Brenner: Heuer werden voraussichtlich um 30 Millionen Euro weniger neue Schulden aufgenommen als
genehmigt
Salzburg (lk) - Am Beginn der Ausschussberatungen präsentierte am 21.09. Finanzreferent Landeshauptmann-Stellvertreter
Mag. David Brenner im Finanz- sowie im Finanzüberwachungsausschuss unter dem Vorsitz von LAbg. Ingrid Riezler
(SPÖ) den Budgetvollzug 2011 und die Vorschau auf das Budget 2012.
Zunächst sagte Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller, dass die Lage nicht nur in der EU sehr ernst sei. Die
Staaten mussten erkennen, dass es nicht möglich sei, uferlos Schulden zu machen. Auch in Salzburg steigen
die Schulden vor allem auf Grund der Finanz- und Wirtschaftskrise. Salzburg werde versuchen, die Neuverschuldung
wieder auf Null zu bringen. Dieses Ziel soll spätestens 2017 erreicht werden. Dazu müssen alle in der
Regierung und im Landtag beitragen. Die Ausgabendisziplin in der Landesregierung sei sehr hoch.
Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Brenner erläuterte, der 2009 eingeschlagene Weg habe sich gelohnt. Die
Lücke im Haushalt wurde um mehr als 100 Millionen Euro reduziert. Salzburg hätte heute um 171 Millionen
Euro mehr an Schulden, wenn dieser Weg nicht eingeschlagen worden wäre. Durch die mittelfristige Planung ist
es gelungen, dass heuer der genehmigte Rahmen der Neuverschuldung in Höhe von 131 Millionen Euro nicht ausgeschöpft
werden müsse. Es werden voraussichtlich um 30 bis 35 Millionen Euro weniger neue Schulden aufgenommen als
vorgesehen. Trotzdem gebe es 2011 eine Neuverschuldung in Höhe von rund 100 Millionen Euro. Die Verbesserung
der Situation sei auch auf die im ersten Halbjahr 2011 anziehende Konjunktur zurückzuführen.
Allein durch die Konjunktur könne die strukturelle Lücke im Haushalt nicht überwunden werden. Das
Wirtschaftswachstum müsste 6,5 Prozent betragen, um das Defizit aus der Wirtschaftskrise aufzuholen. Ein solches
Wirtschaftswachstum sei für Europa auszuschließen. Um wieder einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen,
müsse strukturell gegengesteuert werden. Das Ziel sei, bis 2017 einen ausgeglichen Haushalt zu erreichen.
Das setze aber eine halbwegs stabile Wirtschaftslage sowie strukturelle Sparmaßnahmen und keine Einmaleffekte
voraus. Es gibt kein anderes Bundesland, das so rasch wie Salzburg gegengesteuert hat, um das Budget zu stabilisieren.
Diesen zeitlichen Vorsprung darf Salzburg nicht verlieren. Trotz der Sparmaßnahmen sei es aber auch gelungen
zu investieren, was wichtig für den Arbeitmarkt sei.
Ein erster Schritt für 2012 sei mit den im Sommer beschlossenen Budgetrichtlinien gesetzt worden. Diese sehen
vor, dass die Neuverschuldung 2012 um 59 Millionen gedämpft wird. Ein zweiter Schritt müsse in den Budgetverhandlungen
Mitte Oktober folgen, um die strukturelle Lücke zu reduzieren. Es werde auch für die kommenden Jahre
vorgearbeitet. Deshalb werden zum Budget 2012 auch Ausgabenobergrenzen für 2013 und 2014 festgesetzt. Diese
sollen als Gesetz beschlossen werden, sagte Brenner.
Der Leiter der Finanzabteilung des Landes, Hofrat Dr. Eduard Paulus, sagte, dass die Abgabenquote in Österreich
im Vorjahr von 44,4Prozent auf 43,9 Prozent die BIP gesunken sei. Heuer werde es wegen neuer Steuern wieder eine
Steigerung geben. Die Finanzschulden Österreich seien seit 2007 von 165 Milliarden. Euro 2007 auf 205 Milliarden
Euro 2010 gestiegen, das sind 72,3 Prozent des BIP. Dies sei eine Auswirkung der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008.
Bis 2013 werden sich die Finanzschulden Österreichs auf 250 Milliarden Euro erhöhen. Die Arbeitslosenquote
sei mit 4,2 Prozent im internationalen Vergleich zufriedenstellend.
Ausgabenschwerpunkte seien in Salzburg der öffentliche Nahverkehr, die Kinderbetreuung, Soziales und der Gesundheitsbereich.
Die Kosten bei Personal und Pensionen habe man in den Griff bekommen. Der Umfang des Landeshaushaltes wird bis
2014 von derzeit 2,1 auf 2,3 Milliarden Euro steigen. Die Personalkosten dürften im kommenden Jahr leicht
sinken. Die Steuereinnahmen seien anteilsmäßig am Gesamthaushalt mit 29,9 Prozent rückläufig.
Die Anteile für Gesundheits- und Sozialausgaben steigen stark und zwar von 1995 bis 2011 von 13,6 auf 24,7
bzw. von 10,4 auf rund 13 Prozent (Soziales) Der Schuldenstand Salzburgs werde 2011 820 Millionen Euro betragen
und bis 2014 auf 1,4 Milliarden Euro steigen. Wenn die Budgetrichtlinien eingehalten werden, könnte der Schuldenstand
bis 2014 auf 1,2 Milliarden Euro gesenkt werden. Trotz eines Einnahmenrückganges um 118 Millionen Euro im
Jahr 2009 werde Salzburg die Maastricht-Kriterien einhalten können. Gegenüber 2008 betragen die jährlichen
Einnahmenrückgänge mehr als 100 Millionen Euro. Dieser Betrag müsse durch Ausgabenkürzungen
eingespart werden. Das Problem sei, dass die Einnahem konjunkturabhängig schwanken und die Ausgaben strukturell
dauerhaft seien, sagte Hofrat Paulus.
Durch die Budgetrichtlinien 2012 soll die Neuverschuldung eingebremst werden. Beim Personal sollen 1,8 Millionen
Euro eingespart werden, bei den Amtssachausgaben 1,1 Millionen Euro und bei den Ermessensförderungen 7,3 Millionen
Euro. Die Pflichtausgaben werden eingefroren und bei Zinsausgaben sollen 3,4 Millionen eingespart werden. Bei den
Sozialausgaben solle der Zuwachs mit 2,65 Prozent und bei den Krankenanstalten mit sieben Prozent gedeckelt werden.
Beide Deckelungen bringen Einsparungen von rund zehn Millionen Euro. Die Neuverschuldung könnte dadurch 2012
auf 108 Millionen Euro und bis 2017 auf 85 Millionen Euro gesenkt werden. Es könne bis 2017 nur dann eine
Null-Neuverschuldung geben, wenn sich die Wirtschaft günstig entwickelt, sagte Hofrat Paulus.
Klubobmann Dr. Karl Schnell (FPÖ) sagte, es gebe in Salzburg keine Wirtschaftkrise. Der Bau boome, und im
Tourismus gebe es volle Betten. Die Politik und die Regierungen seien aber unfähig, die Probleme zu bewältigen.
Die FPÖ habe frühzeitig auf die problematische Entwicklung hingewiesen, wurde von anderen aber als Schwarzseher
verteufelt. Die Salzburger Politik habe Forderungen und Anliegen des Landes in Wien und Brüssel nicht durchsetzen
können.
LAbg. Mag. Hans Scharfetter (ÖVP) sagte, die Entwicklung könne nicht als stabil bezeichnet werden. Die
längerfristige Betrachtung zeige, dass der Schuldenstand in den vergangenen und kommenden Jahren sehr stark
von rund 400 Millionen Euro auf mehr als eine Milliarde Euro steigen werde bzw. gestiegen sei. Dies sei nicht nur
auf die Konjunktur zurückzuführen, sondern auch auf starke Ausgabensteigerungen in manchen Bereichen.
Hier müsse man in Zukunft den Hebel ansetzen, ohne das Leistungsniveau zu senken. Salzburg habe sich bei der
Bewältigung der Krise schwerer getan, weil das Land bereits 2007 einen schwereren Schulden-Rucksack zu tragen
hatte als andere Bundesländer. Zur Bewältigung der Situation müssen auch unpopuläre Maßnahmen
gesetzt werden.
LAbg. Cyriak Schwaighofer (Grüne) betonte, Salzburg könne die Großwetterlage nicht steuern. Salzburg
müsse aber mit den vorgegebenen Tatsachen bestmöglich umgehen. Da die Möglichkeiten auf der Einnahmenseite
für die Länder bescheiden seien, müsse man überlegen, was für die Menschen der Zukunft
erreicht werden und welche Lebensqualität angestrebt werden soll. Im Gesundheitsbereich könnten Kosten
durch ein gesünderes Leben gesenkt werden. Im Verkehrsbereich sollte die Mobilität und nicht mehr das
Auto im Mittelpunkt stehen. Es stelle sich die Frage, ob in den Neubau so viel investiert werden müsse wie
derzeit. Manche Finanzierungsbereiche müssten grundsätzlich überdacht werden. |