2010 hat sich Fahrzeugproduktion vollständig
erholt – hohe Rohstoffpreise verhinderten nennenswerte Ertragszuwächse
Wien (bank austria) - Nach drei durchgehend negativen Jahren hat sich Österreichs Autoindustrie
2010 auf breiter Basis erholt. Das Produktionsminus der Branche konnte mit einem Plus von 27 Prozent binnen einem
Jahr wieder ausgeglichen werden, der Umsatzrückgang von über 40 Prozent zwischen 2006 und 2009 wird vermutlich
Ende 2011 aufgeholt werden. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Branchenbericht der Bank Austria Ökonomen.
„Im Jahresdurchschnitt 2011 sollte der Branchenumsatz knapp die 14 Milliarden Euro Grenze wieder erreichen“, so
Günter Wolf, Ökonom der Bank Austria.
Die seit 2010 anhaltend hohen Rohstoffpreise waren nicht nur für die Fahrzeugindustrie ein Wermutstropfen
und haben nennenswerte Ertragszuwächse verhindert. Einerseits sind die Industrierohstoffpreise über ihr
Rekordniveau aus Mitte 2008 im Jahresdurchschnitt um 48 Prozent gestiegen, andererseits verbuchte die Kfz-Industrie
in Österreich nur um 1,7 Prozent höhere Verkaufspreise. „Die angespannte Ertragslage war vermutlich auch
der Grund dafür, dass die Branche trotz der sehr guten Auftragslage ihre Kapazitäten nur vorsichtig aufgestockt
hat. Die Zahl der Beschäftigten in der Branche hat erst Mitte 2011 wieder ihr Vorkrisenniveau von rund 33.000
Arbeitnehmern erreicht“, analysiert Wolf die Situation.
Österreichs Kfz-Industrie wächst im Sog der deutschen Hersteller
Die Kfz-Konjunktur verlor ab Jahresmitte 2011 an Schwung, blieb bisher aber auf Wachstumskurs. Die Produktionserwartungen
der Unternehmen wurden zwar pessimistischer, das Beschäftigungswachstum etwas schwächer und die Auftragseingänge
sind im Juni erstmals seit über einem Jahr gesunken. Dennoch kann die Branche im Jahresdurchschnitt 2011 wieder
mit einem Produktions- und Umsatzwachstum von deutlich über 10 Prozent rechnen.
Die Kfz-Konjunktur in Österreich verläuft 2011, wie schon 2010, deutlich dynamischer als auf europäischer
Ebene. Das Naheverhältnis zur wachstumsstarken deutschen Autoindustrie erweist sich einmal mehr als Vorteil
und sichert auch den relativ erfreulichen Ausblick auf 2012. Auch wenn die Entwicklung aufgrund der wirtschaftlichen
Turbulenzen derzeit kaum überschaubar ist und ein deutlicher Konjunkturabschwung bevorsteht, droht der Kfz-Industrie
noch kein Produktions-rückgang. Allerdings ist mit einer Wachstumsverlangsamung auf unter 5 Prozent zu rechnen.
Kfz-Zulieferstandort Österreich ist gut positioniert und abgesichert
Die Exportperformance unterstreicht die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Fahrzeug-hersteller.
In den letzten zehn Jahren sind die gesamten Ausfuhren von Kfz und Kfz-Teilen, Motorrädern, Luft-, Schienen-
und sonstigen Fahrzeugen, um 55 Prozent, die Einfuhren um 33 Prozent gestiegen. Gleichzeitig hat sich die Handelsbilanz
in dem Bereich von einem 500 Millionen Euro Defizit in einen Überschuss von 1,3 Milliarden Euro 2010 gedreht,
der 2011 weiter zunimmt. Im ersten Halbjahr sind die Exporte um 19,2 Prozent, die Importe um 18,3 Prozent gewachsen.
Günter Wolf: „Unter der Voraussetzung, dass Österreichs Kfz-Industrie ihr hohes Innovationstempo beibehält,
hat die Branche auch in Zukunft sehr gute Wachstumschancen. 74 Prozent der Unternehmen der österreichischen
Kfz-Industrie werden als innovationsaktiv eingestuft. Damit zählt die Branche zu den innovativsten in Europa.
Nur in der deutschen Autoindustrie ist der Anteil innovationsaktiver Unternehmen mit 93 Prozent noch höher.“
Innovationen sind die Basis überdurchschnittlicher Produktivitätsgewinne, die wiederum die preisliche
Wettbewerbsfähigkeit der Kfz-Industrie sichern. Trotz des relativ hohen Personalaufwands von rund 53.000 Euro
pro Beschäftigten liegen die Lohnstückkosten der Branche um rund 16 Prozent unter dem europäischen
Durchschnitt. Der kostenbedingte Konkurrenznachteil gegenüber den osteuropäischen Produktionsstandorten
schrumpft daher durch die Produktivität deutlich. |