Wie steht der Tourismus in der Öffentlichkeit da?
Innsbruck (pro.media) - Welchen Stellenwert räumt die Politik dieser Branche ein? Wie bringt
der Tourismus die unterschiedlichen Interessen in den eigenen Reihen unter einen Hut? Am Abend des 05.10. traf
sich die Tourismus Community Austria bereits zum dritten Mal, um in der Aula der Wissenschaften den Stellenwert
der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich und die Herausforderungen für die Zukunft zu diskutieren.
Helmut Peter, Altwirt im Weissen Rössl am Wolfgangsee, ließ in seinem einleitenden Statement keinen
Zweifel darüber aufkommen, wie wichtig die Bedeutung des Tourismus für die österreichische Wirtschaft
ist: "Mit Ausnahme der Jahre 2007 und 2008 hat der Tourismus die negative Handelsbilanz immer ins Positive
gedreht! Deshalb ist der Tourismus eine Erfolgsstory, allerdings haben wir zurzeit, wie in anderen Branchen auch,
eine Art Reformverweigerung. Wir müssen darüber reden, wie dieses Land touristisch effizienter werden
kann." Hohe Steuerquoten, schwierige Arbeitsbedingungen, die Herausforderung der Internationalisierung - das
sind laut Helmut Peter die vorrangigen Aufgaben der Lobbyisten im österreichischen Tourismus.
Kernkompetenzen stärker thematisieren
"Wenn Österreich eine international bekannte Kernkompetenz hat, dann sind das der Tourismus und die Kultur",
betonte Hofburg-Direktorin Renate Danler. Für sie steht der Mensch im Mittelpunkt: "Ich würde mir
viel mehr junge Menschen wünschen, die mit Herz und Engagement im Tourismus tätig sind. Heute ist es
viel schwieriger, motivierte Mitarbeiter im Tourismus zu finden als Gäste!" Christopher Norden, Herausgeber
der Fachzeitschrift T.A.I. - Tourismuswirtschaft Austria & International, hielt es für besonders wichtig,
die Freizeitwirtschaft gesamthaft und mit ihren mannigfaltigen Vernetzungen mit anderen Branchen zu sehen: "Dies
müssen wir in der Öffentlichkeit noch stärker herausstreichen. Es gibt Regionen in Österreich,
die ohne den Tourismus nicht überlebensfähig wären."
Die künftige Entwicklung des Tourismus in Österreich aber auch international wurde generell positiv beurteilt.
"Der Österreich-Tourismus wird langfristig wachsen", zeigte sich Christopher Norden überzeugt,
"Österreich darf daher nicht locker lassen, was die Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes oder andere
steuerlichen Rahmenbedingungen für Betriebe betrifft. Nur dann bleiben wir im Vergleich zu den alten und neuen
Mitbewerbern konkurrenzfähig." Renate Danler ließ keine Zweifel darüber offen, dass es einerseits
zu einer Marktbereinigung kommen wird, andererseits Kooperationen und Allianzen immer wichtiger werden: "Das
Personal ist und bleibt daher ein Schlüsselfaktor. Wir müssen schauen, dass junge Menschen aus dem Ausland
nach Österreich kommen, um hier eine professionelle Ausbildung zu bekommen." Helmut Peter brachte in
diesem Zusammenhang die Forderung nach einer Aufwertung der Tourismuswissenschaft und Forschung in Österreich
ins Spiel.
Kassandrarufe nein, Problembewusstsein ja
Die Runde war sich dahingehend einig, dass die Rahmenbedingungen für den Tourismus in Österreich schwieriger
werden. "Lassen Sie die Zinsen auf fünf Prozent steigen und gleichzeitig die Übernachtungen um fünf
Prozent sinken", konkretisierte Helmut Peter ein Beispiel, "dann sinken die Preise um zehn Prozent -
und das ist für eine
Vielzahl der Betriebe aus heutiger Sicht nicht verkraftbar". Christopher Norden betonte allerdings, dass sich
der österreichische Tourismus in den letzten Jahren als überraschend krisenresistent erwiesen habe: "Viel
kritischer wirkt sich die Wirtschafts- und Finanzkrise beispielsweise auf die Mittelmeerländer aus!"
Zusammenfassend einigte sich das Podium auf das Resümee, dass der Tourismus zweifellos eine Schlüsselbranche
ist und "ein Kind mit vielen Talenten", wie Christopher Norden es auf den Punkt brachte. |