EU-gefördertes Projekt soll Selbstbedienungsautomaten besser zugänglich machen
Brüssel (ec.europa) - Durch ein von der EU gefördertes Vorhaben soll die Zugänglichkeit
von Selbstbedienungsterminals, z. B. Ticketautomaten, Informationsschalter und Geldautomaten, für Menschen
mit Behinderungen (jeder sechste Europäer) und ältere Menschen (87 Millionen Europäer sind über
65) verbessert werden. Einer EU-Studie zufolge verfügen nur 38 % der Bankautomaten in der EU über eine
Sprachausgabe für behinderte Kunden, weit weniger als in den USA (61 %) und Kanada, wo fast alle Automaten
entsprechend ausgerüstet sind. Mit 3,41 Mio. EUR finanziert die Europäische Kommission die Hälfte
des Projekts „APSIS4All“, dessen Ziel die Konzeption und Validierung personalisierter Schnittstellen ist, u. a.
durch berührungslose Chipkarten, um die bestehenden Zugangsbarrieren zu überwinden. Das Projekt hat eine
Laufzeit von drei Jahren. Erste Testläufe finden ab September 2011 an Geldautomaten in Barcelona sowie ab
Januar 2012 an Fahrkartenautomaten in Paderborn statt.
Neelie Kroes, die für die Digitale Agenda zuständige Vizepräsidentin der Kommission, sagte hierzu:
„Selbstbedienungsautomaten sind weit verbreitet und es werden ständig mehr. Die Bedienung vieler dieser Automaten
ist allerdings für behinderte oder manche ältere Menschen schwierig, die somit den betreffenden Dienst
nicht nutzen können.“
Im Rahmen von APSIS4All sollen unter realen Bedingungen neuartige, personalisierte Schnittstellen konzipiert und
validiert werden, mit denen die bestehenden Zugangsbarrieren überwunden werden können. In der ersten
Projektphase werden Informationen von etwa 3000 Nutzern gesammelt, die die verschiedenen Automaten erproben, damit
die Schnittstellen an ihre Bedürfnisse und persönlichen Vorlieben angepasst werden können. Die Tests
beginnen am 1. September an 65 Bankautomaten der Caixa in Barcelona sowie am 1. Januar 2012 an 24 Ticketautomaten,
die im nordrhein-westfälischen Paderborn von der Firma Höft & Wessel AG betrieben werden.
Ziel des Projekts ist es, einen einheitlichen Rahmen vorzuschlagen, der dazu beiträgt, dass Zugänglichkeitsstandards
von der Geldautomatenbranche und den Dienstleistungsunternehmen in verstärktem Maße übernommen
werden. Selbstbedienungsterminals könnten so einem breiten Nutzerkreis zugänglicher gemacht werden, beispielsweise
Menschen, die sich mit der Technik nicht auskennen, Personen mit Leseproblemen, Reisende, die die Landessprache
nicht beherrschen, oder auch Personen, die einfach nur ihre Lesebrille vergessen haben. Schwerpunkt von APSI4All
sind hochmoderne multimodale Interaktionstechnologien wie Near Field Communication (NFC) für den drahtlosen
Datenaustausch über sehr kurze Strecken. Bei den Tests können beispielsweise programmierte Chipkarten
eingesetzt werden, auf denen die persönlichen Vorlieben des Nutzers gespeichert sind. Führt dieser seine
Karte in die Nähe eines Bankautomaten, werden dessen Einstellungen (z. B. Schriftgröße und Sprachauswahl)
umgehend an die Bedürfnisse des Kunden angepasst. Andere mögliche Schnittstellen sind beispielsweise
mit Zugangsfunktionen ausgestattete Mobiltelefone, mit denen Kunden im Internet Fahrkarten kaufen und anschließend
am Ticketautomaten mit Hilfe eines auf das Handy gesendeten Sicherheitscodes bezahlen können.
Hintergrund
In der EU gibt es Hunderttausende von Selbstbedienungsautomaten, darunter Fahrkartenautomaten für den
öffentlichen Personenverkehr und mindestens 425 000 Geldautomaten. Um ihre Benutzung zu vereinfachen, sind
auf dem Markt verschiedene technische Lösungen verfügbar, u. a. für Rollstuhlfahrer erreichbare
Tastenfelder, Braille-Tasten oder Sprachausgabe über Lautsprecher für Sehbehinderte. Häufig sind
diese grundlegenden Funktionen aber schlicht nicht verfügbar oder werden nicht genutzt, da ihre Aktivierung
zu kompliziert ist. In der Europäischen Strategie zugunsten von Menschen mit Behinderungen 2010-2020 der Kommission
heißt es, dass „Zugänglichkeit eine Voraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Leben“ ist.
APSIS4All wird aus dem IKT-Teil des Rahmenprogramms für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation der Europäischen
Union kofinanziert. |