Intensivmediziner rechnet mit einem positiven Prozessausgang
Schwechat/Salzburg (bmeia/apa) - Der in Dubai wegen Mordes angeklagte Intensivmediziner Eugen Adelsmayr
ist zurück in Österreich. Er landete am 28.09. um 5.37 Uhr am Flughafen Wien-Schwechat. Nach einem Pressebriefing
flog er weiter nach Salzburg, wo er bereits von seinem Sohn erwartet wurde. "Ich bin aber trotz aller Erleichterung
über die Rückkehr in keiner Jubelstimmung. Das Problem in Dubai ist noch nicht gelöst", sagte
Eugen Adelsmayr in Schwechat. Er wird für den Tod eines gelähmten Patienten verantwortlich gemacht.
Das bisher letzte Mal war Adelsmayr zu Weihnachten 2009 in Österreich. Dass er jetzt aus humanitären
Gründen aus Dubai ausreisen durfte, kam für ihn überraschend. "Ganz realisiert habe ich das
noch nicht, das wird noch ein paar Tage dauern", sagte der 52-Jährige. Grund für die Heimkehr ist
eine vorübergehende Ausreiseerlaubnis aufgrund der schwierigen humanitären Situation des Oberösterreichers.
Seine Frau ist schwer krank, gestern, Dienstag, wurde sie wieder ins Krankenhaus einliefert.
"Ich werde jetzt zuerst nach Hause fahren und dann gleich weiter zu meiner Frau", sagte Adelsmayr nach
seiner Ankunft in Salzburg. Die kommenden Tage möchte er in Ruhe mit seiner Familie verbringen, den Prozess
in Dubai dabei "so weit wie möglich ausblenden". Was ausschlaggebend für die Ausreiseerlaubnis
war, könne man nicht eindeutig sagen: "Da spielen viele Faktoren eine Rolle, es gab wochenlange Bemühungen.
Das Außenministerium hat viel getan, es sind auf allen Ebenen Gespräche geführt worden", sagte
Adelsmayr.
Bei seiner Rückkehr wurde er von Dutzenden Journalisten empfangen. "Ich frage mich, womit ich das verdient
habe, ich habe nichts geleistet. Geleistet haben die etwas, die mich herausgeholt haben", sagte der Mediziner.
Adelsmayr bestätigte, dass er zum nächsten Prozesstermin am 16. Oktober nach Dubai zurückkehren
werde. "Aufgeben liegt mir nicht", sagte der 52-Jährige. "Es ist keine verlockende Zukunftsperspektive,
von Interpol als Mordverdächtiger verfolgt zu werden." Die Justizbehörde in Dubai hatte im Vorfeld
der Verhandlungen über die vorübergehende Ausreise eine Bürgschaft von Österreich verlangt,
den dort Angeklagten für den Prozess wieder auszuliefern. Das konnte aus rechtlichen Gründen nicht garantiert
werden, weil die Republik keine Staatsbürger ausliefern darf. Adelsmayr will jedoch seine Schuldlosigkeit
beweisen und für seine Rehabilitierung kämpfen.
Der Prozess gegen den Oberösterreicher war Mitte Juli eröffnet worden. Im August wurde das Verfahren
aufgrund des Fastenmonats Ramadan vertagt. Der jüngste Verhandlungstermin fand am vergangenen Sonntag statt.
Hier waren drei von fünf geladenen Zeugen der Anklage einvernommen worden, zwei davon sagten zugunsten des
Mediziners aus. "Die ersten drei Prozesstermine waren extrem enttäuschend. Die Verhandlung am Sonntag
war allerdings überraschend positiv", sagte Adelsmayr. Er rechnet damit, dass der Prozess "mit an
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit positiv für mich ausgehen wird". Das "anhaltende Gefühl
der Ohnmacht" bleibe jedoch, "in Summe ist die Belastung nicht weniger geworden", erklärte
der Mediziner.
Bei der Rückkehr dabei war die Chefin der Rechtsabteilung im Außenministerium, Elisabeth Ellison-Kramer.
Sie hat den Intensivmediziner in der vergangenen Woche in Dubai unterstützt und sich für seine humanitäre
Ausreise engagiert. "Es sind direkt Freundschaften entstanden, die werde ich weiter pflegen", sagte sie.
Ellison-Kramer wird den weiteren Prozessverlauf von Österreich aus verfolgen. "Unterstützung in
Dubai erhält der Mediziner von der Botschaft."
Für Adelsmayr hat sich durch den Prozess seine "Einstellung zum ganzen Land" geändert. Seit
sechs Jahren lebt und arbeitet der 52-Jährige in Dubai. Arabische Freunde würden sich für dieses
Verfahren schämen, sagte er. Glitzer und Prunk der Metropole Dubai würden durch so eine Negativerfahrung
ihre Strahlkraft verlieren. "Wenn man hinter die Kulissen blickt, sieht die Welt in Dubai düster aus."
Die Anklage beschuldigt den Oberösterreicher und einen indischen Kollegen, einen querschnittgelähmten
Patienten im Februar 2009 durch Unterlassung von Hilfeleistung und eine hohe Dosis Opiate getötet zu haben.
Der 50-Jährige soll eine Order ausgegeben haben, dass der Kranke im Falle eines Herzstillstands nicht wiederbelebt
werden soll. Bereits vor dem Vorfall im Rashid Hospital hatte Adelsmayr seine Kündigung eingereicht, er war
dort mehr als drei Jahre als Leiter der Intensivstation tätig.
Der indische Kollege war der diensthabende Arzt, als der Patient einen Herzinfarkt erlitt. Laut Adelsmayr war der
Inder zu diesem Zeitpunkt mit einem weiteren Patienten beschäftigt, und hatte daher keine Zeit, den gelähmten
Patienten zu reanimieren. Dieser verstarb um 3.30 Uhr. "Ich war zum Zeitpunkt des Todes bereits seit 36 Stunden
nicht mehr im Krankenhaus", sagte Adelsmayr. Während der österreichische Mediziner von seinem jetzigen
Arbeitgeber im Al Ain Hospital in Abu Dhabi suspendiert wurde, darf der mitangeklagte Inder laut Adelsmayr weiterhin
auf der Station im Rashid Hospital Dienst versehen. |