Allgemeine Lebenszufriedenheit bei den Menschen in der EU, aber geringes Vertrauen in die Volkswirtschaften
Brüssel (ec.europa) - Auch wenn die EU-Bürgerinnen und -Bürger die allgemeine Lage
ihres Landes weiterhin negativ einschätzen, glauben sie dennoch, dass sich die Wirtschaft erholt. Was ihre
eigene Situation angeht, sind sie weitestgehend zufrieden und positiv gestimmt. Dies hat eine neue Eurobarometer-Umfrage
ergeben, die die Europäische Kommission am 17.10. veröffentlicht hat. Die insgesamt optimistische Bewertung
der allgemeinen Lebenssituation fällt höher aus als bei der Analyse 2010, wenngleich aus der aktuellen
Umfrage hervorgeht, dass die Befragten das tägliche Leben teurer als noch vor einem Jahr wahrnehmen. Die Ergebnisse
zeigen auch, dass die Europäerinnen und Europäer äußerst unzufrieden damit sind, wie in ihren
Ländern mit sozialer Benachteiligung und Armut umgangen wird (- 2,5 Punkte). Nur Luxemburg wies einen positiven
Wert auf, während Lettland, Rumänien, Griechenland und Litauen hingegen am schlechtesten abschnitten
(- 5 Punkte oder weniger). Zwischen den Ländern, so zeigt die Umfrage, gibt es große Abweichungen, die
auf Unterschiede bei nationalen politischen Strategien und Institutionen zurückzuführen sind. So zeigen
sich die Bürgerinnen und Bürger der nordischen Länder und der Benelux-Staaten mit ihrer persönlichen
Situation besonders zufrieden.
Im Hinblick auf die Umfrage erklärte László Andor, EU-Kommissar für Beschäftigung,
Soziales und Integration, im Vorfeld des EU-Kongresses gegen Armut, der am 17.10. im polnischen Krakau, stattfindet:
„Die Europäische Union steht derzeit vor enormen Herausforderungen, die schwierige Entscheidungen und neue
Prioritäten verlangen und damit das tägliche Leben der Menschen beeinflussen.“ Er wies insbesondere darauf
hin, dass die Umfrageergebnisse die wachsenden Unterschiede zwischen den Ländern im Vergleich zu 2010 aufzeigen,
wobei sich die Lage in den wohlhabenderen Ländern verbessere und in den Ländern am unteren Ende der Skala
verschlechtere. „Für Europas Erholung ist es von entscheidender Bedeutung, dass Wachstum, Beschäftigung
und soziale Kohäsion auf eine Stufe gestellt werden. Echter Wohlstand bedeutet, dass bei der Messung des Fortschritts
auch das Wohlbefinden der Menschen berücksichtigt wird“, fügte er hinzu.
Die allgemeine Lage in ihren Ländern schätzen die Europäerinnen und Europäer insgesamt viel
pessimistischer ein als ihre persönliche Situation. Seit der letzten Umfrage ist jedoch der Optimismus im
Hinblick auf die Frage gestiegen, ob sich die Lage in den nächsten 12 Monaten verbessern wird, wo bei vielen
Werten eine positive Tendenz zu verzeichnen ist. Es zeichnet sich auch der Trend ab, dass soziale Sicherung und
soziale Eingliederung in naher Zukunft positiver wahrgenommen werden.
Mit der öffentlichen Verwaltung sind die Europäerinnen und Europäer im Schnitt eher unzufrieden
(- 1,4 Punkte), wobei Luxemburg (+ 2,4) den höchsten Wert aufweist, gefolgt von Österreich (+ 1,8),
Schweden (+ 1,7), Estland (+ 1,6) und Deutschland (+ 1,4). Die schlechtesten Werte erhielten Griechenland (- 5,9),
Rumänien (- 5,8), Lettland (- 4,9), Irland (- 3,8) und Portugal (- 3,4).
Die Mehrheit der Mitgliedstaaten erhielten positive Werte im Hinblick auf die derzeitigen Gesundheitsversorgungssysteme,
wenngleich die Unterschiede zwischen den Ländern erheblich sind. Den höchsten Wert erzielte Belgien (+
6,3), gefolgt von Österreich (+ 5,2), Luxemburg und den Niederlanden (jeweils + 5,3). Am unzufriedensten sind
die Bürgerinnen und Bürger Rumäniens (- 5,1), Griechenlands (- 3,7), Bulgariens (- 2,8), Lettlands
(- 2,6) und Polens (- 2,4).
Bei der Frage nach der finanziellen Lage der Haushalte nimmt Schweden die erste Stelle ein (+ 5 Punkte). Dänemark
(+ 4,7), Luxemburg (+ 4,6) und die Niederlande (+ 4,2) schließen sich daran an. Den niedrigsten Wert verzeichnet
Ungarn (- 2,5), gefolgt von Bulgarien (- 2,3), Rumänien und Griechenland (jeweils mit - 2,1 Punkten).
Hintergrund
Die spezielle Eurobarometer-Umfrage zum gesellschaftlichen Klima ist die dritte ihrer Art und folgt zwei Umfragen,
die 2009 und 2010 durchgeführt wurden. Sie untersucht, wie die Bürgerinnen und Bürger Europas ihr
Wohlbefinden einschätzen, und wurde im Juni 2011 in den 27 EU-Mitgliedstaaten durchgeführt. Die Befragten
sollten dabei ihre Meinung zu ihrer persönlichen Situation, der wirtschaftlichen und sozialen Lage in ihren
Ländern sowie zur Politik ihrer Regierung in diversen Themenbereichen, darunter Gesundheitswesen und Renten,
äußern. Der Bericht zur sozialen Lage ist ein jährlicher Bericht der Europäischen Kommission,
in dem langfristige soziale Trends in der EU genauer geprüft werden, um aktuelle, verlässliche und umfassende
Informationen zur sozialen Lage der EU zu erhalten. |