Innsbruck (tiroler landesmuseen) - Neuentdeckungen sind unter den Schmetterlingen in Mitteleuropa sehr selten.
Umso bemerkenswerter ist der Erfolg den Wissenschaftler der Tiroler Landesmuseen und der Universität Guelph
(Kanada) auf diesem Gebiet nun verbuchen konnten. Im Zuge eines Projekts welches das ehrgeizige Ziel alle Organismen
genetisch bestimmbar zu machen verfolgt, kamen die Forscher den neuen Alpenfaltern auf die Spur.
Schmetterlinge in Mitteleuropa gelten als gut erforscht und Neuentdeckungen sind kaum mehr zu erwarten. Umso überraschender
kommt daher der Fund von gleich drei bisher noch namenlosen Falterarten. Wissenschaftlern der Tiroler Landesmuseen
in Innsbruck und der Universität Guelph (Canada) gelang nun dieses Kunststück. Die Ergebnisse wurden
in der renommierten Fachzeitschrift Zootaxa vorgestellt und die Neufunde mit wissenschaftlichen Namen wie Sattleria
cottiella erstmals benannt.
Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen freut sich: "Ein großartiges Ergebnis, das
die erfolgreiche internationale wissenschaftliche Kooperation belegt, mit der die Tiroler Landesmuseen in möglichst
vielen Bereichen versuchen, einen Beitrag zu Fortschritte zu leisten."
Die Neuentdeckungen stammen aus den Südalpen zwischen dem Monte Baldo und den Cottischen Alpen und zwar aus
Höhenlagen zwischen 2000 und knapp 3000 m. Alle gehören zur Familie der Palpenfalter die weltweit über
6000 Arten zählt und auch in Europa mit mehr als 800 verschiedenen Faltern vorkommt. Als typische Hochgebirgstiere
sind die neuen Arten dem rauen Klima gut angepasst. Um den Stürmen zu entkommen sind die Weibchen flugunfähig
mit reduzierten Flügeln. Im Gegensatz zu den normal geflügelten Männchen bewegen sie sich nur mehr
heuschreckenartig hüpfend fort. Die Raupenentwicklung dauert auf Grund der kurzen Vegetationsperiode vermutlich
2-3 Jahre und somit weitaus länger als bei Schmetterlingen in den Tälern. Studienautor Peter Huemer geht
davon aus, dass die neuen Arten alte Relikte sind, die sich bereits vor mehreren Millionen Jahren aufgespaltet
haben. Sie konnten nachfolgend mehrere Eiszeiten auf hohen, jedoch teilweise unvergletscherten Südalpengipfeln
überdauern.
Auf die Spur der neuen Arten kamen die Forscher durch ein weltumspannendes Barcoding-Programm mit dem ehrgeizigen
Ziel alle Organismen genetisch bestimmbar zu machen. Prof. Paul Hebert, einer der Autoren der Studie, gilt als
Erfinder dieser bahnbrechenden Methode, die darauf basiert anhand von kurzen und arttypischen Gensequenzen, den
sogenannten Barcodes, Bestimmungen automatisiert, reproduzierbar und kostengünstig zu machen. Die Anwendungen
dieser Methode sind vielfältig und reichen von Schnellchecks in der Lebensmittelindustrie, über Schädlingsansprache
in Land- und Forstwirtschaft bis hin zu Zollkontrollen bei geschützten Tieren und Pflanzen. Insgesamt liegen
bereits Genproben von mehr als 110.000 Arten der Öffentlichkeit vor. Die Tiroler Landesmuseen beteiligen sich
an diesem Vorhaben und liefern Proben aller Alpenschmetterlinge. Über Vergleiche der genetischen Fingerprints
konnten die neuen Arten ausgemacht werden. |