Wr. Neustadt (milrg) - Bereits die sechste Fluggruppe mit motivierten Militärgymnasiasten begann im
August ihre zweiwöchige Sommerausbildung. Oberstleutnant Michael Götschl, der als Attraktionssteigerung
für das Gymnasium 2006 die Idee des Militärfliegens ins Leben gerufen hatte, ist mit der Entwicklung
sehr zufrieden. An drei Fliegerhorsten des Bundesheeres in Langenlebarn, Zeltweg und Aigen im Ennstal absolvieren
die Flugschüler die fordernde Ausbildung.
Ein Lokalaugenschein bei der Fliegergruppe V in Zeltweg.
Das Militärfliegen am MilRG beginnt in der 5. Klasse, nach der Meldung von jährlich knapp 25 Interessenten
erfolgt zuerst eine schulische Selektion durch das Internat, bevor es zur flugmedizinischen Überprüfung
kommt. Nach dieser gibt es noch eine fliegerpsychologische Testung und erst dann wird man Mitglied einer MilRG-Fluggruppe.
Im Gymnasium findet der Theorieunterricht im zweiten Semester der 5. Klasse statt, die praktische Grundausbildung
in Segelfliegen wird in Langenlebarn absolviert. Nach der erfolgten Prüfung dürfen die Militärgymnasiasten
bereits allein fliegen. Während des Schuljahres heißt es einige Flugstunden an Wochenenden zu absolvieren,
um weitere Erfahrungen zu sammeln. Nach der 6. Klasse geht es nach Zeltweg, um Kunstfiguren zu erlernen, und nach
der 7. Klasse nach Aigen im Ennstal, wo das Hauptaugenmerk auf die Absolvierung vorgegebener Strecken und der Thermikflüge
liegt. Ziel eines jeden Militärgymnasiasten der Fluggruppe ist natürlich später einmal den Beruf
des Militärpiloten zu ergreifen, allerdings ist die Fliegerselektion mit 18 Jahren viel strenger als die mit
14 und dadurch nicht zu vergleichen.
Die Ausbildung führen Heeres-Flugsportgruppen durch. Die Geschichte dieser Flugsportgruppen reicht bis in
die Anfangsphase der Luftstreitkräfte der 2. Republik zurück. In dieser Zeit des Aufbaues der Militärfliegerei
nach der Besatzungszeit sollte die Möglichkeit geschaffen werden, flugbegeisterten jungen Männern, die
nicht unmittelbar zum fliegenden Personal eingeteilt werden konnten, trotzdem für die Luftstreitkräfte
zu gewinnen. Deshalb wurden - vom Bundesheer unterstützt - Ende der 50er Jahre auf den Militärflugplätzen
Österreichs Heeres-Flugsportgruppen gegründet: darunter Habicht im MilRG für den Theorieunterricht
und in Langenlebarn, Grimming in Aigen/Ennstal und schließlich Kondor am größten Militärflughafen
des Österreichischen Bundesheeres in Zeltweg in der Steiermark. Der Fliegerhorst wurde im Jahr 1937 in der
ersten Republik nach Aufstellung der Luftstreitkräfte errichtet. Er wurde neben Aigen im Ennstal ausgewählt,
da er sich im Schutz der Alpen befindet. 1967 erhielt er den Namen Fliegerhorst Hinterstoisser nach dem österreichischen
Flugpionier Franz Hinterstoisser. Für den erstmals ausgetragenen Großen Preis von Österreich in
der Formel-1-Saison 1964 wählte man den Flugplatz von Zeltweg als Rennstrecke. 1997, 2000, 2003, 2005, 2009
und 2011 fanden in Zeltweg unter dem Namen AirPower internationale Flugtage statt.
Vom 1. bis zum 12. August 2011 begaben sich der Steirer Thomas Bachler aus Krakauschatten, der Wiener Lukas Bahler,
der Oberösterreicher Georg Hermanutz aus Oberbach am Attersee und der Niederösterreicher Fabian Teichmeister
aus Reichenau an der Rax nach Zeltweg, wo der Kunstflug durch die Heeresflugsportgruppe Kondor auf dem Programm
stand. Die jahrelang tätigen Piloten Jürgen Friedl, Meinrad Greimel und Hubert Strimitzer schulten die
motivierten Militärgymnasiasten auf den einfachen Kunstflug auf dem Segelflugzeug TWIN G103b ein, sie sind
individuell auf jeden Schüler eingegangen, um einen optimalen Fortschritt zu ermöglichen. „Das ist das
Schöne bei einem geschlossenen Kurs“, schildert Fluglehrer Mainrad Greimel, „jeder kann vom anderen profitieren
und am Abend austauschen. Da wir eher ein Motorverein sind, ist es sehr spannend in der Sparte auszubilden: beigebracht
werden die Basic-Figuren des einfachen Trudeln, Looping und die hochgezogene Kehrkurve ‚turn’“.
Es hieß für die vier Schüler früh aufzustehen, während der zwei Wochen galt der folgende
tägliche fixe Ablauf: zwischen 7.30 und 8.00 Uhr Briefing und anschließend Flugdienst, eine einstündige
Mittagspause und wieder Flugdienst. Es gab immer genügend Fluglehrer vor Ort, mit 2 bis 3 Lehrern für
die 4 Schüler, damit nach jedem Flug eine Besprechung stattfinden kann, mit jedem Schüler einzeln und
am Abend noch mit allen geschlossen. Das Beurteilungsblatt wird dabei analysiert.
Ziel ist nicht eine abgeschlossene Flugausbildung, das wäre vom Gesetz nicht möglich, weil die Militärgymnasiasten
noch zu wenig Flugstunden haben, aber verschiedene Manöver kennenzulernen. Der Fluglehrer sitzt bei dieser
Phase immer hinter im Flieger.
Fabian ist vom Kunstfliegen begeistert: „Man muss sehr schnell reagieren, um mit der Energie etwas anzufangen!
Gerne hätte ich den Kunstflugschein gemacht, aber es fehlen an die 30 Flugstunden“ beklagt er am Ende. „Vom
Fachlichen würden sie es schaffen“ ergänzt der Fluglehrer, „aber es sind mindestens 50 Kunstflugstunden
vorgesehen, damit sie zur Prüfung antreten dürfen.“ Thomas ist voller Eindrücke während des
Fluges: „eine schöne Fernsicht, Hügel und Berge, das Murtal und Leoben – die Landschaft wirkt einfach
anders!“ Lukas dafür genoss die grenzenlose Freiheit, „man ist nach oben nicht eingeschränkt“ und die
komplette Stille, „die echt toll ist“. Georg ist seiner Verantwortung bewusst: „du machst alles, es sind ‚deine’
Figuren, du bist dafür verantwortlich!“
Während des nächsten Schuljahres werden die Militärgymnasiasten die Flugerfahrung in Zeltweg noch
vertiefen, alle sind sich einig: „Wenn wir die 50 Stunden haben, werden wir den Schein machen!“, Tatsache, die
die Fluglehrer freut, die diese Ausbildung ehrenamtlich durchführen.
Gegen Ende der Ausbildung wurden die Militärgymnasiasten vom Chef aller Eurofighter-Piloten, Oberst Doro Kowatsch
besucht, denn sie haben was Gemeinsames, den Segelflugschein noch vor dem Führerschein. Oberst Kowatsch ist
seit 31 Jahren Einsatzpilot und als Kommandant des Überwachungsgeschwaders verantwortlich für Pilotenrekrutierung
und -ausbildung. |