VCÖ: Infrastruktur für klimafreundliche Mobilität in Wien ausbauen - Vassilakou:
Ökologisierung des Verkehrssystems weiter vorantreiben
Wien (rk) - Bis zum Jahr 2020 soll in Wien der Anteil der klimafreundlichen Mobilität von derzeit
69 auf 78 Prozent steigen. Die vorhandene Infrastruktur für Gehen, Radfahren und Öffentlichen Verkehr
reicht nicht aus, um dieses Ziel zu erreichen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle VCÖ-Untersuchung. Der
VCÖ, Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou und der ÖBB-Postbus haben heute den VCÖ-Mobilitätspreis
Wien für ein innovatives Radrouten-Projekt an "ABC Consulting" verliehen.
69 Prozent der Alltagswege werden in Wien mit Öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß und per Fahrrad zurückgelegt.
Wien möchte diesen Anteil auf 78 Prozent erhöhen. Der VCÖ hat untersucht, ob dieses Ziel mit der
derzeitigen Infrastruktur erreichbar ist. Das Ergebnis: "Nur mit einem engagierten Ausbau der Infrastrukturen
für Radfahren, Gehen und Öffentlichen Verkehr kann Wien seine Mobilitäts-und Klimaschutzziele erreichen",
macht VCÖ-Sprecher Christian Gratzer aufmerksam. Das Klimaschutzziel der EU bedeutet für Wien, dass die
Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs bis zum Jahr 2050 um 76 Prozent auf rund 0,8 Millionen Tonnen zu verringern
sind.
Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou betont: "Der Schutz unseres Klimas ist die zentrale Herausforderung
dieses Jahrhunderts, auch für Wien. Eine weitere Ökologisierung unseres Verkehrssystems ist notwendig.
Die Mobilität der Zukunft setzt auf öffentlichen Verkehr, auf Car Sharing, auf den Ausbau des Radanteils,
auf ein fußgängerInnenfreundliches Wien. In diese Richtung müssen wir auch die Infrastruktur in
Wien weiter entwickeln."
Um das Ziel zu erreichen, den Radverkehrsanteil von derzeit sechs auf zehn Prozent zu erhöhen, sind aus Sicht
des VCÖ Schnellradwege nach Londoner Beispiel wichtig, die Öffnung von Einbahnen für das Radfahren
nach Vorbild Belgiens oder des Kanton Berns, radfahrfreundliche Ampelschaltungen nach Vorbild Kopenhagens sowie
deutlich mehr Parkplätze für Fahrräder.
Beim Öffentlichen Verkehr schlägt der VCÖ den Ausbau des S-Bahnnetzes vor sowie mehr Straßenbahnen
in den Außenbezirken. Zu verbessern sind auch die Tangentialverbindungen im Osten von Wien. Die VCÖ-Untersuchung
zeigt, dass im Vorjahr 75 Prozent der Verkehrstoten in Wien Fußgänger waren. Der VCÖ tritt für
ein dichtes Wegenetz in Wien ein, breitere Gehsteige, mehr Verkehrsberuhigungsmaßnahmen sowie mehr Shared
Space Projekten und Begegnungszonen. Wichtig sind zudem fußgängerfreundliche Ampelschaltungen.
Der Bau von Infrastrukturen für nachhaltige Mobilität schafft mehr Arbeitsplätze als der Bau von
Autobahnen. Eine VCÖ-Studie zeigt, dass pro Milliarde Euro beim Autobahnbau 10.190 Arbeitsplätze geschaffen
werden. Eine Milliarde Euro in Verkehrsberuhigung und in Radwege investiert, bringen 15.940 Jobs, das sind um 56
Prozent mehr. Mit Investitionen in den Öffentlichen Nahverkehr werden mit einer Milliarde Euro sogar 16.440
Arbeitsplätze geschaffen.
Wo gibt es Engpässe in Wiens Radfahr-Infrastruktur? Diese Fragen kann mit Hilfe des Projektes "Com-oVer"
von ABC Consulting leichter beantwortet werden. Das Projekt "Com-oVer" wurde Anfang 2011 gestartet. Aufbauend
auf Befragungen verschiedener Gruppen von Radfahrern (Routiniers, Anfänger, FreizeitradlerInnen) wurde das
System entwickelt. Mittels Smartphone App werden die Routen der teilnehmenden Radfahrerinnen und Radfahrer erfasst.
Das App wird ein realitätsnaher Routenplaner sein, der sich aus den Radfahrrouten der teilnehmenden Radfahrer
nährt. Alle gesammelten Daten werden in einer Datenbank gespeichert. Aus dieser Datenbank werden zu erwartende
Reisezeiten pro Nutzergruppe, Uhrzeit und Straßenzug berechnet. Zusätzlich können die Radfahrerinnen
und Radfahrer Engpässe und Gefahrenstellen melden.
Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, ÖBB-Postbus und VCÖ überreichten heute in Wien den VCÖ-Mobilitätspreis
Wien an den Geschäftsführer von ABC Consulting, DI Alexander Chloupek. Das Projekt wurde in Kooperation
mit dem "Austrian Institute for Technology", dem ITS Vienna, IG Fahrrad und Faktum umgesetzt. Der VCÖ-Mobilitätspreis
Wien ist der größte Wettbewerb für nachhaltige Mobilität und wird in Kooperation mit der Stadt
Wien und dem ÖBB-Postbus durchgeführt. Der Mobilitätspreis Wien wird auch von der GESIBA, vom Verkehrsverbund
Ost-Region (VOR) und den Wiener Linien unterstützt. 74 Projekte wurden eingereicht, so viele wie in keinem
anderen Bundesland.
ÖBB-Postbus Regionalmanager Alois Ometzberger betont: "Neues und Innovatives entwickeln - dieses Motto
hat sich der diesjährige Sieger ABC Consulting als Basis genommen. Der Gedanke das Fahrrad mit dem Bus zu
verbinden, wird bei der ÖBB Postbus GmbH gelebt und mit den bis jetzt acht Radbussen in ganz Österreich
umgesetzt", betont ÖBB-Postbus Regionalmanager Alois Ometzberger.
"Die diesjährigen Gewinner des Mobilitätspreises verbinden auf kluge Art und Weise das Wissen der
besten ExpertInnen der Stadt, der Wienerinnen und Wiener. Niemand kennt die Stadt besser als ihre EinwohnerInnen.
Die Steigerung des Radanteils ist ein wesentliches Standbein, auf dem die Wiener Strategie für eine Ökologisierung
der Mobilität fußt", gratuliert Vizebürgermeisterin Vassilakou den Gewinnern.
VCÖ: Wiener Bevölkerung ist zunehmend umweltfreundlicher mobil (Anteil von Gehen, Radfahren und Öffentlichen
Verkehr am Modal Split)
Ziel Jahr 2020: 78 Prozent
Jahr 2010: 69 Prozent
Jahr 2009: 68 Prozent
Jahr 2005: 65 Prozent
Jahr 2000: 63 Prozent
Jahr 1995: 60 Prozent
Quelle: Social Data, VCÖ 2011 |