Innsbruck (tiroler-landesmuseen) - Vom 30. September bis zum 2. Oktober 2011 wird das 450 Jahr Jubiläum
der Ebert-Orgel mit einem Festprogramm in der Hofkirche und dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum gefeiert. Der
Festreigen, um den Geburtstag des einzigartigen Klangdenkmals in Innsbruck gebührend zu begehen, umfasst neben
Konzerten auch einen Gottesdienst, eine CD-Präsentation und Veranstaltungen im Rahmen der Langen Nacht der
Museen am 1. Oktober 2011.
Vor 450 Jahren, am 7. Juni 1561, vermeldete die oberösterreichische Kammer als zuständige Behörde
dem Kaiser, dass die Orgel in der Innsbrucker Hofkirche fertig, von Organisten und Cantores (Sängern)"geschlagen,
besungen unnd probiert" und "seinem Verding gemeß, nuzlich, unnd guett gemacht unnd [...] an der
Prob gerecht befunden worden" sei. Das Kollegium von ausgesuchten Experten, das die Orgel der üblichen
gründlichen Probe unterzogen hatte, war also mit dem neuen Instrument vorbehaltlos zufrieden. Die Chororgel
von Jörg Ebert ist eines der bedeutendsten Klangdenkmäler der Renaissance und befindet sich in einem
außerordentlich guten, überwiegend originalen Erhaltungszustand.
"Die Ebert-Orgel ist die älteste, bespielbare Orgel auf zwei Manualen mit Rückpositiv, weltweit",
weiß Reinhard Jaud, Kustos des Instruments in der Hofkirche und erklärt weiter: "Das Rückpositiv
befindet sich hinter dem Organisten und ist damit näher am Zuhörer."
Der Meister Jörg Ebert aus Ravensburg war einer der bedeutendsten süddeutschen Orgelbauer der Renaissance
und wurde auf Betreiben des Hofkapellmeisters Kaiser Ferdinands I., des Flamen Pieter Maessens, mit dem Bau der
neuen Orgel in der Innsbrucker Hofkirche zum Heiligen Kreuz beauftragt. Ferdinand setzte mit dem Bau dieser Kirche
seinem Großvater Maximilian ein großartiges Denkmal. Als Ebert 1558 die Orgel schon weitgehend fertiggestellt
hatte, war der Bau der Kirche noch unvollendet. 1561 erfolgten dann der Einbau und die Abnahme der Orgel.
Das dreitägige Festprogramm zum Jubiläum wurde von Franz Gratl (Tiroler Landesmuseen) und Reinhard
Jaud konzipiert.
"Wir freuen uns sehr, uns zu diesem ehrwürdigen Anlass mit diesem großartigen Instrument auseinander
setzen zu dürfen", betont Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen.
Franz Gratl, Kustos der Musiksammlung der Tiroler Landesmuseen, meint zum Festprogramm: "Neben den Konzerten
und dem feierlichen Festprogramm war uns vor allem auch der wissenschaftliche Aspekt wichtig. So werden wir uns
im Zuge des Symposiums zum Beispiel auch mit den Restaurierungsarbeiten an dieser Orgel auseinander setzen."
Der Festreigen umfasst
- Konzerte auf der Ebertorgel mit internationalen Meisterorganisten der Vereinigung ECHO (European Cities of
Historical Organs)
- Ein internationales wissenschaftliches Symposion mit dem Titel "Die Ebertorgel in der Innsbrucker Hofkirche
als habsburgisches Klangdenkmal" und Referenten aus Österreich, Deutschland und Tschechien; im abschließenden
Roundtable soll u. a. der künftige Umgang mit den (übermalten bzw. teilweise übertünchten)
Flügeltüren der Ebert-Orgel thematisiert werden
- Einem feierlichen Gottesdienst, in dem Gregorianischer Choral alternatim mit Orgelmusik erklingt - mit der
Uraufführung eines Werkes von Peter Planyavsky
- Ein Hofkirchenkonzert der Reihe musikmuseum mit Renaissance-Vokalmusik im Originalklang, interpretiert durch
das deutsche Spezialensemble Capella de la Torre unter der Leitung von Katharina Bäuml
- Die Präsentation einer neuen CD, auf der die Ebert-Orgel zu hören ist
- Veranstaltungen im Rahmen der Langen Nacht der Museen 2011: Die Vorstellung des Nachbaus eines Renaissance-Cembalos
von Herbert Kuen (Götzens) durch die Cembalistin Angelika Schoberberger als Ausflug in die Klangwelt der Renaissance
und mittelalterliche Bläserklänge in der "Musik rund um Mitternacht" im Ferdinandeum
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