Pflege  

erstellt am
20. 09. 11

 Katzian: Druck und Engagement haben erste Früchte getragen
GPA-djp und vida machen weiter Druck für nachhaltige Pflegefinanzierung
Wien (gpa/vida) - Die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) und die Gewerkschaft vida luden am 19.09. BetriebsrätInnen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich sowie VertreterInnen aus Politik und Wirtschaft zu einer außerparlamentarischen Enquete in Wien ein. Vor etwa 200 TeilnehmerInnen wurde ein Modell zur nachhaltigen Pflegefinanzierung präsentiert. Eine Online-Kampagne soll den Druck auf die Politik erhöhen, die entsprechenden Schritte für eine nachhaltige Pflegefinanzierung zu setzen.

"Der Druck und das Engagement von tausenden Kolleginnen und Kollegen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich waren nicht vergebens und haben erste Früchte getragen. Für die Jahre 2011 bis 2014 wurde ein Pflegefonds eingerichtet, der für die Finanzierung von Sachleistungen zur Verfügung steht. Gleichzeitig haben auch die Länder neue Mittel erhalten. Die akuten Probleme zeigen aber auch, dass dringend weitere Maßnahmen notwendig sind, um eine nachhaltige Finanzierung sicher zu stellen", erklärte der Vorsitzende der GPA-djp, Wolfgang Katzian, im Rahmen der Eröffnung der Enquete.

"Wenn wir für die Zukunft ein flächendeckendes Angebot an professioneller Pflege und Betreuung schaffen wollen, müssen wir jetzt mit dem Ausbau beginnen. Auch eine höhere Entlohnung und bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten kommen nicht von selbst. Wir haben deshalb ein Modell für die nachhaltige und solidarische Finanzierung der Pflege und Betreuung durch die Gesellschaft erarbeitet. Im Gegenzug soll die unverhältnismäßige Belastung der Pflegebedürftigen und ihrer Familien beseitigt werden. Der Vermögensentzug, der jetzt jene trifft, die einen Pflegeplatz brauchen, und die Kosten nicht aus dem laufenden Einkommen decken können, sowie der Angehörigenregress sollen im Gegenzug abgeschafft werden", sagte der stellvertretende vida-Vorsitzende Willibald Steinkellner.

Das Modell von GPA-djp und vida sieht die Schaffung eines Pflegefonds in der Höhe von rund zwei Milliarden Euro vor, der sich hauptsächlich aus Vermögenssteuern und einer reformierten Erbschaftssteuer speist. Zusätzlich sollen BezieherInnen besonders hoher Einkommen durch höhere Spitzensteuersätze einen kleinen Beitrag in den Pflegefonds leisten. Bei den bestehenden Steuern auf gesundheitsschädliche Produkte wie Alkohol und Tabak verlangen vida und die GPA-djp die Zweckwidmung eines Teiles der Einnahmen für den Pflegefonds. Durch eine bundesweit einheitliche Lösung bei Pflege- bzw. Betreuungsbedürftigkeit soll außerdem das Versorgungsangebot und die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten spürbar verbessert werden.

Um den Druck auf die Politik zu erhöhen, wurde im Rahmen der Enquete auch eine Online-Aktion gestartet. Über die Internetseiten der Gewerkschaften www.gpa-djp.at und www.vida.at wird dazu aufgefordert, den Landeshauptleuten sowie den Nationalratsabgeordneten des eigenen Bundeslandes die Dringlichkeit von Maßnahmen zur nachhaltigen Finanzierung von Pflege und Betreuung zu verdeutlichen.

 

Häupl/Wehsely: Oktober wird zum Monat der SeniorInnen
Neues Betreuungsangebot in den Häusern zum Leben
Wien (rk) - Über 384.000 Wienerinnen und Wiener sind 60 Jahre und älter, 80.000 sogar 80 Jahre und älter. Ihnen widmet die Stadt Wien im Oktober den "Monat der SeniorInnen". Bei rund 300 verschiedenen Veranstaltungen wird das umfangreiche und vielfältige Angebot für die älteren Generationen präsentiert. Die "Häuser zum Leben" stellen in diesem Rahmen das neue Angebot des "Betreuten Wohnens" vor. Gesundes Altern zu ermöglichen - das ist der Stadt Wien ein zentrales Anliegen. "Wir stellen Angebote vor, die gesundes Altern leichter machen. Das umfangreiche und vielfältige Programm richtet sich auch an Seniorinnen und Senioren, die im Alltag Unterstützung benötigen und sich über das Pflege- und Betreuungsangebot informieren möchten", betont Gesundheits- und Sozialstadträtin Sonja Wehsely. Das SeniorInnenbüro der Stadt Wien informiert über alle Veranstaltungen im Monat der SeniorInnen unter 01/4000-8580 und auf http://www.senior-in-wien.at

Pflege- und Betreuungsbedarf steigt Insgesamt beziehen in Wien 86.500 Menschen Pflegegeld. Über den Fonds Soziales Wien förderte die Stadt Wien im Jahr 2010 mehr als 63.000 Wienerinnen und Wiener mit Pflege- und Betreuungsbedarf - gegenüber 2008 ist das eine Steigerung um 5,8 Prozent. Für die Bevölkerungsgruppe der über 80jährigen weist Wien damit die höchste Versorgungsdichte an Pflege und Betreuung in Österreich auf. "Nach der Einigung über den Pflegefonds muss es jetzt eine Perspektive für die zukünftige Finanzierung der Pflege geben", sagt Peter Hacker, Geschäftsführer des Fonds Soziales Wien. "Wichtig ist aber auch die bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Pflege- und Betreuungsleistungen - wir bemerken zum Beispiel eine steigende Nachfrage nach betreuten Wohnmöglichkeiten. Sie ermöglichen älteren Menschen, in der vertrauten Umgebung zu bleiben, auch wenn der persönliche Betreuungsbedarf steigt."

Häuser zum Leben richten Leistungsangebot neu aus
Das Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser (KWP) ist mit seinen 31 Häusern zum Leben in fast allen Wiener Gemeindebezirken und 8.800 BewohnerInnen der größte Anbieter für SeniorInnenbetreuung in Österreich. "Mit dem kommenden Jahr beginnen wir mit dem Einstieg zum Umstieg und richten schrittweise unser Leistungsangebot neu aus", erklärte Gabriele Graumann, Geschäftsführerin des KWP. Es orientiert sich künftig noch mehr als bisher am individuellen Bedarf der SeniorInnen und gliedert sich in drei Bereiche:

  1. Betreutes Wohnen Dabei sollen die Fähigkeiten der älteren Menschen erhalten und gefördert werden, damit sie solange wie möglich so eigenständig wie möglich leben können. Das Angebot umfasst u. a. folgende Leistungen: - Zu den Basisleistungen zählen neben Unterkunft, Wohnungsreinigung und Instandhaltungsarbeiten auch Hygieneartikel aus dem Produktsortiment der "Häuser zum Leben" und die Verpflegung mit täglich fünf Mahlzeiten sowie heißen und/oder kalten Getränken. - Die Betreuungs- und Pflegeleistungen (gemäß Pflegegeldeinstufung) werden auf jede/n BewohnerIn individuell abgestimmt. - Im Rahmen der "Tag.Betreuung" wird darüber hinaus die körperliche und geistige Fitness der BewohnerInnen sowie deren Lebensfreude und soziale Kontakte gefördert. Dazu gibt es unterschiedliche Gruppenangebote, die am Vormittag und am Nachmittag in eigens dafür gestalteten "Wohn.Zimmern" stattfinden. - BewohnerInnen, die ihren Alltag nicht mehr selbst organisieren können, werden in der sogenannten "Tag.Familie" durch den Tag begleitet. Ein breites Angebot an sinnstiftenden Tätigkeiten trägt dazu bei, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu erhalten oder durch laufendes Training zu verbessern.
  2. Unterstütztes Wohnen Für SeniorInnen, die keine Pflege brauchen, aber aus guten Gründen nicht zuhause bleiben können (z. B. Substandardwohnung ohne Lift), bieten die Häuser zum Leben das Programm "Unterstütztes Wohnen". Hier führen die SeniorInnen ein selbstständiges Leben in ihrer eigenen Wohnung im PensionistInnen-Wohnhaus.
  3. Gepflegt Wohnen Das Programm "Gepflegt Wohnen" ist für BewohnerInnen gedacht, die rund um die Uhr Betreuung und Pflege durch qualifizierte Fachkräfte benötigen. SeniorInnen mit einem Betreuungs- und Pflegebedarf ab Pflegegeldstufe 3 können dieses Angebot in Anspruch nehmen. "Das klassische SeniorInnen-Appartement ohne begleitende Betreuung ist immer weniger gefragt", begründet Gabriele Graumann, Geschäftsführerin der Häuser zum Leben, die Einführung des neuen Betreuungsmodells. "Ältere Menschen wollen und können heute länger zuhause leben und ziehen erst dann in ein PensionistInnen-Wohnhaus, wenn sie den Alltag in den eigenen vier Wänden nicht mehr gut alleine bewältigen können", erläutert Graumann. "Diesen Trend beobachten wir bereits länger: Das Durchschnittsalter unserer BewohnerInnen liegt inzwischen bei 86 Jahren und die Anzahl der Betreuungs- und Hilfeleistungen in unseren Häusern ist in den letzten fünf Jahren um rund 50 Prozent gestiegen", so die KWP-Geschäftsführerin abschließend.


http://www.kwp.at


 

Schwarz: Verlängerung der 24-Stunden-Betreuung für die nächsten Jahre gesichert
NÖ-Modell der 24-Stunden-Betreuung bringt rasche und unbürokratische Hilfe
St. Pölten (nöi) - In der Regierungssitzung vom 20.09. wurden die Weichen zur Verlängerung der 15a-Vereinbarung zur 24-Stunden-Betreuung mit dem Bund bis 2014 gestellt. Damit wird das bestehende Fördersystem für legale 24-Stunden-Betreuungsverhältnisse weiter gewährleistet, ebenso wie die Finanzierungsverteilung zwischen Bund (60 Prozent) und dem Land Niederösterreich (40 Prozent).

"Niederösterreich ist nach wie vor führend bei der Pflegeförderung. So sind wir das einzige Bundesland, in dem auch Pflegestufe 1 und 2 bei Demenz gefördert wird. Tatsache ist nämlich, dass Demenzerkrankungen immer häufiger werden und wir seitens des Landes großen Wert darauf legen, ganz besonders diesen Menschen Betreuung zukommen zu lassen und damit auch ihre Familien bestmöglich zu unterstützen. Darüber hinaus wird in Niederösterreich bei Pflegestufe 3 und 4 kein separater Nachweis über die Notwendigkeit einer 24-Stunden-Betreuung benötigt - das heißt, es gibt die Förderung unbürokratisch und ohne zusätzliche Hürden. In Niederösterreich gilt: Wenn sich jemand eine 24-Stunden-Betreuung organisiert, dann benötigt er diese auch", betont VP-Soziallandesrätin Mag. Barbara Schwarz.

"Und der Erfolg unseres NÖ-Modells zeigt uns, dass wir mit diesen Zugangserleichterungen den Menschen rasch, konsequent und ohne zusätzlichen Verwaltungsaufwand die 24-Stunden-Betreuung zur Verfügung stellen können. Den rund 4.000 Förderfällen in NÖ stehen gerade einmal 7.000 Förderfällen im restlichen Österreich gegenüber", erklärt Schwarz.

 

Belakowitsch-Jenewein: Katzian scheibt sich selbst ein Mail
Absicherung der Pflege nur durch umfassende Gesundheitsreform möglich
Wien (fpd) - "Es ist schier unglaublich, dass der Gewerkschafter und SPÖ-Nationalratsabgeordnete Wolfgang Katzian seine Nationalratskollegen via Massenmail 'als Bürger/in' auffordert, ein Modell der Gewerkschaft für einen Pflegefonds zu unterstützen", reagierte die freiheitliche Gesundheitssprecherin NAbg. Dagmar Belakowitsch-Jenewein erstaunt auf die Lektüre ihrer Mails. "Offensichtlich fehlen dem Kollegen Katzian Unterstützer in den eigenen Reihen, wenn er zu solchen Mitteln greifen muss."

Vielleicht habe Katzian aber auch vergessen, dass seine Partei den Kanzler stellt, der aus der Wiener SPÖ kommt. Vielleicht sollte er daher zunächst in der Löwelstrasse anklopfen und um Gehör bitten. "Möglicherweise darf er diese aber nach dem 'Sturm des roten Rathauses' durch die Gewerkschaftsbasis letzten Mittwoch nicht mehr betreten", vermutet Belakowitsch-Jenewein.

Für die FPÖ-Gesundheitssprecherin ist Katzians Mail eine peinliche Aktion. "Wenn er im Bereich Pflege wirklich etwas zum Besseren bewegen will, soll er sich den FPÖ-Forderungen nach einer umfassenden Gesundheitsreform und einer damit einhergehenden langfristigen Absicherung der Pflegefinanzierung anschließen", empfiehlt Belakowitsch-Jenewein dem gewerkschaftlichen Mailschreiber.

 

 Blecha: Für solidarische Finanzierung der Pflege und Valorisierung des Pflegegelds - gegen Regress
Mit Pflegefonds und besserer sozialrechtlicher Absicherung pflegender Angehöriger viel erreicht - Jetzt Gehaltssituation von in der Pflege Tätigen verbessern
Wien (sk) - Der Pensionistenverband Österreichs (PVÖ) tritt für eine langfristige, solidarische Finanzierung des österreichischen Pflegesystems sowie die Valorisierung des Pflegegelds ein und erteilt dem Regress eine klare Absage. Das betonte Karl Blecha, Präsident des PVÖ, am 19.09. in einer Podiumsdiskussion zum Thema "Was ist zu tun, damit Pflege und Betreuung nachhaltig gesichert sind?", im Rahmen der Außerparlamentarischen, von der Gewerkschaft der Privatangestellten Druck - Journalismus - Papier (GPA-djp) und der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida veranstalteten, Enquete "Soziale Arbeit ist mehr wert".

Der PVÖ-Präsident führte weiter aus, dass mit der Einführung des Pflegefonds und der besseren sozialen Absicherung von pflegenden Angehörigen bereits große Meilensteine zur Verbesserung und Absicherung des österreichischen Pflegesystems gesetzt worden sind. "Mit dem durch Sozialminister Rudolf Hundstorfer eingeführten Pflegefonds, ist Österreichs gutes Pflegesystem bis 2014 gesichert. Für die Zeit nach 2014 müssen wir offen über vermögensbezogene Steuern als solidarische Finanzierungsquelle diskutieren. Denn in Österreich herrscht eine soziale Schieflage, die nicht länger akzeptiert werden kann. Der Staat bezieht nur 1,3 Prozent seiner Mittel aus Vermögenssteuern, 67 Prozent stammen aus der Lohn- und Umsatzsteuer", stellte Blecha klar.

Der nächste Schritt müsse nun sein, die Aus- und Weiterbildung im Pflegebereich zu forcieren und die Gehaltssituation der im Pflegebereich tätigen Menschen zu verbessern. "Österreichs Pflegesystem muss nicht nur finanziell abgesichert sein, wir müssen den Betroffenen auch die beste Betreuung und den im Pflegeberuf tätigen Menschen ein faires Gehalt garantieren", sagte Blecha. Neben dem PVÖ-Präsidenten nahmen an der Diskussion auch Dwora Stein, Bundesgeschäftsführerin der GPA-djp, Willibald Steinkellner, stv. Vorsitzender der Gewerkschaft vida, Alexandra Strickner, Vertreterin der Plattform "Wege aus der Krise" und Manuela Vollmann, Geschäftsführerin des abz austria, teil.
     

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