Segel-, Kunst und Streckenfliegen am Militärrealgymnasium   

erstellt am
16. 08. 11

Wr. Neustadt (milrg) - Bereits die sechste Fluggruppe mit motivierten Militärgymnasiasten begann im August ihre zweiwöchige Sommerausbildung. Oberstleutnant Michael Götschl, der als Attraktionssteigerung für das Gymnasium 2006 die Idee des Militärfliegens ins Leben gerufen hatte, ist mit der Entwicklung sehr zufrieden. An drei Fliegerhorsten des Bundesheeres in Langenlebarn, Zeltweg und Aigen im Ennstal absolvieren die Flugschüler die fordernde Ausbildung.

Ein Lokalaugenschein bei der Fliegergruppe V in Zeltweg.
Das Militärfliegen am MilRG beginnt in der 5. Klasse, nach der Meldung von jährlich knapp 25 Interessenten erfolgt zuerst eine schulische Selektion durch das Internat, bevor es zur flugmedizinischen Überprüfung kommt. Nach dieser gibt es noch eine fliegerpsychologische Testung und erst dann wird man Mitglied einer MilRG-Fluggruppe.

Im Gymnasium findet der Theorieunterricht im zweiten Semester der 5. Klasse statt, die praktische Grundausbildung in Segelfliegen wird in Langenlebarn absolviert. Nach der erfolgten Prüfung dürfen die Militärgymnasiasten bereits allein fliegen. Während des Schuljahres heißt es einige Flugstunden an Wochenenden zu absolvieren, um weitere Erfahrungen zu sammeln. Nach der 6. Klasse geht es nach Zeltweg, um Kunstfiguren zu erlernen, und nach der 7. Klasse nach Aigen im Ennstal, wo das Hauptaugenmerk auf die Absolvierung vorgegebener Strecken und der Thermikflüge liegt. Ziel eines jeden Militärgymnasiasten der Fluggruppe ist natürlich später einmal den Beruf des Militärpiloten zu ergreifen, allerdings ist die Fliegerselektion mit 18 Jahren viel strenger als die mit 14 und dadurch nicht zu vergleichen.

Die Ausbildung führen Heeres-Flugsportgruppen durch. Die Geschichte dieser Flugsportgruppen reicht bis in die Anfangsphase der Luftstreitkräfte der 2. Republik zurück. In dieser Zeit des Aufbaues der Militärfliegerei nach der Besatzungszeit sollte die Möglichkeit geschaffen werden, flugbegeisterten jungen Männern, die nicht unmittelbar zum fliegenden Personal eingeteilt werden konnten, trotzdem für die Luftstreitkräfte zu gewinnen. Deshalb wurden - vom Bundesheer unterstützt - Ende der 50er Jahre auf den Militärflugplätzen Österreichs Heeres-Flugsportgruppen gegründet: darunter Habicht im MilRG für den Theorieunterricht und in Langenlebarn, Grimming in Aigen/Ennstal und schließlich Kondor am größten Militärflughafen des Österreichischen Bundesheeres in Zeltweg in der Steiermark. Der Fliegerhorst wurde im Jahr 1937 in der ersten Republik nach Aufstellung der Luftstreitkräfte errichtet. Er wurde neben Aigen im Ennstal ausgewählt, da er sich im Schutz der Alpen befindet. 1967 erhielt er den Namen Fliegerhorst Hinterstoisser nach dem österreichischen Flugpionier Franz Hinterstoisser. Für den erstmals ausgetragenen Großen Preis von Österreich in der Formel-1-Saison 1964 wählte man den Flugplatz von Zeltweg als Rennstrecke. 1997, 2000, 2003, 2005, 2009 und 2011 fanden in Zeltweg unter dem Namen AirPower internationale Flugtage statt.

Vom 1. bis zum 12. August 2011 begaben sich der Steirer Thomas Bachler aus Krakauschatten, der Wiener Lukas Bahler, der Oberösterreicher Georg Hermanutz aus Oberbach am Attersee und der Niederösterreicher Fabian Teichmeister aus Reichenau an der Rax nach Zeltweg, wo der Kunstflug durch die Heeresflugsportgruppe Kondor auf dem Programm stand. Die jahrelang tätigen Piloten Jürgen Friedl, Meinrad Greimel und Hubert Strimitzer schulten die motivierten Militärgymnasiasten auf den einfachen Kunstflug auf dem Segelflugzeug TWIN G103b ein, sie sind individuell auf jeden Schüler eingegangen, um einen optimalen Fortschritt zu ermöglichen. „Das ist das Schöne bei einem geschlossenen Kurs“, schildert Fluglehrer Mainrad Greimel, „jeder kann vom anderen profitieren und am Abend austauschen. Da wir eher ein Motorverein sind, ist es sehr spannend in der Sparte auszubilden: beigebracht werden die Basic-Figuren des einfachen Trudeln, Looping und die hochgezogene Kehrkurve ‚turn’“.

Es hieß für die vier Schüler früh aufzustehen, während der zwei Wochen galt der folgende tägliche fixe Ablauf: zwischen 7.30 und 8.00 Uhr Briefing und anschließend Flugdienst, eine einstündige Mittagspause und wieder Flugdienst. Es gab immer genügend Fluglehrer vor Ort, mit 2 bis 3 Lehrern für die 4 Schüler, damit nach jedem Flug eine Besprechung stattfinden kann, mit jedem Schüler einzeln und am Abend noch mit allen geschlossen. Das Beurteilungsblatt wird dabei analysiert.

Ziel ist nicht eine abgeschlossene Flugausbildung, das wäre vom Gesetz nicht möglich, weil die Militärgymnasiasten noch zu wenig Flugstunden haben, aber verschiedene Manöver kennenzulernen. Der Fluglehrer sitzt bei dieser Phase immer hinter im Flieger.

Fabian ist vom Kunstfliegen begeistert: „Man muss sehr schnell reagieren, um mit der Energie etwas anzufangen! Gerne hätte ich den Kunstflugschein gemacht, aber es fehlen an die 30 Flugstunden“ beklagt er am Ende. „Vom Fachlichen würden sie es schaffen“ ergänzt der Fluglehrer, „aber es sind mindestens 50 Kunstflugstunden vorgesehen, damit sie zur Prüfung antreten dürfen.“ Thomas ist voller Eindrücke während des Fluges: „eine schöne Fernsicht, Hügel und Berge, das Murtal und Leoben – die Landschaft wirkt einfach anders!“ Lukas dafür genoss die grenzenlose Freiheit, „man ist nach oben nicht eingeschränkt“ und die komplette Stille, „die echt toll ist“. Georg ist seiner Verantwortung bewusst: „du machst alles, es sind ‚deine’ Figuren, du bist dafür verantwortlich!“

Während des nächsten Schuljahres werden die Militärgymnasiasten die Flugerfahrung in Zeltweg noch vertiefen, alle sind sich einig: „Wenn wir die 50 Stunden haben, werden wir den Schein machen!“, Tatsache, die die Fluglehrer freut, die diese Ausbildung ehrenamtlich durchführen.

Gegen Ende der Ausbildung wurden die Militärgymnasiasten vom Chef aller Eurofighter-Piloten, Oberst Doro Kowatsch besucht, denn sie haben was Gemeinsames, den Segelflugschein noch vor dem Führerschein. Oberst Kowatsch ist seit 31 Jahren Einsatzpilot und als Kommandant des Überwachungsgeschwaders verantwortlich für Pilotenrekrutierung und -ausbildung.
     
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