Berlakovich: Forschungsprojekt geht Allergiekraut Ragweed an den Kragen   

erstellt am
20. 09. 11

Auch massiver Agrarschaden - BOKU analysiert Verbreitung und Bekämpfung
Wien (bmlfuw) - „Da Ragweed schwere Allergien auslöst, die Gesundheit der österreichischen Bevölkerung bedroht und außerdem zu massiven Ertragsverlusten in der Landwirtschaft führt, lasse ich derzeit ein dreijähriges Forschungsprojekt durchführen. Nun liegen erste Zwischenergebnisse vor, die den Fragen auf den Grund gehen, wie sich diese aggressive Pflanze ausbreitet und wie man das eindämmen kann“, betont Landwirtschafts- und Umweltminister Nikolaus Berlakovich angesichts der diesjährigen, besonders starken Ragweed-Pollenbelastung.
Wissenschafter der Universität Wien haben errechnet, dass sich die Kosten für die Behandlung der oftmals unter Asthma leidenden Ragweed-Allergiker in Österreich auf rund 88,8 Mio. Euro jährlich belaufen. Das vom Lebensministerium mit 242.000,- und acht Bundesländern mit 225.000,- geförderte Projekt wird von der Universität für Bodenkultur (BOKU) koordiniert. Auch die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) ist ein wichtiger Partner. Der Abschlussbericht des im Dezember 2008 gestarteten Projekts soll Ende November 2011 vorliegen.

Verhinderung der Samenproduktion als oberstes Gebot
Erste Zwischenergebnisse zeigen laut dem wissenschaftlichen Projektleiter, Universitätsprofessor Gerhard Karrer von der BOKU, dass sich die aus Amerika eingeschleppte Ragweed-Pflanze im außerlandwirtschaftlichen Bereich entlang der Straßen verbreitet. Dort werden die Samen von vorbeifahrenden Fahrzeugen auf kurze Distanzen mitgenommen. „An Bekämpfungsmaßnahmen ist an erster Stelle die Verhinderung der Produktion von Samen zu nennen“, so Karrer. Dazu gehört das Schneiden der Pflanzen im Rahmen des Pflegemanagements im Straßenbereich. Dabei hat sich gezeigt, dass derzeit oftmals zum falschen Zeitpunkt gemäht wird. Darum wollen die Forscher ermitteln, an welchen Terminen geschnitten werden muss, um die Samenproduktion zu verhindern. Eine weitere Bekämpfungsmöglichkeit ist die Verhinderung des Keimens der Pflanze, etwa durch Konkurrenzsaaten.

Ernteschäden für Landwirtschaft eindämmen
Laut Karrer hat sich außerdem gezeigt, dass landwirtschaftliche Kulturen zusehends unter Ertragsverlusten durch Ragweed leiden. Besonders stark davon betroffen sind Kürbis, Sojabohne, Käferbohne und Sonnenblume, Sommer- und Wintergetreide – vorwiegend in der Südost-Steiermark und im Burgenland sowie östlich und südlich von Wien. Die Befallsflächen nehmen regional rasch zu. Es konnte nachgewiesen werden, dass verunreinigtes Saatgut einen Ausbreitungsweg darstellt und Ragweed-Samen auch durch Erntegeräte transportiert werden können. „Eine der zentralen Maßnahmen in der Landwirtschaft muss daher eine Verhinderung der Verschleppung der Samen sein“, so Karrer. Die Bekämpfung bestehender Ragweed-Bestände im landwirtschaftlichen Bereich ist oftmals schwierig. Bei befallenen Kulturen bleiben oft nur mechanische Entfernung, spezifische Pflanzenschutzmittel und Fruchtwechseltechniken als Maßnahmen.

Heuschnupfen, Bindehautentzündungen und schweres Asthma verhindernRagweed-Pollen gehören zu den stärksten Allergieauslösern in Österreich. Wenn die meisten anderen Pflanzen, unter denen Allergiker leiden, Ruhe geben, fängt die als Traubenkraut bekannte Pflanze erst zu blühen an. Für empfindliche Menschen bedeutet das eine Verlängerung der Allergie-Saison bis Ende September. Heuschnupfen, Bindehautentzündungen, schweres Asthma und Hautausschläge sind oftmals die Folge. „Dieses Übel müssen wir im besten Sinne des Wortes bei der Wurzel packen. Ich erwarte mir, dass uns dieses Forschungsprojekt im Kampf gegen den Allergieauslöser und Ernteverminderer Ragweed deutlich weiterbringt“, so Berlakovich abschließend.
     
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