Bank Austria EinkaufsManagerIndex sinkt im September auf 48,7 Punkte – damit fällt er erstmals
seit zwei Jahren unter die Wachstumsmarke von 50 Punkten
Wien (bank austria) - Die Industriekonjunktur in Österreich hat sich in den vergangenen Wochen
stark abgekühlt. „Erstmals seit zwei Jahren ist der Bank Austria EinkaufsManagerIndex mit 48,7 Punkten im
September unter die neutrale Wachstumsgrenze von 50 Punkten gefallen“, sagt Bank Austria Chefökonom Stefan
Bruckbauer. Der Abwärtstrend im Produktionssektor vollzieht sich mittlerweile auf einer breiten Front. „Die
heimischen Industriebetriebe sind mit sinkenden Neuaufträgen, einem Rückgang der Auftragsbestände
und der Produktionsleistung sowie erstmals einer Verringerung der Beschäftigung konfrontiert. Der Aufwärtstrend
der Preise hat sich deutlich eingebremst, die Lager werden wieder verkleinert“, fasst Bruckbauer die Detailergebnisse
der monatlichen Umfrage unter den Einkaufsmanagern österreichischer Industriebetriebe zusammen.
Die steigenden Konjunktursorgen haben sich spürbar negativ auf die Nachfrage nach österreichischen Industrieerzeugnissen
ausgewirkt. Der seit vier Monaten andauernde Rückgang der Auftragseingänge hat sich im September sogar
noch beschleunigt. Insbesondere die Aufträge aus dem Ausland sinken deutlich. „In einem zunehmend verunsicherten
Wirtschaftsumfeld haben die Betriebe ihre Produktionsleistung infolge der immer stärker ausbleibenden Neu-
und Folgeaufträge bereits den dritten Monat in Folge eingeschränkt. Der Rückgang im September war
sogar so stark wie seit Juni 2009 nicht mehr“, so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Die Verschlechterung der Auftragslage, die Verringerung der Auftragspolster und die niedrigere Produktionsauslastung
haben Kapazitätsanpassungen im Personalbereich notwendig gemacht. „Der Jobaufbau, der dem Sektor innerhalb
der vergangenen 18 Monate einen Beschäftigten-zuwachs von rund 13.000 Erwerbstätigen bzw. mehr als 2
Prozent gebracht hat, ist mit Herbstbeginn zu Ende gegangen. Im September mussten die heimischen Industrieunternehmen
erstmals seit Anfang 2010 sogar wieder Arbeitskräfte abbauen“, so Pudschedl.
Wegen der sinkenden Produktionserfordernisse und der Bemühungen, Lagerkosten zu verringern, wurde die Einkaufsmenge
im September den dritten Monat in Folge reduziert. Die Vorräte an Vormaterialien nahmen daraufhin ab. Erstmals
seit einem halben Jahr sanken auch die Bestände an Fertigwaren. „Im Einklang mit der nachlassenden Nachfrage
nach Vormaterialien und Rohstoffen verlangsamte sich im September der Auftrieb der Einkaufspreise spürbar.
Allerdings konnten die heimischen Betriebe aufgrund der schwächeren Nachfrage für ihre Produkte die Kostensteigerungen
nicht vollständig auf die Verkaufspreise überwälzen. Die Verschlechterung der Kostensituation der
heimischen Industriebetriebe setzt sich zwar fort, der Auftrieb war jedoch im September der geringste seit über
zwei Jahren“, sagt Bruckbauer.
Nach der Stagnation im August weist die aktuelle Umfrage unter den heimischen Industriebetrieben für September
erstmalig seit fast zwei Jahren auf ein Schrumpfen der österreichischen Industrie hin. Alle Teilindizes zeigen
nach unten. Der Abschwung vollzieht sich derzeit nicht nur auf breiter Basis, sondern hat sich gegenüber dem
Vormonat noch beschleunigt. Andererseits zeigt das aktuelle Verhältnis zwischen Auftrags- und Lagertrends,
das ein verlässlicher Indikator für die Entwicklung der nächsten Monate ist, eine Stabilisierung
des Tempos des Rückgangs an. Im Jahresvergleich ist bis zum Jahreswechsel 2011/2012 dennoch mit Produktionsanstiegen
zu rechnen, wenn auch die Dynamik deutlich niedriger sein wird als bisher.
„Aufgrund der unerwartet deutlichen Abkühlung der Industriedynamik in den vergangenen Monaten haben wir trotz
eines Produktionsanstiegs von über 9 Prozent von Jänner bis Juli unsere Wachstumserwartungen für
das Gesamtjahr 2011 von 8 auf 7 Prozent gesenkt“, so Bruckbauer. Bis weit über den Jahreswechsel werden der
heimischen Industrie nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria neue Wachstumsimpulse fehlen. Eine
robuster werdende globale Nachfrage wird im späteren Jahresverlauf 2012 die heimische Industrie wieder stärker
unterstützen. „Für 2012 ist eine spürbar geringere Dynamik der österreichischen Industrie zu
erwarten. Das Wachstumstempo wird in etwa nur halb so hoch ausfallen wie 2011“, so Bruckbauer abschließend
zu den mittelfristigen Aussichten für den heimischen Produktionssektor. |