WIFO-Prognose für 2011 und 2012  

erstellt am
30. 09. 11

Unterbrechung des Konjunkturaufschwunges
Wien (wifo) - Die internationalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich seit Mitte 2011 deutlich verschlechtert. Angesichts der zunehmenden Unsicherheit über die Lösung der Schuldenkrise im weiteren Verlauf werden Investitionsentscheidungen zurückgehalten. Nach einem hohen Wachstum im Jahr 2011 (+2,9%) wird die heimische Wirtschaft 2012 um nur mehr 0,8% expandieren.

Die Erholung der österreichischen Wirtschaft nach der Rezession 2008/09 setzte sich auch heuer zügig fort. Die gesamtwirtschaftliche Produktion expandierte bis zur Jahresmitte weiterhin kräftig und erreichte im 1. Halbjahr 2011 wieder das Niveau vor der Krise. Die Unternehmensumfragen aus dem In- und Ausland deuten jedoch bereits seit einiger Zeit auf eine bevorstehende Abschwächung der Wachstumsdynamik hin.

Seit Mitte 2011 ist die Verunsicherung der Wirtschaftsakteure zudem massiv gestiegen. Die Politik konnte bislang die Zweifel über die Bedienbarkeit der Staatsschulden einiger Länder nicht zerstreuen. Dies trieb die Zinssätze für Neuemissionen von Staatsanleihen in manchen Ländern nach oben und belastet so deren öffentlichen Haushalt zusätzlich. Auf den Aktienmärkten löste diese Verunsicherung heftige Kurseinbrüche aus, die vor allem Bankentitel betrafen. Europäische Großbanken verloren innerhalb von zwei Monaten rund die Hälfte ihres Börsenwertes.

Die vorliegende Prognose des WIFO für Österreich trägt diesen jüngsten Entwicklungen nur insofern Rechnung, als sie die damit verbundene Zurückhaltung der Unternehmen in ihren Investitionsentscheidungen berücksichtigt. Für 2011 wird ein Wirtschaftswachstum von 2,9% prognostiziert. 2012 dürfte sich die Expansion auf 0,8% abschwächen. Explizit wird keine unilaterale Zahlungsunfähigkeit Griechenlands oder eines anderen Euro-Landes angenommen. Die Prognose geht davon aus, dass der Euro-Raum in seiner derzeitigen Zusammensetzung fortbesteht und die Zinssätze für die Staatsschuld der Euro-Länder nicht deutlich steigen. Zudem wird nicht mit einem weiteren Aktienkursverfall gerechnet.

Unter diesen Annahmen wird die heimische Wirtschaftsleistung um den Jahreswechsel - im Einklang mit dem Konjunkturzyklus in den EU-Ländern - stagnieren. Ein kurzzeitiger Rückgang des realen BIP in einem Quartal kann nicht ausgeschlossen werden. Dem üblichen Konjunkturzyklus folgend sollte die Expansion im weiteren Verlauf des Jahres 2012 wieder etwas an Kraft gewinnen.

2011 entwickelte sich der Arbeitsmarkt bislang erfreulich. Die Beschäftigungsausweitung hielt auch im August noch an. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote hat zwar seit einigen Monaten wieder steigende Tendenz, jedoch spiegelt sich darin auch der starke Abbau der öffentlichen Schulungsmaßnahmen. Nach einem Anstieg der Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten um 1,8% im Jahr 2011 ist 2012 nur mehr mit einer Zunahme um 0,4% zu rechnen. Die Arbeitslosenquote wird sich 2012 von 6,7% auf 7,0% erhöhen.

Der im bisherigen Jahresverlauf merkliche Auftrieb der Verbraucherpreise wird in den nächsten Monaten abflauen. Die Notierungen für Erdölprodukte sind bereits seit einigen Monaten rückläufig. Dies wird sich mit einiger Verzögerung auch in der Vorjahresveränderung des allgemeinen Preisniveaus widerspiegeln. Für 2011 ist mit einer Inflationsrate von 3,1% zu rechnen, 2012 wird sie auf 2,1% sinken.

Sollte sich die Wirtschaftsentwicklung nicht wesentlich deutlicher abschwächen als hier prognostiziert, dann ist keine Abweichung vom staatlichen Konsolidierungskurs erforderlich. Die Wachstumsdämpfung wird sowohl die Einnahmen- als auch die Ausgabenseite der öffentlichen Haushalte erneut belasten. Während die strukturellen Defizite weiter planmäßig reduziert werden sollten, sollten die automatischen Stabilisatoren in ihrer Wirkung nicht behindert werden.

Methodische Hinweise und Kurzglossar
Periodenvergleiche
Zeitreihenvergleiche gegenüber der Vorperiode, z. B. dem Vorquartal, werden um jahreszeitlich bedingte Effekte bereinigt. Dies schließt auch die Effekte ein, die durch eine unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen in der Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). Im Text wird auf "saison- und arbeitstägig bereinigte Veränderungen" Bezug genommen.

Die Formulierung "veränderte sich gegenüber dem Vorjahr . . ." beschreibt hingegen eine Veränderung gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres und bezieht sich auf unbereinigte Zeitreihen.

Die Analyse der saison- und arbeitstägig bereinigten Entwicklung liefert genauere Informationen über den aktuellen Konjunkturverlauf und zeigt Wendepunkte früher an. Die Daten unterliegen allerdings zusätzlichen Revisionen, da die Saisonbereinigung auf statistischen Methoden beruht.

Reale und nominelle Größen
Die ausgewiesenen Werte sind grundsätzlich real, also um Preiseffekte bereinigt, zu verstehen. Werden Werte nominell ausgewiesen (z. B. Außenhandelsstatistik), so wird dies eigens angeführt.

Produzierender Bereich
Diese Abgrenzung schließt die NACE-2008-Abschnitte B, C und D (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, Herstellung von Waren, Energieversorgung) ein und wird hier im internationalen Vergleich verwendet.

Inflation, VPI und HVPI
Die Inflationsrate misst die Veränderung der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist ein Maßstab für die nationale Inflation. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist die Grundlage für die vergleichbare Messung der Inflation in der EU und für die Bewertung der Preisstabilität innerhalb der Euro-Zone ( siehe auch http://www.statistik.at/ ).

Die Kerninflation als Indikator der Geldpolitik ist nicht eindeutig definiert. Das WIFO folgt der gängigen Praxis, für die Kerninflation die Inflationsrate ohne die Gütergruppen unverarbeitete Nahrungsmittel und Energie zu verwenden. So werden knapp 87% der im österreichischen Warenkorb für den Verbraucherpreisindex (VPI 2010) enthaltenen Güter und Dienstleistungen in die Berechnung der Kerninflation einbezogen.

WIFO-Konjunkturtest und WIFO-Investitionstest
Der WIFO-Konjunkturtest ist eine monatliche Befragung von rund 1.500 österreichischen Unternehmen zur Einschätzung ihrer aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Lage. Der WIFO-Investitionstest ist eine halbjährliche Befragung von Unternehmen zu ihrer Investitionstätigkeit ( http://www.itkt.at/ ). Die Indikatoren sind Salden zwischen dem Anteil der positiven und jenem der negativen Meldungen an der Gesamtzahl der befragten Unternehmen.

Arbeitslosenquote
Österreichische Definition: Anteil der zur Arbeitsvermittlung registrierten Personen am Arbeitskräfteangebot der Unselbständigen. Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus Arbeitslosenbestand und unselbständig Beschäftigten (gemessen in Standardbeschäftigungsverhältnissen). Datenbasis: Registrierungen bei AMS und Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.

Definition gemäß ILO und Eurostat: Als arbeitslos gelten Personen, die nicht erwerbstätig sind und aktiv einen Arbeitsplatz suchen. Als erwerbstätig zählt, wer in der Referenzwoche mindestens 1 Stunde selbständig oder unselbständig gearbeitet hat. Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, und Lehrlinge zählen zu den Erwerbstätigen, nicht hingegen Präsenz- und Zivildiener. Die Arbeitslosenquote ist der Anteil der Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen (Arbeitslose plus Erwerbstätige). Datenbasis: Umfragedaten von privaten Haushalten (Mikrozensus).

Begriffe im Zusammenhang mit der österreichischen Definition der Arbeitslosenquote
Personen in Schulungen: Personen, die sich zum Stichtag in AMS-Schulungsmaßnahmen befinden. Für die Berechnung der Arbeitslosenquote wird ihre Zahl weder im Nenner noch im Zähler berücksichtigt.

Unselbständig aktiv Beschäftigte: Zu den "unselbständig Beschäftigten" zählen auch Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, sowie Präsenz- und Zivildiener mit aufrechtem Beschäftigungsverhältnis. Zieht man deren Zahl ab, so erhält man die Zahl der "unselbständig aktiv Beschäftigten".

 

Spindelegger: Jetzt klug sparen und richtig investieren
Mitterlehner: Reformmotor in Gang halten, internationale Marktchancen für Österreich nutzen –Politisches Triple-A umsetzen: Abbau der Schulden, anständiges Budgetieren, an die Zukunft denken
Wien (övp-pd) - "Klug sparen, richtig investieren – das müssen unsere zentralen Botschaften sein", so ÖVP-Bundesparteiobmann Vizekanzler Michael Spindelegger bei einer Pressekonferenz mit Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner anlässlich der aktuellen WIFO-Prognose. Wesentlich ist dabei: Die Kostentreiber reduzieren, die Verwaltungsreform gemeinsam mit den Länder vorantreiben, den Schuldenberg der Republik abbauen und die internationalen Marktchancen Österreichs nutzen.

"Wir müssen an unseren wirtschaftspolitischen Bemühungen festhalten und den Reformmotor weiter in Gang halten", hält Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner fest, der in diesem Zusammenhang zwei wesentliche Maßnahmen hervorhebt: "Unser 'Fitness-Paket' für den Wirtschaftsstandort lautet: Wir müssen verstärkt auf innovative Produkte, z.B. Öko-Produkte, setzen und unsere Chancen auf den 'Emerging Markets' wie China, Indien und Brasilien nutzen." Ziel sei es, wie schon in der Krise 2009 deutlich besser abzuschneiden als die anderen EU-Länder. "Wir müssen daher für eine optimistische Stimmung in den Unternehmen und bei der Bevölkerung sorgen, sind aber auch gerüstet, falls doch ein stärkerer Konjunktureinbruch kommt, als erwartet", so Mitterlehner.

Ein wesentlicher Reformbereich sind für die ÖVP die Pensionen: "Trotz hervorragendem Gesundheitssystem sind wir Frühpensionsweltmeister", so der Vizekanzler. Für den 10. Oktober sind gemeinsam mit der SPÖ daher Gespräche mit den Sozialpartnern geplant. "Da erwarte ich mir konkrete Vorschläge. Klar ist aber: Steuerprivilegien bei Frühpensionen müssen fallen, ebenso Sonderpensionsrechte bei den ÖBB, der Nationalbank oder auch bei den Ländern", stellt der Vizekanzler klar, der zudem die Notwendigkeit eines echten Bonus-Malus-Systems hervorhebt: "Wer früher in Pension geht, muss Abschläge in Kauf nehmen. Wer länger arbeitet, für den muss es sich auszahlen."

Zur Verwaltungsreform sind mit Bundeskanzler Faymann Gespräche mit den Ländern geplant: "Wir wollen eine politische Lösung bei folgenden Themen: Umsetzung der Transparenzdatenbank für mehr soziale Treffsicherheit. Verkürzung und Effizienzsteigerung von Verfahren bei Landesgerichten. Und wir wollen ein einheitliches Bundesamt für Asyl und Migration, statt der über 100 zuständigen Stellen, die wir jetzt haben. Das sind einige der Sparziele, die wir umsetzen müssen, wenn wir unseren Schuldenberg effizient reduzieren wollen", so Spindelegger.

Mitterlehner: Nur eine offensive Linie stärkt Wirtschaftsstandort
Ein wichtiger Punkt ist für Spindelegger der Abbau der Staatsschulden, die gegenwärtig bei 72,5 Prozent des BIP liegen. "Bis 2020 sollen es 60 Prozent sein und dort braucht es dann ein Schuldenlimit in der Verfassung", so Spindelegger, der betont: "Um unser wirtschaftliches Triple-A-Rating halten zu können, müssen wir diese Herausforderungen jetzt angehen, denn die Mitgliedsgebühr für diesen exklusiven Klub heißt 'Schuldenabbau'. Aber es gibt auch ein politisches Triple-A: Abbau der Schulden, anständiges Budgetieren, an die Zukunft denken – und das wollen wir für Österreich umsetzen."

Mitterlehner hebt in diesem Zusammenhang auch die Verringerung der Abgabenquote hervor: "Wir haben in Österreich eine Abgabenquote von 44,4 Prozent, der europäische Durchschnitt liegt bei 39 Prozent. Alles, was wir jetzt draufpacken, würde den Standort Österreich in seiner Wettbewerbsfähigkeit massiv schädigen und die internationalen Rankings weiter verschlechtern." Außerdem sollen durch Kostensenkungen bei Betriebsgründungen, zum Beispiel mit der Kleinen GmbH, Start-Ups weiter gefördert werden. "Durch ein verstärktes Engagement des Wirtschaftsministeriums in der Frühphasenfinanzierung von Unternehmen mit Venture Capital werden innovative Produkte und Dienstleistungen in Österreich verstärkt forciert", so der Wirtschaftsminister, der abschließend betont: "Unsere offensive Linie stärkt den Wirtschaftsstandort Österreich, hält uns wettbewerbsfähiger und sichert unser Triple-A."

 

Leitl: Jetzt der Wirtschaft den Rücken stärken!
WKÖ-Präsident fordert Maßnahmen, um Wirtschaftsstandort abzusichern
Wien (pwk) - Die vorgelegten Prognosen des WIFO und des IHS zeigen einen unerwartet deutlichen Abschwung des Wachstums für 2012 auf 0,8% bzw. 1,3%. Besonders besorgniserregend sind die voraussichtlichen Schwächen bei Investitionen (Bruttoanlageinvestitionen laut Wifo 2012 nur +1,1%), Industrie-produktion (laut Wifo 2012 nur 1,0%) und Exporten (laut Wifo für 2012 +4,5% bei den Waren). Für Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, kommt die "Abschwächung in diesem Ausmaß unerwartet, angesichts der Turbulenzen auf den Finanzmärkten aber generell nicht überraschend."

Ganz düster sei das Konjunkturbild jedoch nicht, denn die heimischen Unternehmen werden auch weiterhin ihre Verantwortung für Beschäftigte und Standort unter Beweis stellen. "Trotz der deutlichen Abschwächung soll die Beschäftigung weiter steigen, laut Wifo um 0,4%, das sind plus 12.500 Beschäftigte im Jahr 2012", betont der WKÖ-Präsident. Auch die Teuerung nimmt voraussichtlich 2012 weniger stark zu als erwartet.

Die Prognosen der Wirtschaftsforscher zeigen, dass die internationalen Unsicherheiten in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen haben. "Die Fundamentaldaten stagnieren zusehends, während die Finanzmärkte deutlich nach unten übertreiben", so Leitl.

Es braucht daher vertrauensbildende und angemessene politische Maßnahmen. Nun müssten Strukturreformen rasch angegangen und umgesetzt werden, damit wirtschaftspolitische Handlungsspielräume geschaffen werden, um so der prognostizierten Wachstumsschwäche in 2012 entgegenzuwirken, so Leitl mit Bezug auf das positive 5-Punkte-Programm von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner.

Leitl verweist zudem auf drei konkrete Handlungsfelder, mit denen den schwächeren Wirtschaftserwartungen schon jetzt rasch gegengesteuert wird: Eine wesentliche Rolle als Wachstumstreiber hat auch künftig der Export. In den nächsten beiden Jahren sollen 35 Millionen Euro in die Exportförderung gepumpt werden, um die Exportkonjunktur des vergangenen Jahres nicht abreißen zu lassen. Durch die von Wirtschaftsministerium und WKÖ gestützte Internationalisierungs-Offensive \x{2588}go international\x{2588} sollen in diesem Zeitraum 2.000 neue Exporteure gewonnen werden.

Eine weitere gezielte Unterstützungsmaßnahme fixierte die WKÖ heute, Freitag: "Ich habe heute mit dem bayrischen Wirtschaftsminister Martin Zeil ein Technologieabkommen zwischen dem Freistaat Bayern - unserem größtem Handelspartner - und Österreich unterzeichnet, das in schwierigen Zeiten neue Geschäftschancen eröffnen wird", so Leitl.

Und nicht zuletzt müsse sichergestellt werden, dass KMU auch in Zukunft ausreichend Zugang zum Kapitalmarkt beziehungsweise zu Krediten haben. Leitl: "Dazu brauchen wir ein Garantieinstrument, welches von den heimischen Banken, der staatlichen Förderbank AWS und der EU-Ebene getragen werden soll."

Der Wirtschaftskammer-Chef fordert überdies die Einführung der GmbH light als moderne Rechtsform für Gründer und effektive - etwa steuerliche - Maßnahmen und Instrumente, um die lahmenden Investitionen ankurbeln: "Wir brauchen auch weiterhin Unternehmensneugründungen, um Arbeitsplätze zu schaffen und den Standort konkurrenzfähig zu halten. Und wir brauchen dringend zusätzliche Investitionen in die Wirtschaft, um beim nächsten Aufschwung vorne dabei zu sein. Da müssen wir den Betrieben Österreichs den Rücken stärken."

 

Tumpel fordert innovative Wirtschaftspolitik gegen drohende Konjunkturabschwächung
Wien (ak) - Das WIFO revidiert seine Prognose für das Wirtschaftswachstum für 2011 auf +2,9 Prozent und für 2012 auf nur noch +0,8 Prozent. In den letzten Monaten hat sich die Konjunktur viel stärker gezeigt als von den Wirtschaftsforschern erwartet. "Doch nun zeichnet sich wegen der rigorosen Sparbemühungen in vielen Mitgliedsstaaten der EU und der enormen Unsicherheit, die von den Finanzmärkten ausgeht und die Investitions- und Konsumnachfrage dämpft, eine markante Abschwächung der Konjunktur ab. Diese lässt einen Anstieg der Arbeitslosigkeit befürchten. Das ist äußerst besorgniserregend, weil wir nach wie vor unter den Folgen der Rezession 2009 leiden", sagt AK Präsident Herbert Tumpel. Heute ist die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Niveau vor der Finanzkrise um etwa 50.000 höher. Auch das Budgetdefizit liegt 2011 bei 3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und damit noch immer deutlich höher als vor der Finanzkrise. "In dieser Situation muss die Wirtschaftspolitik in innovativer Weise Konjunktur und Arbeitsmarkt stützen", fordert Tumpel.

Kaufkraft stärken Insgesamt kann nur eine stetige Zunahme der Konsumnachfrage stabilisierend auf die Konjunktur wirken. Zu diesem Zweck müssen die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte durch merkliche Reallohnzuwächse ausgeweitet werden.

Probleme auf dem Arbeitsmarkt offensiv angehen Eine aktive Arbeitsmarktpolitik muss sich um die Problemgruppen auf dem Arbeitsmarkt kümmern. Ganz besonders gilt es, die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen, um eine "verlorene Generation" erst gar nicht entstehen zu lassen.

Budgetstrukturen verbessern Im Budget gilt es, auf der Ausgaben- wie auf der Einnahmenseite des Staates Strukturverbesserungen vorzunehmen: Staatsausgaben mit hohen Beschäftigungswirkungen wie etwa die sozialen Dienstleistungen in den Bereichen Kindergärten und Pflege müssen ausgeweitet werden.

Staatseinnahmen, die wenig nachfrage- und beschäftigungsdämpfend wirken, wie die Besteuerung von Vermögensbeständen und Vermögenseinkommen, müssen deutlich erhöht werden. Diese Budgetstrukturverbesserungen ermöglichen es der Wirtschaftspolitik, die dringend notwendigen expansiven Nachfrage- und Beschäftigungseffekte zu entfalten, ohne das Budgetdefizit zu erhöhen.

 

Amann: Konjunkturpaket und Steuerentlastung - und zwar zackig!
Die Regierung müsse dringend etwas für Binnenkonsum, Wirtschaftswachstum und Arbeitsplatzsicherung tun. Auch Struktur- und Verwaltungsreform seien überfällig.
Wien (rfw) - "Steuerstopp, Gebührenstopp, Inflationsstopp: Es braucht ein neues Konjunkturpaket, mit dem bei der Steuer- und Gebührenbelastung für Wirtschaft und Konsumenten, die auch die Inflation in die Höhe treibt, eine Trendwende eingeleitet wird", fordert WKÖ-Vizepräsident RfW-BO Fritz Amann in Zusammenhang mit den Konjunkturprognosen von WIFO und IHS für 2012.

Zwischen 0,8 und 1,3 Prozent reales Wachstum - die heute veröffentlichten Prognosen seien in höchstem Maße alarmierend. Die Regierung, speziell die ÖVP-Minister Fekter und Mitterlehner, sollten endlich "aufwachen". Es könne nicht sein, dass die heimische Wirtschaft im Hochsteuerland Österreich noch weiter "kaputtbesteuert" werde, Förderungen massiv gekürzt würden, alles unter dem "Deckmäntelchen" der Sanierung des Staatshaushalts. "Das Budget sollte ursprünglich zu 60 Prozent durch Einsparungen saniert werden. Bei den großen "Brocken" Struktur- und Verwaltungsreform steht allerdings eine große "Null": Die "Minderleister"-Regierung möge endlich ihren Job ordentlich machen - das beständige Drehen an der Steuer- und Kürzungsschraube ist nämlich keine", so Amann.

"Die vorgestellten WIFO- und IHS-Zahlen zeigen jedenfalls, dass dringend etwas für Binnenkonsum, Wirtschaftswachstum und Arbeitsplatzsicherung getan werden muss. Und das heißt: Konjunkturpaket und Steuerentlastung - und zwar zackig!", so Amann  
     

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