Wien (tu) - Wenn elektronische Geräte und Infrastrukturen ohne menschliche Beteiligung kommunizieren,
kann Geld und Energie gespart werden. Pacific Controls arbeitet daran gemeinsam mit der TU Wien und baut diese
Forschungskooperation nun großzügig aus.
Warum soll man nicht als Privatunternehmen die Welt retten, vor allem wenn sich damit Geld verdienen lässt?
Dilip Rahulan, Vorsitzender von Pacific Controls, hat große Pläne: Gemeinsam mit Professor Schahram
Dustdar und seinem Team von der TU Wien will er unsere Technologie vernetzen. Zwischen technischen Geräten,
Computern und ganzen Elektrizitätsnetzen soll in Zukunft ständig Information ausgetauscht werden. Durch
übergreifende intelligente Steuerungssoftware werden ungeheure Energieeinsparungen und eine drastische Verringerung
des CO2-Ausstoßes möglich. Im März 2010 wurde an der TU Wien das Pacific Controls „Cloud Computing
Research Lab“ eingerichtet. Aufgrund des großen Erfolges fördert Pacific Controls die Forschungskooperation
nun mit einer weiteren Million Euro.
Strom sparen durch Netze, die mitdenken
Gebäude, Infrastruktur und Transport brauchen heute viel zu viel Energie, ist Dilip Rahulan sicher. Wir heizen,
kühlen und beleuchten, auch wenn das oft gar nicht nötig wäre: „Wenn sich in einem Gebäude,
das auf fünfhundert Leute ausgelegt ist, gerade nur zehn Leute aufhalten, weiß die Klimaanlage nichts
davon und läuft auf vollen Touren weiter.“ Oft kann man ohne merklichen Komfortverlust viel Energie sparen
– doch dafür braucht man intelligente Softwarelösungen, die verschiedene Geräten in einem Haus miteinander
kommunizieren lässt, oder besser noch: Man vernetzt Geräte und das Elektrizitätssystem einer ganzen
Stadt oder eines ganzen Landes. Ähnlich wie Internet und Mobilfunk die Kommunikation zwischen Menschen revolutioniert
hat soll ein „Internet der Geräte“ die Welt der Technologie umwälzen und Kommunikation zwischen Maschinen,
Computern, Datenbanken und Informationsnetzen ermöglichen.
Automatische Bots im Netz
Schahram Dustdar forscht am Institut für Informationssysteme der TU Wien an der Frage, wie man solche Netze
am besten anlegen kann. Über eine Software-Plattform soll man klug und vorausschauend in die Steuerung der
vielen vernetzten Geräte eingreifen können. Sogenannte „Bots“ werden geschaffen – smarte Computerprogramme,
die selbstständig Fehler im Netz finden und beheben. Schahram Dustdar bringt ein Beispiel: „Wenn eine Klimaanlage
ausfällt, könnte ein Bot automatisch untersuchen, wo das Problem liegt. Fehler auf Softwareebene behebt
er sofort, bei mechanischen Probleme veranlasst er die Reparatur.“ Dabei muss das Gesamtsystem so angelegt sein,
dass es sich beliebig vergrößern lässt: „Skalierbarkeit ist entscheidend – viele Effizienz-Vorteile
lassen sich erst nutzen, wenn man eine große Anzahl von Gebäuden vernetzt“, erklärt Schahram Dustdar.
Geld sparen und Leben retten
Auch in vielen anderen Lebensbereichen kann diese Technologie höchst wertvoll sein – etwa im Gesundheitssystem:
Welche Medikamente werden wo gebraucht? Wie hoch ist der Lagerbestand? Wo sind aus demographischen Gründen
bald neue Gesundheitseinrichtungen nötig? Ein smartes Netz, das all diese Daten verknüpft, könnte
Geld sparen und Leben retten – angefangen schon bei ganz simplen Ideen, wie dem Defibrilator -Nofallkasten, der
bei Bedarf automatisch den Krankenwagen ruft.
Optimale Partnerschaft zwischen Wissenschaft und Anwendung
Pacific Controls arbeitet bereits mit Firmen auf der ganzen Welt zusammen, die sich durch smarte Netze
große Einsparungen erhoffen. Langfristig sollen ganze Städte, Regionen oder Länder von der Vernetzung
profitieren. „Wir haben gezielt nach einer Universität als Forschungspartner gesucht, und uns schließlich
für die TU Wien entschieden“, erklärt Dilip Rahulan. Die höchst erfolgreiche Zusammenarbeit soll
nun weitergeführt und ausgebaut werden. „Es gibt selten Kooperationen von Wissenschaft und Industrie, die
so eng und fokussiert geführt werden“, betont Schahram Dustdar. „Wir haben hier die Gelegenheit, an einem
wissenschaftlich höchst zukunftsträchtigen Thema zu forschen, und zur selben Zeit direkt an der praktischen
Umsetzung mitzuarbeiten – für uns eine optimale Situation.“
Wie die Entwicklung in diesem Bereich weitergeht, ist schwer vorherzusagen. „Wüssten wir, wo uns die Wissenschaft
hinführt, wäre es keine Wissenschaft“, findet Schahram Dustdar. Die Visionen von Dilip Rahulan und Pacific
Controls reichen jedenfalls weit: Ein weltumspannendes Netz der Technologie und Information soll es eines Tages
geben, das Energie immer genau dorthin leitet, wo sie gebraucht wird – von Bürogebäuden in Wohnviertel,
von Stadt zu Stadt, von Zeitzone zu Zeitzone. Langweilig wird es also sicher noch lange nicht, im Pacific Controls
Cloud Computing Research Lab an der TU Wien. |