedhöfe, Schüler beschäftigen sich intensiv mit der jüdischen
Geschichte
Eisenstadt (blms) - Im Burgenland werden schrittweise alle jüdischen Friedhöfe saniert.
Die ersten drei Friedhöfe in Kobersdorf, Lackenbach Deutschkreutz wurden bereits 2010 „gärtnerisch“ auf
Vordermann gebracht, die Ruhestätte in Gattendorf wurde heuer saniert. Noch in diesem Jahr werden die Arbeiten
in Kittsee, Frauenkirchen abgeschlossen. Die Projektinitiative "Erinnerungszeichen" des Landes Burgenland
und der Israelitischen Kultusgemeinde hat sich aber auch der Bewusstseinsarbeit an Schulen angenommen. Dabei arbeiten
Schülerinnen und Schüler das sensible Thema mit Wissenschaftlern auf. „Es sollte jeder ein Interesse
daran haben, dass die verbliebenen Zeichen jüdischer Kultur erhalten bleiben. Wir feiern heuer 90 Jahre Burgenland
und streichen zu Recht die positive Entwicklung des Burgenlandes heraus. Gerade im Jubiläumsjahr sollten wir
aber darauf hinweisen, dass es nicht nur Positives gegeben hat. Die Jüdischen Friedhöfe sind auch ein
Mahnmal. Wir müssen wachsam sein und darauf achten, dass solche Gräuel wie sie in der Zeit des Nationalsozialismus
begangen wurden nie wieder passieren. Wir sind sehr daran interessiert die jüdischen Friedhöfe im Burgenland
auch für die kommenden Generationen zu erhalten. Dazu sind wir auch moralisch verpflichtet“, betont LH Hans
Niessl. Gemeinsam mit Ing. Martin Eck von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und Horst Horvath vom Verein RE.F.U.G.I.U.S.
besuchte Niessl am 09.08. den jüdischen Friedhof Frauenkirchen um sich von den Sanierungsarbeiten ein Bild
zu machen.
Konkret laufen im Burgenland unter dem im Vorjahr gestarteten Projekt „Erinnerungszeichen“ zwei Vorhaben parallel:
Einerseits beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler in Schulen intensiv mit der jüdischen
Geschichte. Die Intention die dahinter steht: die Jugend soll für das Thema sensibilisiert werden. Die wissenschaftliche
Aufarbeitung unter Einbeziehung von Schulen, Schülerinnen und Schülern hält Landeshauptmann Hans
Niessl für sehr wichtig: „Das ist eine besondere Stärke des Projektes. Dabei wird auch viel für
die Bewusstseinsbildung getan.“
Beim zweiten Projekt geht es ans Handwerkliche: die Arbeiten an den jüdischen Friedhöfen. Die Erhaltung
und Pflege der jüdischen Friedhöfe ist eine seit Jahren in Österreich diskutierte Frage. Zur Vorgeschichte:
Mit der Unterzeichnung des Washingtoner Abkommens 2001 hat sich Österreich zur Restauration und Erhaltung
der jüdischen Friedhöfe verpflichtet. Ende 2009 erzielten Bund, Länder und die Israelitische Kultusgemeinde
(IKG) eine Einigung. Der Bund stellt insgesamt 20 Millionen Euro für die Instandsetzung der Ruhestätten
in Aussicht, knüpfte die Bereitstellung aber an den Abschluss von Pflegevereinbarungen zwischen den Standortgemeinden
und der IKG. Verhandlungen mit den Gemeinden würden bereits geführt, sagt Ing. Martin Eck von der Israelitischen
Kultusgemeinde Wien.
Die einzelnen Bundesländer versuchen auf unterschiedliche Art das Abkommen umzusetzen. Dabei hat das Burgenland
als bisher einziges Bundesland mit der IKG ein arbeitsmarktpolitisches Konzept geschnürt. Mit Unterstützung
des AMS und Trendwerk bringen vier Langzeitarbeitslose die jüdischen Friedhöfe „gärtnerisch“ auf
Vordermann. Trendwerk wurde als operative Umsetzung eines Auftrags des AMS Österreich in Kooperation mit einem
Forschungsprojekt des Europäischen Sozialfonds gegründet. Der erste Trendwerk-Standort wurde im Juni
1999 im Burgenland eröffnet - mittlerweile gibt es im Burgenland drei Standorte mit jährlich rund 100
MitarbeiterInnen.
2011 betragen die Projektkosten 70.000 Euro, davon steuert 40.000 Euro das AMS bei, 20.000 Euro bezahlt das Land
Burgenland, 10.000 Euro schießt die IKG zu. „Sachleistungen wie Rasenmäher, Motorsensen oder einem Auto
zum Transport von Arbeitern und Geräten die wir von der Straßenbauabteilung des Landes oder den Gemeinden
zur Verfügung gestellt bekommen, sind in dieser Rechnung nicht erhalten. Diese Hilfsleistungen sind auch wichtig“,
betont Horst Horvath vom Verein RE.F.U.G.I.U.S.
In diesem Jahr wurde der jüdische Friedhof in Gattendorf bereits saniert, in Frauenkirchen sind die Arbeiten
im Gang. Schon als Frauenkirchener Bürgermeister habe er Initiativen zur Erhaltung des jüdischen Friedhofes
in seiner Heimatgemeinde unterstützt: „Ich war dreizehn Jahre lang Bürgermeister und habe daher natürlich
einen besonderen Zugang zum örtlichen jüdischen Friedhof, aber auch zu allen andren jüdischen Friedhöfen
im Burgenland. Vor 1938 hat es Frauenkirchen 400 Mitbürger jüdischen Glaubens gegeben, nur einer ist
nach dem Krieg zurückgekehrt. Nachfahren die sich um den Erhalt der Friedhöfe kümmern können
gibt es keine mehr“, sieht Nissl eine moralische Verpflichtung zum Erhalt der Friedhöfe. Noch in diesem Jahr
zieht der Arbeitstross nach Kittsee weiter. Einigkeit herrscht darüber, dass das Projekt auch im nächsten
Jahr fortgesetzt werden soll.
Im Burgenland gibt es sechzehn jüdische Friedhöfe in Kobersdorf, Lackenbach, Deutschkreutz, Mattersburg,
Bad Sauerbrunn, Frauenkirchen, Kittsee, Gattendorf, Eisenstadt (alter und neuer Friedhof), Rechnitz, Stadtschlaining
(alter und neuer Friedhof), Güssing, Oberwart und Deutsch Schützen. |