Wenig Luftfracht aus Fukushima   

erstellt am
19. 09. 11

Wien (tu) - In einem großen europäischen Gemeinschaftsprojekt wurde untersucht, in welchem Ausmaß radioaktive Partikel nach dem Reaktorunfall in Fukushima nach Europa gelangten. Auch das Atominstitut der Technischen Universität (TU) Wien lieferte dafür Daten.

Es waren aufregende Tage im März und April, als am Kernkraftwerk in Fukushima radioaktives Material freigesetzt wurde – auch für die Nuklearforschung. Viele wissenschaftliche Einrichtungen untersuchten die Luft damals besonders genau nach radioaktiven Stoffen, zu ihnen zählt auch das Atominstitut der TU Wien. In einem internationalen Großprojekt wurden nun Messdaten aus ganz Europa miteinander in Verbindung gebracht, sodass sich nun die Ausbreitung radioaktiver Stoffe aus Fukushima genau rekonstruieren lässt. Gefahr für die Bevölkerung hat in Europa zu keiner Zeit bestanden, besagt die Studie.

Wege der Radioaktivität nachgezeichnet
„Bemerkenswert ist, dass sich die radioaktiven Partikel nicht gleichmäßig verteilten, sondern eine deutlich erkennbare Bahn von Nordwesten nach Zentraleuropa zurücklegten“, sagt Georg Steinhauser, Strahlenphysiker an der TU Wien. Trotz des weiten Weges, den die Luftmassen aus Japan bereits zurückgelegt hatten, blieben die Partikel selbst in Europa noch einigermaßen gebündelt beisammen. Das ist für die Meteorologie genauso interessant wie für die Nuklearforschung. Mit modernen meteorologischen Computeranalysen lassen sich die gemessenen Luftbewegungen gut erklären. Österreich wurde von dem radioaktiven Teilchenstrom gerade gestreift – in Südosteuropa waren die Konzentrationen sehr gering, nördlich von Österreich hingegen war mehr Radioaktivität zu messen.

Harmlos - verglichen mit Tschernobyl
„Insgesamt war die Belastung sehr gering“, betont Steinhauser. Die gemessene Strahlung war zehntausend bis hunderttausend Mal schwächer als nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl. Das ist liegt einerseits an der großen Entfernung zwischen Österreich und Japan, andererseits auch daran, dass in Fukushima doch viel weniger radioaktives Material in die Luft gelangte als in Tschernobyl. Die wichtigsten radioaktiven Isotope, die bei solchen Unfällen in die Luft gelangen sind Cäsium-134, Cäsium-137 und Jod-131. „Nach diesen drei Isotopen wurde sofort in ganz Europa gesucht – das gehört zum täglichen Handwerk in der Nuklearphysik“, erklärt Georg Steinhauser.

Vorbildliche internationale Zusammenarbeit
Für Steinhauser ist die Studie ein vorbildliches Modell, wie internationale Zusammenarbeit in der Wissenschaft funktionieren sollte: „Natürlich hätte auch jede europäische Messstation ihre eigenen Daten irgendwo veröffentlichen können – dann wäre es aber sehr schwer geworden, sich ein einheitliches, übersichtliches Bild der Fukushima-Folgen zu machen“, meint der Wiener Forscher. Stattdessen legten die europäischen Messstationen diesmal jedes Konkurrenzdenken ab und vereinigten – koordiniert von Olivier Masson aus Cardarache, Frankreich – ihre Messergebnisse in einem großen Datenpool. „Ich würde mir wünschen, dass es in der Wissenschaft immer so fair und effizient zugeht – ganz ohne unnötige Ellenbogentechnik“, findet Steinhauser.
     
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