Optimismus zur Halbzeit bei zweistelligem Plus in allen Warengruppen
Wien (ama marketing) - "Österreichs gesamte Agrarexporte konnten im ersten Halbjahr 2011 um 21,2%
zulegen und haben damit einen Umsatz von Euro 4,5 Mrd. erreicht, was optimistisch für den Rest des Jahres
stimmt, bei gleichbleibender Entwicklung die 9-Milliarden-Euro-Grenze zu knacken und hoffentlich im kommenden Jahr
eine ausgeglichene Agraraußenhandelsbilanz zu erreichen", erklärte AMA Marketing-Geschäftsführer
Stephan Mikinovic bei der halbjährlichen Exportbilanz anlässlich der größten Lebensmittelmesse
der Welt, der ANUGA, die von 08. bis 12.10.2011 in Köln stattfindet.
Die Warenströme in die alten EU-Länder entwickelten sich mit +21% auf hohem Niveau, während die
zwölf neuen Mitgliedstaaten ihre Umsätze sogar um +24% steigern konnten. Herausragend ist dabei die Exportentwicklung
mit Ungarn, Slowenien und Tschechien, trotz der schlechteren wirtschaftlichen Lage dieser Staaten. Wichtigster
Handelspartner bleibt aber weiterhin Deutschland, wohin bereits ein Drittel der wertmäßigen Agrarausfuhren
geht. Von Jänner bis Ende Juni 2011 wurden österreichische Waren im Wert von Euro 1,5 Mrd. (+15% an Menge)
zum nördlichen Nachbarn abgesetzt. Deutschland liebt Qualität und Genuss "Made in Austria".
Michael Blass vom Fachverband der Lebensmittelindustrie führt dies auf die Lebensmittelkrisen der letzten
Zeit zurück, die in Deutschland "deutliche Spuren" hinterlassen haben. Die Verbraucher würden
dadurch, trotz intensiven Preiswettbewerbs am deutschen Markt, "mehr Wert auf Qualität legen".
Molkereiprodukte sind Exportschlager
Molkereiprodukte (inkl. Käse) sind wertmäßig die wichtigste Warengruppe, die Österreich
nach Deutschland exportiert. Hier konnte das konstante Wachstum im ersten Halbjahr 2011 mit +15% fortgesetzt werden.
Wertmäßig sind das Euro 243 Mio., was rund 17% der gesamten agrarischen Ausfuhren entspricht. Die deutschen
Einfuhren nach Österreich betragen demgegenüber Euro 170 Mio. "Das rot-weiß-rote Aushängeschild
im deutschen Handel bleibt aber Käse, dessen Exportwert um sagenhafte 30% gesteigert werden konnte. Ein absolut
tolles Ergebnis, das in Europa seines Gleichen sucht. Bei der Menge halten wir bereits bei 26.383 t und einer Steigerungsrate
von ebenfalls fast 30%, die nach Deutschland geliefert wird. Auch in den deutschen Käsetheken rangiert Österreich
nach den Big Playern Holland, Dänemark und Frankreich bereits an vierter Stelle", so Mikinovic.
Zweistellige Wachstumsraten auch in anderen Warengruppen
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Agrarausfuhren nach Deutschland ist Frischfleisch, von dem wertmäßig
Euro 100 Mio. abgesetzt wird. Dabei hatte Rindfleisch von Jänner bis Juni 2011 die höchste Steigerung
(+56%) und damit mengenmäßig zu Italien aufgeschlossen. Auch im Bereich Schweine- (+4%) und Geflügelfleisch
(+15%) gibt es Steigerungsraten.
Ein weiterer Ausbau ist ebenso bei den Fleischzubereitungen (+6%) gelungen. Das entspricht einem Absatzvolumen
von rund Euro 111 Mio. Das Segment Wurstwaren und Schinken weist +7% aus, Speck verzeichnet wieder einen kleinen
Zuwachs von 3%. Die Einfuhren der gesamten Warengruppe Fleischzubereitungen entsprechen allerdings weniger als
der Hälfte (Euro 54 Mio.) unserer Ausfuhren.
Bei Obst und Gemüse gibt es, laut Mikinovic, trotz der EHEC-Krise im Frühjahr und Sommer nur Gewinner:
Denn bei frischem Gemüse stieg der Exportwert um +31%, bei frischem Obst um +12%. Auch bei Zubereitungen wurden
stolze +27% erreicht, die sich mit einem Absatzvolumen von Euro 110 Mio. auswirken.
Exporte in neue EU-Länder wachsen überdurchschnittlich
"Sehr hoch" ist mit +24% auch der Außenhandel mit den neuen zwölf EU-Mitgliedsländern
ausgefallen. Damit wachsen diese Länder stärker als der gesamte weltweite Handel. "Fast 20% der
österreichischen Agrarexporte gehen mittlerweile in die Staaten des ehemaligen Ostens", so Mikinovic.
Insgesamt konnten Waren mit einem Volumen von Euro 827 Mio. abgesetzt werden. Dem stehen Importe im Wert von Euro
633 Mio. gegenüber. "Damit bleibt Österreich die langjährige positive Außenhandelsbilanz
erhalten", erläuterte der AMA Marketing-Geschäftsführer.
Bedeutendste Warengruppe ist dabei Frischfleisch, mit einem Volumen von über Euro 100 Mio., auch wenn es hier
wertmäßig ein Minus von 1,2% gibt. Dafür konnte der Bereich der Fleischzubereitung um 10% auf Euro
29 Mio. im Wert zulegen. Österreich kann auch hier auf eine positive Außenhandelsbilanz verweisen.
Die heimischen Milchprodukte (exkl. Käse) konnten in den neuen EU-Ländern um 12% zulegen und damit den
Absatz auf Euro 29 Mio. steigern. Bei Käse ist die bisher konstante Entwicklung im ersten Halbjahr 2011 abgeflacht,
dennoch beträgt der Umsatz über Euro 13 Mio. Damit wurde eine Gesamtmenge von fast 5.000 t exportiert,
während der langjährige Warenfluss von Milchprodukten (meist Funktional Food) nach Österreich vor
allem aus Polen rückläufig ist. Dieser Trend setzt sich auch heuer im ersten Halbjahr erneut mit -17%
fort.
Schöne Steigerungsraten im Wert werden auch in allen Obst- und Gemüsesegmenten verzeichnet: bei frischem
Gemüse +18%, bei frischem Obst sogar +37%.
Ungarn rückt im weltweiten Exportranking auf Platz 3 vor
Mit +43% sind die Steigerungsraten im Export nach Ungarn so hoch ausgefallen, wie nie zuvor. Österreich
hat in diesem Halbjahr um +43% mehr Waren zum östlichen Nachbarn geliefert (Wert: Euro 224 Mio.), womit Ungarn
in der Exportstatistik auf Platz drei vorrückt. Weitere wichtige Bezieher österreichischer Agrarprodukte
sind die Slowenen (Euro 158 Mio.; +11%), gefolgt von den Tschechen (Euro 146 Mio.; +20%).
Deutschland bleibt aber weltweit der wichtigste Abnehmer von österreichischen Frischeprodukten wie Käse,
Milch, Obst und Fleischzubereitung. Die größten Mengen an Rind- und Schweinefleisch führt hingegen
Italien als langjähriger und verlässlicher Partner ein. Ferner kristallisieren sich immer mehr neue Länder
in der EU wie die Niederlande, Griechenland und Spanien als Liebhaber größerer Mengen des österreichischen
Genusses ab. Auch ferne Märkte wie Südkorea, Japan und auch China entdecken die Qualität unserer
Lebensmittel. "Unsere Produkte haben einen hohen Stellenwert in dieser Welt, verfügen über absolutes
Vertrauen und überzeugen durch ihren natürlichen Geschmack und beste Qualität. Das wird zunehmend
von den Konsumenten gefragt", nennt Mikinovic auch die Gründe für diesen Erfolg.
Heimische Lebensmittelindustrie legt im Exportwert um 20% zu
Nach dem verheerenden Umsatzeinbruch in den Krisenjahren 2008 bis 2010 ist auch in der österreichischen Lebensmittelindustrie
nun "Entspannung" eingekehrt. Die Produktion sei im ersten Halbjahr 2011 um 10%, die Exporte wertmäßig
um 20% gesteigert worden. Angesichts sinkender Anteile der Lebensmittel an den monatlichen Haushaltsausgaben und
einer weiteren Konzentration im heimischen Lebensmittelhandel mit zunehmenden Preisschlachten und einem Eigenmarken-Boom
sei es nicht verwunderlich, dass mittlerweile zwei Drittel der Waren in den Export gehen und der Heimmarkt nur
mehr zweitrangig sei, informierte Blass vom Fachverband. Wichtigste Exportdestinationen für Waren des Zollkapitels
16 bis 24 sind Deutschland, Italien, die USA, Großbritannien, Schweiz und Ungarn. Ziel sei es, bis 2015 den
Anteil der Agrar- und Lebensmittelprodukte am Gesamtexport auf 10% zu erhöhen, so Blass. "Im Vorjahr
lag dieser Wert bei 7,1%, was uns optimistisch stimmt, unser Ziel zu erreichen."
ANUGA: Von 8. bis 12. Oktober 2011 in Köln
Bei der diesjährigen ANUGA in Köln werden auf rund 300.000 Quadratmetern mehr als 6.500 Aussteller aus
fast 100 Ländern ihre Produkte präsentieren. Österreich ist mit insgesamt 120 Exporteuren vertreten
und damit eines der bedeutendsten Ausstellerländer. Zielgruppen der Fachmesse sind Hersteller, Importeure
und Großhändler aus dem EU-Raum, aus Osteuropa, dem Mittleren Osten, Asien und Nord- sowie Südamerika
aus den Bereichen Lebensmittel, Getränke, Gastronomie, Hotellerie und Handelsagenturen. |