Hören, woher das Läuten kommt   

erstellt am
22. 09. 11

Wien (öaw) - Am ÖAW-Institut für Schallforschung diskutieren am 28. und 29. September 2011 internationale Expertinnen und Experten, wie sich räumliches Hören mit elektronischen Hörhilfen verbessern lässt. Im Büro läutet das Telefon. Aber welches ist es? Für Menschen mit einem voll funktionsfähigem Gehör ist es nicht schwer herauszufinden, woher das Läuten kommt. Ganz anders ist die Situation für Menschen, die ein Hörgerät oder Chochleaimplantat tragen. Hier wird die Lokalisation von Schallquellen zur Herausforderung.

Hören mit zwei Ohren ermöglicht die Lokalisation von Schallquellen, die Sprachverständlichkeit im Störgeräusch und die räumliche Orientierung in komplexen akustischen Umgebungen. Obwohl die Sinnhaftigkeit der bilateralen Versorgung mit Hörgeräten oder Cochleaimplantaten mittlerweile nicht mehr angezweifelt wird, ist die effektive Wahrnehmbarkeit räumlicher Information und die Hörqualität für die Benutzerinnen und Benutzer derzeitiger bilateraler Hörsysteme eingeschränkt.

Für das Gehirn zu „langweilig“
Die Gründe und mögliche Lösungsvorschläge werden in der Grundlagenforschung derzeit intensiv beforscht. „Für gezieltes Richtungshören ist die Auswertung der an beiden Ohren ankommenden akustischen Signale notwendig, insbesondere die Auswertung der bei seitlichem Einfall einer Schallquelle auftretenden Laufzeitdifferenzen zwischen den Ohren“, erklärt Bernhard Laback, Psychoakustiker am Institut für Schallforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). „Derzeitige Cochleaimplantat-Systeme haben jedoch das Problem, dass die Sprachsignalübertragung hohe Pulsraten erfordert, die nachteilig sind für die Wahrnehmbarkeit von Laufzeitdifferenzen und somit der Richtungsinformation.“ Diese sind für das Gehirn zu regelmäßig und damit einfach zu langweilig, eine mögliche Lösung dafür fand das Forschungsteam Bernhard Laback und Piotr Majdak vor wenigen Jahren heraus: Die Impulse müssen zufälliger werden bzw. für das Gehirn zumindest so wirken.

Theorie für die Praxis
Im Rahmen der Drei-Ländertagung der Österreichischen und der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik sowie der Schweizerischen Gesellschaft für Strahlenbiologie und Medizinische Physik (ÖGMP, DGMP und SGSMP) werden nun am 28. und 29. September 2011 am ÖAW-Institut für Schallforschung internationale Expertinnen und Experten aus den Bereichen Grundlagenforschung zum beidohrigen Hören, Algorithmen für Hörsysteme und klinische Versorgung mit bilateralen Hörsystemen der Frage nachgehen, inwieweit Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in die Entwicklung bilateraler Hörsysteme und in deren klinische Anpassung eingearbeitet werden können.

„Diese direkte Verknüpfung mit der Praxis ist für unsere Forschungsarbeit von großer Bedeutung, da es uns hilft abzuschätzen, inwieweit wir mit unseren Ansätzen in die richtige Richtung gehen oder wo wir Adaptionen vornehmen sollten“, so Laback.
     
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