"Allianz für’s Land – Mit einer Stimme für Österreich" vorgestellt
Wien (bmlfuw) - „Nach den Vorschlägen der EU-Kommission für das EU-Budget ab 2014 liegen
seit 12.10. die Pläne der EU-Kommission für die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) vor. Diese
würden in einigen Punkten eine wesentliche Verschlechterung gegenüber der derzeitigen Situation für
Österreichs Bäuerinnen und Bauern bedeuten. Mir war es daher ein großes Anliegen, gemeinsam mit
den wichtigsten Spitzenvertreter der heimischen Landwirtschaft entscheidende Kernbotschaften festzulegen, um auf
europäischer Ebene schlagkräftig und mit einer Stimme auftreten zu können“, betonte Landwirtschaftsminister
Nikolaus Berlakovich am 13.10. anlässlich der gemeinsamen Unterzeichnung der „Allianz für’s Land – mit
einer Stimme für Österreich“, der GAP-Positionierung von Lebensministerium, Bauernbund, Agrarlandesräten
und Landwirtschaftskammer. „Nun haben wir nicht nur auf europäischer Ebene Allianzen sondern auch auf nationaler,
die eine wichtige Basis für die weiteren Verhandlungen darstellen - im Sinne unserer Bäuerinnen und Bauern
und aller Österreicherinnen und Österreicher, die auf heimische Qualitätslebensmittel und viele
weitere Leistungen zählen können.“
Berlakovich: Vereinfachung und ausreichende Finanzausstattung
„Wir sprechen uns im Rahmen dessen für eine Vereinfachung der EU-Agrarpolitik und eine ausreichende Finanzausstattung
beider Säulen aus. Eine Verwaltungslawine und ein Aushungern der GAP müssen verhindert werden. Die Ökologisierung,
das Greening, muss so einfach und praxistauglich wie möglich sein und darf Österreichs Vorleistungen
im Nachhaltigkeitsbereich nicht gefährden. Bewährte Marktordnungsinstrumente wie Intervention und private
Lagerhaltung sind auch im Sinne der Konsumentinnen und Konsumenten zu erhalten. Ferner müssen Wettbewerbsfähigkeit
und Innovation forciert werden“, betont Berlakovich. „Doch auch für Berg- und benachteiligte Gebiete ist weiterhin
eine angemessene Unterstützung erforderlich. Die von der EU-Kommission vorgesehenen Einzelkriterien zur Festlegung
der sonstigen benachteiligten Gebiete, die primär für Extremlagen im Norden und Süden Europas geeignet
sind, werden von uns abgelehnt. Wir fordern vielmehr eine Beibehaltung des bisherigen Abgrenzungssystems, da ansonsten
70% der bisherigen sonstigen Gebiete aus dem Fördersystem fallen würden.“
Grillitsch: Österreich dank nationaler Allianz gut gerüstet
„Österreich ist für die Verhandlungen der jetzt vorliegenden EU-Kommissionsvorschläge gut gerüstet
und dank der heute unterzeichneten nationalen Allianz ist die österreichische Linie klar abgesteckt. Zuletzt
haben wir auch unsere Bündnisse in der EU verstärkt und ausgebaut. Es wurde etwa mit EVP-Chef Joseph
Daul und Elli Köstinger im EU-Parlament genauso wie mit Gerd Sonnleitner in Deutschland eine tragfähige
Basis errichtet. Im europäischen Konzert braucht Österreich starke Verbündete“, betonte Bauernbund-Präsident
Fritz Grillitsch. Bei der Finalrunde rund um das künftige EU-Budget sei insbesondere Bundeskanzler Werner
Faymann gefordert: „Für die letzte GAP-Periode hat Wolfgang Schüssel für die österreichischen
Bäuerinnen und Bauern zusätzlich eine Milliarde Euro herausverhandelt, ich erwarte mir von Faymann ein
ähnlich engagiertes Vorgehen und ein entsprechendes Ergebnis“, so Grillitsch.
„Unser Fokus liegt jetzt auf Bürokratieentlastung und der Sicherung der Gelder für den ländlichen
Raum“, will der Bauernbund-Präsident genau auf die Mittelausstattung für die Ländliche Entwicklung
achten. Die EU-Kommission komme der österreichischen Position in vielen Bereichen entgegen, dennoch gäbe
es auch Kritikpunkte, so der Bauernbund-Präsident. So dürfe das „Erfolgsmodell ÖPUL“, das jetzt
in der kommenden GAP-Periode in ganz Europa Schule machen wird, durch das Greening der ersten Säule „ganz
sicher nicht ausgehöhlt werden“, stellt Grillitsch klar. Aufpassen müsse man auch bei den neuen Regionalmodellen,
damit es zu keiner Benachteiligung für Österreich kommt.
Eisl: Agrarreferenten für einfache und unbürokratische Lösung
"Für die Bäuerinnen und Bauern in unseren Bundesländern ist eine einfache und unbürokratische
Lösung wichtig. Wir erheben unsere Stimme für den ländlichen Raum und wollen erfolgreiche Zukunftsperspektiven
aufzeigen. Eine hochwertige Aus- und Weiterbildung, die Planbarkeit und vor allem die regionale Landwirtschaft
müssen wir als Ziel verfolgen. Wir werden ein solides, nachhaltiges Fördermodell in Österreich umsetzen“,
betont der Salzburger Agrarlandesrat und Vorsitzende der Landesagrarreferenten-Konferenz (LARK) Sepp Eisl. Erleichterungen
fordern die österreichischen Agrarreferenten vor allem im Bereich der Bürokratie und der Nachvollziehbarkeit.
"Die Bäuerinnen und Bauern sollen das Gefühl haben, dass sie Landwirte und Unternehmer sind. In
der Vergangenheit hatten viele das Gefühl, dass die Bürokratie überhand nimmt."
Wlodkowski: Unser Vorsprung muss anerkannt werden
„Das vorgestellte EU-Regelwerk bedroht mit unflexiblen Vorschriften das Kernstück der heimischen Agrarpolitik,
die ‚Ländliche Entwicklung’. Aber gerade dort hat Österreich seit dem EU-Beitritt 1995 im EU-Vergleich
einen enormen Vorsprung erreicht, der in der neuen GAP unbedingt anerkannt werden muss. Für die gesamte EU
vorbildhafte und auch vom EU-Präsident öffentlich anerkannte Maßnahmen in den Bereichen Natur-
und Bodenschutz, regionalwirtschaftliche Projekte, Programme für die benachteiligten Gebiete oder klimaschutzrelevante
Maßnahmen haben uns im Konzert der EU-27 eine Vorreiterrolle gesichert, für die wir ab 2014 nicht bestraft
werden wollen. Wir verlangen daher Flexibilität für die einzelnen Länder“, fordert der Präsident
der LK Österreich, Gerhard Wlodkowski.
Konkret sieht Wlodkowski Gefahren bei den ‚Greening’-Auflagen, die Umweltprogramme, wie das ÖPUL, gefährden
oder bei der künftigen Absicherung von Berg- und benachteiligten Gebieten: „Mit diesen Vorschlägen ist
die Einteilung der Bergbauernhöfe mit dem Berghöfekataster nach naturrelevanten Erschwernissen wegen
einschränkender Rahmenbedingungen ebenso in Gefahr, wie die Ausgleichszulage. Das hieße, dass Österreich
trotz seines EU-weit höchsten Anteils an Betrieben in Berg- und benachteiligten Gebieten und trotz der vergleichsweise
kleinen Betriebe zu den Verlieren zählen würde. Das kann kein Reformergebnis sein.“ Daher verlangt Wlodkowski
neben mehr Flexibilität auch eine „sichere und ausreichende Finanzierung der im weltweiten Wettbewerb stehenden
Landwirtschaft, die ja für die Gesellschaft die weiterhin Zukunfts-Funktionen, wie Besiedelung entlegener
Gebiete, Versorgung mit hochwertigen Nahrungsmitteln und sonstige multifunktionale Leistungen erfüllen soll
und will.“ |