Wien (wifo) - Im II. Quartal wuchs die heimische Wirtschaft gemäß der aktuellen zweiten Berechnung
der vierteljährlichen VGR durch das WIFO real um 0,7% (vor Revision: +1,0%), nach +0,8% im I. Quartal (unrevidiert
+0,8%). Mit dieser Revision trägt das WIFO einerseits den soeben von Statistik Austria publizierten Jahresdaten
für 2010 Rechnung und wendet andererseits ein neues Verkettungsverfahren zur Ermittlung realer Absolutwerte
an.
Am 9. September 2011 veröffentlichte Statistik Austria eine Erstschätzung des Wirtschaftswachstums im
Jahr 2010 zusammen mit einer Revision für vorangegangene Jahre. Dabei wurde die Entstehungsrechnung der VGR
erstmals nach der neuen, EU-weit verbindlichen Wirtschaftszweigsystematik NACE 2008 gegliedert.
Die nun vom WIFO erstellte Quartalsrechnung trägt diesen neuen Jahreswerten Rechnung und übernimmt gleichzeitig
die neue Branchenklassifikation. Die entsprechenden Quartalsdaten der österreichischen VGR sind nunmehr ab
1996 verfügbar. Weiters wurde ein neues Verkettungsverfahren zur Generierung vierteljährlicher realer
Absolutwerte angewandt, welches von der Mehrheit der EU-Länder eingesetzt wird.
Die Neuberechnung ergab für das II. Quartal 2011 ein Wirtschaftswachstum von 0,7%. Damit wurde die Schnellschätzung
(+1,0%) abwärts revidiert. Für das I. Quartal 2011 ergab auch die neue Rechnung ein Wirtschaftswachstum
von 0,8%. Damit expandierte die heimische Wirtschaft im 1. Halbjahr 2011 im Vorjahresvergleich real um 3,8%.
Abgeschwächt hat sich vor allem der Warenexport: Nach einem Anstieg gegenüber dem Vorquartal von real
3,1% im I. Quartal 2011 nahm er im II. Quartal um nur mehr 0,5% zu. Aufgrund des Rückgangs des Reiseverkehrexports
verringerte sich auch die Ausfuhr von Dienstleistungen im II. Quartal (-0,5% nach +1,0% im I. Quartal).
Die Nachfrage nach Bruttoanlageinvestitionen verlor zwar im II. Quartal an Kraft (+0,9%, I. Quartal +1,3%), stützte
jedoch das Wirtschaftswachstum. Dabei wuchsen die Ausrüstungsinvestition etwas schwächer als zuletzt
(+1,1%, I. Quartal +1,8%), während die Bauinvestitionen im II. Quartal abermals ausgeweitet wurden. Damit
wurde der bis Ende 2010 beobachtete Abwärtstrend der Bauinvestitionsnachfrage gebrochen.
Die Konsumausgaben der privaten Haushalte entwickeln sich gut, obwohl die Einkommen wegen der hohen Inflationsrate
real rückläufig sind. Im II. Quartal wurden die Konsumausgaben real um 0,4% ausgeweitet, nachdem sie
im I. Quartal mit derselben Rate gesunken waren.
Mit dem Nachlassen der Expansion des heimischen Warenexports verringerte sich auch der Wertschöpfungszuwachs
in der Herstellung von Waren von 4,2% im I. Quartal auf 0,8% im II. Quartal 2011. |