Alois Hotschnig – Maybe This Time   

erstellt am
21. 09. 11

London (bmeia) - Unter dem Titel “Maybe This Time” erschien beim Londoner Kleinverlag Peirene Press die von Tess Lewis ins Englische übersetzte Kurzgeschichtensammlung „Die Kinder beruhigte das nicht“ von Alois Hotschnig. In seinem Erzählband spielt der Autor auf subtile Weise mit der Wahrnehmung seiner Leser. „Welcher Handlung ich hier beiwohnte, wusste ich nicht, und die Regeln, nach denen dies alles geschah, waren nicht zu erkennen, und doch war ich jeden Tag mit dabei, gegen meinen Willen und gierig danach, es zu sehen“. Diese Textpassage entstammt einer Erzählung, in der das untätige und aufreizend selbstgenügsame Verhalten seiner Nachbarn den Erzähler dazu bringt, sein Leben vollständig nach deren Rhythmus auszurichten, um ihrem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Die große Kunst des Autors besteht darin, seine Leser mit unwiderstehlicher Macht zu teilnehmenden Beobachtern zu machen und sie hinter scheinbar alltäglichen Vorgängen das Besondere sehen zu lassen. Wir begegnen einer Familie, die über Jahre hinweg vergeblich auf den immer wieder angekündigten Besuch eines Onkels wartet, einer alten Dame, in deren Puppensammlung sich der Erzähler selbst vorfindet, oder einem Mann, der in der Wohnung seiner ehemaligen Geliebten auf eine fremde Gegenwart trifft. Und wir suchen unweigerlich nach verdeckten Motiven und unausgesprochenen Absichten, um am Ende zu fragen, wer hier eigentlich wen betrachtet. Die Kraft dieser lange nachwirkenden Erzählungen verdankt der Autor im Besonderen der präzisen und einfühlsamen Sprache, mit der er verborgene Zusammenhänge im scheinbar Vertrauten eröffnet.

Am 15. September 2011 hat das Kulturforum in London zur Präsentation dieses Buches im Beisein des Autors Alois Hotschnig, der Übersetzerin Tess Lewis sowie des Schauspielers Stephen Rodgers eingeladen. Im Rahmen einer Lesereise vom 10. bis 17. Oktober 2011 stellen Autor und Übersetzerin "Maybe This Time" am University College London, an der Oxford University, an der University of Leeds sowie am Rande des Cheltenham Literature Festivals vor. Bereits am 9. Oktober 2011 wird Alois Hotschnig, gemeinsam mit dem Pianisten und Komponisten ThomasLarcher, im Rahmen des Festivals „Sound & Sense“ am Londoner Kings Place Werke, die aus der komplexen Verbindung zwischen Klang und Wort entstanden sind, präsentieren. Die Prosa des Erzählers Alois Hotschnig ist dabei auf die Feinheiten der Musikalität der täglichen Sprache abgestimmt, während der Komponist Thomas Larcher demselben kreativen Impuls von der musikalischen Warte aus folgt.
     
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