Fachtagung österreichischer JugendamtspsychologInnen vom 6. bis 7. Oktober 2011 im Wiener
Rathaus widmet sich dem Thema Familien
Wien (rk) - JugendamtspsychologInnen aus ganz Österreich treffen in den nächsten Tagen
zu ihrer jährlichen Fachtagung im Wiener Rathaus ein, die am 6. Oktober um 9.15 Uhr eröffnet wird. Die
diesjährige Tagung widmet sich dem aktuellen Stand unterschiedlicher Familienmodellen und zeichnet auf wissenschaftlicher
Basis zukünftige Perspektiven der Familiengestaltung.
Die steigende Komplexität der Anforderungen in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen spiegelt sich in
der Gestaltung des Familienlebens wider. Dabei werden an Kinder immer höhere Ansprüche gestellt. Kinder
müssen ihre Beziehungen bei Familienumformungen neu definieren und mit unterschiedlichen Beziehungswünschen
umgehen lernen. Ebenso sind Erwachsene durch eine veränderte Familienkonstellation in ihrer persönlichen
Rollendefinition bei Erziehungsaufgaben gefordert.
Familie im Zentrum
Univ.-Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, Direktor des Deutschen Jugendinstituts (DJI), Professor für Sozialpädagogik
an der Technischen Universität Dortmund und Leiter des Forschungsverbundes DJI/TU Dortmund, setzt sich in
seinem Vortrag mit den steigenden Anforderungen an Familien durch den gesellschaftlichen und ökonomischen
Wandel auseinander. Dynamisch wechselnde Familienformen, steigende Flexibilitätsansprüche der Erwerbswelt
sowie instabile Parameter der Lebensführung fordern von Eltern vermehrte Kompetenz, um ihren impliziten Bildungs-
und Erziehungsaufgaben gerecht zu werden.
Soziale Ausgrenzung in der Schule
Der Frage, inwieweit Kinder durch Probleme in der Familie zu Opfern von sozialer Ausgrenzung und schulischem
Mobbing werden, geht Univ.-Prof.in Dr.in Beate Schuster nach. Sie lehrt an der Fakultät für Psychologie
und Pädagogik der Ludwig-Maximilians-Universität (München) mit dem Forschungsschwerpunkt Mobbing
und Ausgrenzung im schulischen Kontext sowie Classroom Management. Sie illustriert einfache Grundsätze wie
Lehrkräfte aufmerksam werden und bei Mobbing intervenieren können.
Vaterschaft im Wandel der Geschlechterverhältnisse
Der Soziologe und Erziehungswissenschaftler Univ.-Prof. Dr. Michael Meuser ist im Bereich der "Soziologie
der Geschlechterverhältnisse" an der Technischen Universität Dortmund tätig und beschäftigt
sich unter anderem mit den Methoden der qualitativen Sozialforschung. Er referiert den historischen Entwicklungsverlauf
von einem verengten Vaterbild als Ernährer hin zu einer aktiven erzieherisch involvierten Vaterrolle. Er stellt
dar, welchen Ambivalenzen auf erzieherische Tätigkeiten fokussierte Väter heute bezüglich der Geschlechtsidentität
und gesellschaftlicher Resonanz ausgesetzt sind.
Familie aus der Sicht von Kindern
Univ.-Prof.in Dr.in Sabine Andresen unterrichtet im Bereich Sozialpädagogik und Familienforschung
an der Goethe-Universität Frankfurt und forscht am Wissenschaftszentrum "IdeA - Individual Development
and Adaptive Education of Children at Risk" zu Themen wie Kinderarmut und Wohlbefinden von Kindern. Sie stellt
die Sicht von Kindern auf ihre Eltern in den Mittelpunkt, was im Bereich der Sozialberichterstattung erst seit
wenigen Jahren systematisch und repräsentativ erfolgt. Es werden die wichtigsten Befunde der aktuellen Kindheitsforschung
und die Ergebnisse der Word Vision Kinderstudien (2007; 2010) diskutiert.
Die Zukunft der Familie
Der Pädagoge Dr. Martin R. Textor wird in mehreren Thesen Trends aufzeigen, die das Familienleben
und die Kindheit zukünftig prägen werden. Dabei geht es u. a. um den Familienwandel, die finanzielle
Situation von Familien, die zunehmende Bedeutung des Berufes, die Veränderung der Elternrolle, das Freizeitverhalten
und die Familienerziehung. Dr. Textor ist Gründer des Instituts für Pädagogik und Zukunftsforschung
(IPZF) in Würzburg und publizierte als Experte für Frühpädagogik eine Vielzahl an Bücher,
Web-Seiten und Fachartikel zu unterschiedlichen aktuellen Themen im Bereich der Bildung, Erziehung, Elternarbeit
und Zukunftsentwicklung.
Stieffamilien
Mitglieder von Stieffamilien haben eine mit "Liebesverlust" verbundene Trennung von Bezugspersonen
erfahren, die Fragen nach Zugehörigkeit, Rivalität sowie des Fremd- und Ausgeschlossenseins aufwerfen.
Es gilt die Vergangenheit aufzuarbeiten, Verlustängste zu überwinden und sich wieder auf neue Beziehungen
einzulassen. Über dieses Thema referiert Dr.in Barbara Burian-Langegger. Sie ist Ärztin für Allgemeinmedizin
und Fachärztin für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, Psychotherapeutin und Lehrtherapeutin für
Katathym-Imaginative Psychotherapie. Seit 2002 ist sie mit der Funktion als Gesamtleiterin der Institute für
Erziehungshilfe betraut.
MedienvertreterInnen sind herzlich eingeladen und haben die Möglichkeit Interviews mit den Vortragenden zu
führen. |