Fraueneinkommen  

erstellt am
08. 09. 11

 Katzian: Zeit der Appelle vorbei
Gehaltsdifferenzen über eigene Branchenkollektivvertragsverhandlungen ("Sonder-KV-Runden") schließen
Wien (gpd/djp) - Die Einkommensschere ("Gender Pay Gap") zwischen Männern und Frauen ist in Österreich besonders hoch. Ein mögliches Mittel zur Verringerung der Gehaltsdifferenzen zwischen Frauen und Männern wären eigene Branchenkollektivvertragsverhandlungen ("Sonder-KV-Runden") für Frauen, in denen die KollektivVertragspartner im professioneller Art und Weise die Ursachen für die Lohn- und Gehaltsdifferenzen analysieren und gezielte Gegenmaßnahmen zur Umsetzung auf betrieblicher Ebene setzen. Selbstverständlich kann das nicht zu Lasten der Männereinkommen gehen, es gibt genügend betriebliche Verteilungsspielräume, erklärte der Vorsitzende der GPA-djp, Wolfgang Katzian.

Die Zeit der Appelle müsse endlich vorbei sein, so der GPA-djp-Vorsitzende. Nun gelte es die Schere bei den Einkommen von Männern und Frauen in ernsthaften Verabredungen zu schließen. Neben den normalen KV-Runden könnten gezielte "Sonder-KV-Runden" für Frauen vereinbart werden, wo beispielsweise dreimal in zehn Jahren Lohn- und Gehaltsentwicklungen, Einstufungen und Berufsverläufe von Frauen analysiert und ganz konkrete Maßnahmen zur Anhebung der Fraueneinkommen getroffen werden.

Klare Zielvorgaben
"Der Gesetzgeber und die Sozialpartner hätten sich mehrfach zur Beseitigung der Einkommensschere bekannt, nun sollten klare Zielvorgaben gesetzt und in den Betrieben erfüllt werden", fordert die Bundesfrauenvorsitzende der GPA-djp Ilse Fetik. Als Beispiel könne Finnland dienen, wo eine Vorgabe des Gesetzgebers, die Lohndifferenzen zwischen Frauen und Männern zu beseitigen, von den Sozialpartnern umgesetzt wurde.

Aufholbedarf
Frauen verdienen in Österreich nach wie vor deutlich weniger als Männer. Beim Vergleich der Bruttojahreseinkommen zeigt sich, dass Frauen im Angestelltenbereich im Jahr 2009 mit durchschnittlich 17.639 Euro um rund 40 Prozent weniger verdienten als Männer mit im Schnitt 29.181 Euro brutto. Bei dieser Berechnung sind die unterschiedlichen Beschäftigungsausmaße bereits berücksichtigt und der Vergleich wird auf ganzjährig Vollzeitbeschäftigte beschränkt . Eine wesentliche Veränderung im Zeitvergleich zeigt sich nicht: Die Schere bei den Bruttojahreseinkommen belief sich auch schon vor zehn Jahren, 1999, auf rund 40 Prozent. Im Europavergleich liegt Österreich diesbezüglich ganz weit hinten.

 

Frauenberger begrüßt GPA-Pläne zur Verringerung der Lohnschere
Neue Broschüre der Frauenabteilung der Stadt Wien
Wien (pid) - Frauenstadträtin Sandra Frauenberger begrüßt den jüngsten Vorschlag der Gewerkschaft der Privatangestellten, Sonder-KV-Runden für Frauen ins Leben zu Rufen, um die Gehälter von Frauen anzuheben. Das prompte "Njet" der Wirtschaftskammer sei unverständlich, so Frauenberger. Es sei an der Zeit, dass auch die Unternehmen bei der Bekämpfung der Einkommensschere stärker in die Pflicht genommen werden. Die Politik alleine könne die Lohnschere nicht schließen, unterstreicht die Wiener Stadträtin.

Frauenberger verweist in diesem Zusammenhang auf eine am 07.09. präsentierte Broschüre der Frauenabteilung der Stadt Wien, die Frauen Mut macht, in Bewerbungsgesprächen und Gehaltsverhandlungen einen gerechten Lohn zu fordern. Die kostenlose Broschüre bietet viele gute Tipps und hilft bei der Vorbereitung auf ein Verhandlungsgespräch. Die "Gehaltsverhandlungstipps für Frauen" können ab sofort bei der Frauenabteilung der Stadt Wien (MA 57) unter der Telefonnummer 01/4000-83518, per E-Mail frauen@ma57.wien.gv.at sowie auf der Webseite http://www.frauen.wien.at kostenlos bestellt werden.

 

Gartelgruber: Katzian soll seinen Frauenlohn-Vorschlag ergänzen – "Frauenpaket" ist gefordert
Bei Frauenthemen nicht länger "Politik der halben Sachen" machen - rote Gewerkschaftsvertreter können jetzt ihre Glaubwürdigkeit beweisen
Wien (fpd) - FPÖ-Frauensprecherin NAbg. Carmen Gartelgruber bewertet den Vorschlag vom Vorsitzenden der Gewerkschaft der Privatangestellten, Wolfgang Katzian, Sonder-KV-Runden für Frauen einzuführen, grundsätzlich positiv. Die Zeit sei überreif, endlich konkrete Schritte für das Beseitigen der Lohnschere zwischen Männern und Frauen zu setzen, sagt Gartelgruber und verweist auf eben dieses Bekenntnis von Regierung und Sozialpartnern. Bei den Lohnunterschieden zwischen Männern und Frauen bestünde nach wie vor das Niveau von vor zehn Jahren, was dem absoluten Nichtstun der rot-schwarzen Regierung der letzten Jahre zuzuschreiben sei.

Außer den häufig gespielten - oftmals seltsam anmutenden Randthemen in der Frauenpolitik - brächten die derzeit Verantwortlichen für Frauen in Österreich nur äußerst schwache Resultate zustande, so Gartelgruber. Unter dieser SPÖVP-Regierung stagniere die Frauenpolitik in allen Belangen, kritisiert sie massiv und fordert deshalb die Umsetzung eines "Frauenpaketes", welches neben dem divergierenden Lohnniveau bei weiblichen Angestellten auch Maßnahmen wie etwa das kollektivvertragliche Vorrücken während der Karenzzeit berücksichtigen sollte.

"Die Zeiten sind vorbei, wo man den Frauen mit "Orchideen-Themen" vorgaukeln kann, man tue etwas für sie, man setze sich für ihre Angelegenheiten ein! Den betroffenen Frauen, von denen viele in einer wirtschaftlichen Klemme sitzen, ist bereits glasklar, dass ihre wahren Probleme von dieser abgehobenen Frauenpolitik nicht einmal tangiert werden", so Gartelgruber. Aus diesem Grunde verlangt die Freiheitliche Frauensprecherin, dass nun zumindest ihr Verlangen nach Einrechnung der Karenzzeiten bei den kollektivvertraglichen Vorrückungen auch von Katzian seitens der Gewerkschaft umgesetzt werde. Es gehe um den letzten Rest an Glaubwürdigkeit, den man von den roten Gewerkschaftern, die zahlreich im Parlament vertreten seien, verlangen könne. Schließlich sei Gartelgrubers diesbezüglicher Antrag seinerzeit deshalb von den SPÖ-Gewerkschaftsvertretern im Nationalrat abgelehnt worden, weil es sich laut deren Aussagen um eine "Sache der Sozialpartner" handle.

"Ich sehe deshalb darin nun einen guten Anlass, die Worte der SPÖ-Arbeitnehmervertreter auf die Waagschale zu werfen, um zu schauen, wie ehrlich sie es mit den Frauenanliegen tatsächlich meinen!", sagt Gartelgruber abschließend.

 

Schenk: Ankündigungspolitik allein ist zuwenig =
Jeder rede nur über die Einkommensschere. Damit sei niemandem geholfen.
Wien (bzö) - Grundsätzlich sei jeder Vorschlag, der zur Verringerung der Gehaltsschere bei den Einkommen von Männern und Frauen beitrage, begrüßenswert, erklärt BZÖ-Frauensprecherin Abg. Martina Schenk zum Vorstoß vom Vorsitzenden der Gewerkschaft der Privatangestellten, Wolfgang Katzian, Sonder-KV-Runden für Frauen einführen zu wollen.

Aber mit der reinen Ankündigungspolitik und mit leeren Plattitüden müsse endlich Schluss sein, so Schenk. Jeder rede nur über die Einkommensschere. Damit sei niemandem geholfen. "Es müssen endlich konkrete Maßnahmen gesetzt und nicht immer nur Vorschläge auf den Tisch gebracht werden, die groß und breit diskutiert werden und dann wieder im Nirwana verschwinden", kritisiert Schenk. Sie verlangt eine Änderung der Rahmenbedingungen unter Hinweis auf die BZÖ-Forderung nach Abschaffung der Zuverdienstgrenze.

Schenk weiter: "Es stellt sich allerdings auch die Frage, was Ministerin Heinisch-Hosek in diesem Zusammenhang bisher für Frauen und insbesondere für Alleinerziehende tatsächlich geleistet hat. Katzian unterscheidet sich in diesem Bereich wenig von Heinisch-Hosek, die auch immer nur ankündigt aber nichts umsetzt."

 

 Schwentner: 100 Euro Fixbetrag für Frauen bei nächster Lohnrunde gefordert
Grüne: Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern aktiv abbauen
Wien (grüne) - "Es ist erfreulich, dass nun auch endlich die Gewerkschaft ihrer Verantwortung nachkommt und die enormen Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen abbauen will. Noch ist allerdings mehr als unklar, wie sie dieses Vorhaben konkret umsetzen wird", kommentiert Judith Schwentner, Frauensprecherin der Grünen, die heute angekündigten Sonderlohnrunden für Frauen. "Denn schlecht verdienende Männer verdienen immer noch deutlich besser als schlechtverdienende Frauen."

"Es geht jetzt um konkrete Ziele und Maßbnahmen", sagt Schwentner. Sie fordert daher die VerhandlerInnen auf, mit dem Vorhaben in die nächste Lohnrunde zu gehen, einen Fixbetrag von mindestens 100 Euro für alle Frauen durchzusetzen. Denn von einem fixen Sockelbetrag kombiniert mit einer prozentuellen Lohnsteigerung profitieren vor allem die niedrigen Einkommensgruppen, also Frauen", erklärt Schwentner. Mediale Kampagnen allein können die ungerechten, in allen Branchen vorhandenen und statistisch nachweisbaren Einkommensunterschiede zwischen Geschlechtern nicht beseitigen. "Die Sozialpartnerschaft muss endlich am Verhandlungstisch zeigen, dass sie es mit dem Abbau der geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede ernst meint", fordert Schwentner.

"Frauendominierte Berufe im Sozial- und Gesundheitsbereich sind stark unterbewertet. In diesen Branchen wird unglaublich viel für unsere Gesellschaft geleistet. Daher müssen die Gehälter in diesen Bereichen bei der nächsten Lohnrunde endlich aufgewertet werden", fordert Judith Schwentner. Auch die korrekte Einstufung von Frauen, vor allem im Handel, muss genauer betrachtet werden. Das gesamte Spektrum an Möglichkeiten für versteckte Diskriminierung gegenüber Frauen muss durchleuchtet werden. "Gerade im Niedriglohnbereich wo viele Frauen arbeiten, ist es im letzten Jahrzehnt zu Reallohnverlusten gekommen. Ein gesetzlicher Mindestlohn ist außerdem ein Gebot der Stunde, wenn damit die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern nicht noch weiter aufgeht", sagt Schwentner abschließend.
     

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