Frauenberger: "Damit Zukunft eine Chance hat"
Wien (rk) - Im Rahmen von "StartWien" gibt es ein ganz spezielles Integrationsbegleitungs-
programm für neuzugewanderte Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren. Durchgeführt wird dieses Angebot
im Auftrag der Stadt Wien von der Jugendbildungswerkstatt der gemeinnützigen Interface Wien GmbH im 4. Bezirk.
Das Programm beinhaltet Deutschkurse sowie integrierte Sozial-, Bildungs- und Berufsberatung. Auf Einladung von
Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger hatten am 28.09. MedienvertreterInnen die Gelegenheit, sich vor
Ort über dieses Projektes zu informieren.
Frauenberger einleitend: "Wir begleiten diese jungen Menschen, die oftmals schon einen schweren Weg hinter
sich haben, ganz gezielt, weil sie Teil der Zukunft dieser Stadt sind und Zukunft eine Chance haben muss. Mit dem
"Sprache plus"-Angebot werden die jugendlichen NeuzuwanderInnen Schritt für Schritt startklar für
den Berufseinstieg gemacht. Denn das ist die Grundvoraussetzung für ein eigenständig existenzgesichertes
Leben."
Frauenberger wies in diesem Zusammenhang aber auch auf das Potenzial dieser jungen Menschen hin, auf ihre mitgebrachten
sprachlichen und interkulturellen Kompetenzen, die es zum Vorteil aller zu fördern gelte.
Sehr positiv beurteilt auch der Bezirksvorsteher des 4. Bezirks, Leopold Plasch, das Integrationsprogramm: "Gerade
als langjähriger Direktor einer kooperativen Wiener Mittelschule weiß ich um die Wichtigkeit positiver
Bildungserfahrungen und von Schulabschlüssen im Leben junger Menschen. Ich freue mich daher sehr über
Initiativen wie die Jugendbildungswerkstatt Interface und danke auch der Stadt Wien für die Unterstützung
und die Chancen, die sie hier den Jugendlichen ermöglicht."
Frauenberger: "Mit Sprache, Bildung und gezielter Berufsvorbereitung gegen Perspektivenlosigkeit"
Rund 2000 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 25 Jahren kommen jährlich nach Wien. Viele der neu
zugewanderten Jugendlichen haben aufgrund geringer Deutschkenntnisse und ungenügender Orientierungs-und sozialer
Kontaktmöglichkeiten, nicht die notwendige Vorbereitung, um eine Schule zu besuchen, eine Lehrstelle oder
einen Arbeitsplatz zu finden. "Oftmals sind sie aufgrund familiärer und/oder ökonomischer Situationen
gezwungen, schnell in die Berufswelt einzusteigen, niedrig qualifizierte Jobs anzunehmen und sich meistens "unter
ihrem Wert zu verkaufen", analysierte Maga Margit Wolf, Geschäftsführerin von Interface Wien die
Problematik der Jugendlichen. Sie werden in unsicheren und schlechtbezahlten Jobs eingesetzt, oft in ethnisch segmentierte
Betriebe ohne die Möglichkeit auf einen weiterführenden Bildungsweg, so Wolf.
"Entsprechend hoch ist auch das Risiko der Arbeits- und damit Perspektivenlosigkeit bis hin zur sozialen Isolation
mit allen negativen Folgeerscheinungen. Um eine solche Negativspirale erst gar nicht entstehen zu lassen, setzen
wir mit dem passgenauen Jugendprogramm von Interface Wien, nämlich mit Sprache, Bildung und gezielter Vorbereitung
auf den Berufseinstieg an", erläuterte die Wiener Integrationsstadträtin.
kostengünstige bzw. kostenlose passgenaue Deutschkurse für über 600 Jugendliche alleine im ersten
Halbjahr 2011
Das Angebot gliedert sich in zwei Bereiche:
- Grundkurse (bis Stufe A2 - Grundkenntnisse, die einfache Alltagskommunikation ermöglichen) mit begleitenden
"Sprache Plus"-Angeboten. In diesen Grundkursen werden jene Jugendliche unterrichtet, die noch nicht
das Sprachniveau erreicht haben, das für die Erfüllung der Österreichischen Integrationsvereinbarung
erforderlich ist.
- Deutschkurse der Stufe B1 (Kenntnisse der deutschen Sprache, die eine anspruchsvolle Kommunikation in verschiedenen
Lebensbereichen wie Arbeit, Bildung usw. ermöglichen) im Rahmen des ESF (europäischer Sozialfonds)-Projekts
Jugend College. Damit soll die Lücke zwischen Grunddeutschkursen und gezielten Arbeitsmarktserviceangeboten
bzw. dem Besuch einer weiterführenden Bildungseinrichtung überbrückt werden. Dort bekommen die Jugendlichen
außerdem weitreichende Informationen über Berufs- und Ausbildungsmöglichkeiten in Österreich
vermittelt.
Die Kurse starten laufend nach Bedarf. Sie finden vormittags, nachmittags und abends statt. Damit ist die Wartezeiten
auf einen Deutschkurs sehr gering. Für neu zugewanderte Jugendliche mit Wiener Sprachgutscheinen und für
anerkannte Flüchtlinge sind die Kurse kostenlos.
Im ersten Halbjahr 2011 organisierte die Jugendbildungswerkstatt für 632 Jugendliche 80 Deutschkurse. Im Gesamtjahr
2010 haben über 1000 Jugendliche das Angebot in Anspruch genommen.
Jugendliche empowern, damit sie konsequent an ihren Zielen arbeiten
Das Markenzeichen der Jugendbildungswerkstatt sind die in den Deutschunterricht eingebundenen "Sprache
Plus"- Angebote. Der Focus liegt hier auf generationsspezifischen Themen und auf Persönlichkeitsentwicklung.
Im Zentrum stehen unter anderem die Vorbereitung auf Bewerbungen bzw. Bewerbungsgespräche, Interviewpräsentationen,
Formulierung des eigenen Lebenslaufes sowie z.B. Internetrecherchen. "Vor allem geht es aber auch darum, dass
die Jugendlichen das Selbstvertrauen gewinnen, um den eigenen Zielen konsequent nachgehen zu können,"
betonte Geschäftsführerin Wolf.
Auszeichnungen für innovatives Modell
"Diese innovative Strategie beweist auch einmal mehr die Vorreiterinnenrolle Wiens im Integrationsbereich",
unterstrich Integrationsstadträtin Frauenberger abschließend. So wurde das "Sprache Plus"-Modell
2008 mit dem Europasiegel für Innovative Sprachenprojekte vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst
und Kultur und vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung ausgezeichnet. 2009 wurde es für
den Österreichischen Staatspreis für Erwachsenenbildung 2009 (Kategorie "Kreativität")
nominiert, heuer für den Österreichischen Integrationspreis in die Kategorie "Bilden und Befähigen".
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