Studie verdeutlicht: Eigenvorsorge und Beratung entscheidend
Wien (bmlfuw) - "Angesichts zunehmender Preisschwankungen auf den Agrarmärkten und plötzlicher
Konsumeinbrüche wie jüngst bei EHEC ist es eines meiner zentralen Anliegen, die Planbarkeit und Sicherheit
für unsere Bäuerinnen und Bauern zu verbessern. Parallel zu den diesbezüglichen Plänen auf
europäischer Ebene habe ich daher eine Studie in Auftrag gegeben, um alle denkbaren Risikomanagement-Instrumente
analysieren zu lassen. Mit den vorliegenden Ergebnissen haben wir nun eine Diskussionsgrundlage geschaffen, um
in Zukunft Preisschwankungen am Lebensmittelmarkt besser entgegenwirken zu können", betont Landwirtschaftsminister
Nikolaus Berlakovich am 29.08. bei der Präsentation der Studie „Agrarpolitische und betriebswirtschaftliche
Optionen zum Risikomanagement in der Landwirtschaft“, die von der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft, dem Wirtschaftsforschungsinstitut
und der Universität für Bodenkultur erstellt worden ist.
Kosten-Nutzen-Relation nicht aus den Augen lassen
Die Studie führt verschiedene Möglichkeiten zum besseren Umgang mit Einkommensrisiken an. Dabei wurde
spezielles Augenmerk auf die Vereinbarkeit möglicher Instrumente mit den Vorgaben der Welthandelsorganisation
(WTO) gelegt. "Entscheidend ist auch, die Kosten-Nutzen-Relation nicht aus den Augen zu verlieren. So ist
etwa ein von der EU-Kommission angedachtes, WTO-greenbox-kompatibles, also nicht wettbewerbsverzerrendes Einkommens-Stabilisierungssystem
für alle mit einem jährlichen Mittelvolumen von ca. 150 Mio. Euro kaum finanzierbar. Das würde mit
einem Schlag 15% des derzeitigen Budgets für die Ländliche Entwicklung binden. Ich kann mir nicht vorstellen,
eine solche Kürzung beim Agrarumweltprogramm oder der Bergbauernförderung durchzuführen", unterstreicht
Berlakovich.
Auch die anderen beiden Vorschläge der EU-Kommission zum Risikomanagement im Rahmen der Ländlichen Entwicklung
wären laut Landwirtschaftsminister mit einer massiven Kürzung der anderen Maßnahmen verbunden.
Diese beiden Tools sind die Stärkung der Unterstützung der Ernte-, Tier- und Pflanzenversicherung und
ein Fonds auf Gegenseitigkeit für Tier- und Pflanzenkrankheiten sowie Umweltschäden. Diese wären
bereits jetzt im Rahmen der Säule 1 (Art. 68 der DZ-VO) möglich gewesen, wurden aber nicht angewendet,
da es zu einer direkten Kürzung der Betriebsprämie gekommen wäre.
Fokus im Risikomanagement auf Stärkung der Eigenvorsorge
"Mit der Österreichischen Hagelversicherung haben wir hingegen ein gut funktionierendes System
für zahlreiche Produktionsrisiken, das – wie in vielen anderen Mitgliedsländern – mit bis zu 15 Mio.
Euro jährlich unterstützt wird. Im Rahmen dessen sind die Landwirte als Unternehmer gefordert, gegen
einige Risiken Vorsorge zu treffen. Bei nicht absicherbaren Risiken unterstützt der Staat zusätzlich
im Krisenfall", so Berlakovich. "Angesichts der Studienergebnisse kommen wir zum Schluss, dass der Fokus
beim Risikomanagement in der Landwirtschaft auf die Stärkung der Eigenvorsorge der Agrarbetriebe gelegt werden
muss."
Verstärkte Beratung über Preisabsicherungs-Instrumente
Genannt werden von den Studienautoren dabei allgemeine Maßnahmen wie Aufklärung, Information und Beratung
über Instrumente zur Preisabsicherung – wie zum Beispiel über Warentermingeschäfte. Diese sollen
den Landwirten vor großen Investitionsentscheidungen ermöglichen, das Risikopotenzial ihres Betriebes
abschätzen zu können. Auch Vorauskontrakte zwischen LandwirtInnen und AbnehmerInnen – etwa über
Genossenschaften - können die Planungssicherheit erhöhen. Außerdem wird eine verbesserte Transparenz
auf den Agrarmärkten angestrebt.
Mehrgefahrenversicherungen ausbauen, Unterstützung für individuelle Rücklagen
Weiters will Berlakovich zwei Ansätze zur Unterstützung der Eigenvorsorge vertiefend prüfen lassen.
Dazu zählen der Ausbau von Mehrgefahrenversicherungen im Rahmen der Hagelversicherung für weitere Risiken
sowie die Neuentwicklung einer staatlichen Unterstützung für individuelle Rücklagen in Anlehnung
an das Bauspar- oder private Pensionsvorsorge-Modell.
„Die Empfehlungen der Studie liefern eine fundierte Basis für weitere Diskussionen – auf nationaler und europäischer
Ebene, wenn es um die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) geht. Eines ist aber klar: Das Risikomanagement
darf nicht mehr kosten, als es nützt. Ich will weder eine Hängematte für unsere Bäuerinnen
und Bauern, die leisten sollen und wollen, noch ein ineffizientes Bürokratiemonster. Es gilt: Risikobewusstsein
schärfen, Krisen vorsorgen“, so Berlakovich abschließend. |