Innsbruck (fwf) - Die sicheren und effizienten Bewegungen von Robotern stehen im Mittelpunkt eines aktuellen
Forschungsprojekts des Wissenschaftsfonds FWF. Ziel der Arbeit ist es, die kontrollierte Steuerung von Roboterbewegungen
durch neue mathematische Zugänge zu verbessern. Dabei werden insbesondere das Erkennen von Kollisionssituationen
und die Planung optimaler Bewegungspfade untersucht. Ausschlaggebend für die Initiierung des Projekts waren
neue Entwicklungen in den Bereichen Bewegungsplanung, Computer-Aided Design und algebraische Geometrie. Im Rahmen
des Projekts werden algebraische Methoden für die Bewegungssteuerung von Robotern erstmals mit numerischen
und geometrischen Methoden verbunden.
Ein Roboter bekommt seine Motorik in die Wiege gelegt. Als digitale Programmcodes wird sie in seinen mikroprozessorbasierten
Speichern deponiert. Doch die so definierten Bewegungsmuster sind für die Umgebung – oder den Roboter selbst
– nicht in allen Situationen sicher. Auch entsprechen sie nicht immer den Anforderungen der Betreiber an die Effizienz
der Roboterleistung. Diese Einschränkungen ergeben sich z. T. aus den mathematischen Ansätzen, die für
die Berechnung der Bewegungsmuster gewählt werden. Neue Ansätze zu entwickeln, mit denen mehr Sicherheit
und Effizienz möglich werden, ist nun das Ziel einer Forschungsgruppe um Prof. Manfred Husty und Prof. Hans-Peter
Schröcker am Institut für Grundlagen der Bauingenieurwissenschaften der Universität Innsbruck.
Geschmeidig wie ein Roboter
"Roboter" werden im Rahmen des vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützten Projekts ganz allgemein
gefasst. Egal ob Industrieroboter oder R2D2 – sie alle müssen ihre Bewegungen in erster Linie sicher ausführen.
"Sicher heißt, dass ein Roboter bei der Durchführung seiner Aufgaben nicht mit der Umgebung oder
mit sich selbst kollidiert. Auch sogenannte gefährliche Bereiche muss er meiden. Es handelt sich dabei aber
nicht um physikalisch vorhandene Hindernisse, sondern um Positionen, in deren Nähe der Roboter aus geometrischen
Gründen unsteuerbar – und damit potenziell gefährlich – wird. In der Robotik bezeichnen wir diese Bereiche
auch als Singularitäten", erklärt Projektleiter Prof. Schröcker.
Natürlich gibt es bereits zahlreiche Methoden, solche Bereiche zu berechnen und bei den Bewegungsmustern der
Roboter auszusparen. Doch diesen Methoden ist eines gemeinsam, meint Prof. Schröcker: "Die bisher angewendeten
Methoden basieren auf numerischen Kalkulationen. Diese sind nicht exakt. Sie erlauben es auch nicht, eine Garantie
darüber abzugeben, dass alle gefährlichen Bereiche in den Berechnungen berücksichtigt wurden. Algebraische
Methoden hingegen sind nicht nur exakter, sondern könnten auch diese Garantie ermöglichen."
Denn, grob gesagt, befasst sich die Numerik mit der Lösung kontinuierlicher mathematischer Probleme durch
diskretisierte Computerberechnung. Algebra hingegen nutzt auch Variablen, was exaktere und umfassendere Berechnungen
ermöglicht. Tatsächlich haben algebraische Methoden in den mechanischen Wissenschaften in den letzten
Jahren zunehmend an Popularität gewonnen. Auch gibt es bereits erste theoretische Ergebnisse für ihre
Anwendung im Bereich der Roboterbewegungen. Doch bisher wurden diese nicht an die praktischen Anforderungen des
Maschinenbaus angepasst. Genau das wird in dem aktuellen Projekt erreicht.
Der Weg ist nicht das Ziel
Die Entwicklung neuer mathematischer Methoden soll jedoch nicht nur dazu beitragen, dass Roboter "gefährliche"
Bereiche optimal vermeiden, sondern auch ihre Bewegungsabläufe möglichst effizient ausführen. Dabei
kann effizient "auf dem kürzesten Weg" bedeuten, oder auch "schnell", "elegant"
und "energiesparend". Bei den Berechnungen der notwendigen Wegstrecken müssen Kollisionsmöglichkeiten
und die "gefährlichen" Bereiche berücksichtigt werden, wie Prof. Schröcker erläutert:
"Die Berechnungen kann man sich so vorstellen, dass man Punkte im Raum durch glatte Kurven verbindet, welche
hinreichend weit von den zu vermeidenden Bereichen entfernt bleiben. Die Entwicklung geeigneter Methoden dazu ist
ein wesentliches Ziel dieses Projekts des FWF, das grundlegende Mathematik mit praktischen Nutzeranwendungen verbinden
wird." |