Wien (övag) - „Die wirtschaftliche Lage in Europa wird von Tag zu Tag dramatischer. Die Finanzwelt
ist heute mit einer Situation konfrontiert, die in diesem Ausmaß nicht vorhersehbar war und durch die anhaltende
Staatsschuldenkrise noch weiter verschärft wird. Das hat uns dazu bewogen, Sonderabschreibungen für
Länderrisiken und Beteiligungen vorzunehmen, weshalb wir signifikante Auswirkungen auf die ÖVAG, ihre
Ergebnisse und die geplanten Maßnahmen erwarten. Diese Schritte sind aus unserer Sicht notwendig, um uns
auf die schwierige gesamtwirtschaftliche Situation vorzubereiten“, so ÖVAG-Generaldirektor Gerald Wenzel.
Die Österreichische Volksbanken-Aktiengesellschaft (ÖVAG) beschäftigt sich im Zuge der derzeit laufenden
Redimensionierung mit der Neuausrichtung ihres Geschäftsmodells und möglichen strategischen Optionen.
Die aktuelle Überarbeitung der Planung ist maßgeblich von der aktuellen Wirtschaftslage und der Volatilität
auf den Aktien- und Finanzmärkten beeinflusst. Die Kombination dieser krisenbedingten Marktfaktoren sowie
die derzeit in dieser Form nicht realisierbare Spaltung der ÖVAG in die Investkredit Bank AG, ergeben erhebliche
Belastungen der ÖVAG im Geschäftsjahr 2011, trotz erwartungsgemäß positiv laufendem operativen
Geschäft.
Generaldirektor Wenzel zu den Maßnahmen: „Die Marktwerte von Bankbeteiligungen sind weltweit in den letzten
vier Monaten dramatisch gefallen. Diese derzeitigen Marktverhältnisse zwingen auch uns, unsere Beteiligungen
neu zu bewerten und an die aktuellen Marktentwicklungen anzupassen. Mit der Umsetzung dieser Maßnahmen bringt
sich der ÖVAG Konzern für eine aus heutiger Sicht langanhaltende Krise in Stellung. Deshalb werden wir
deutliche Abwertungen in der Höhe von ca. EUR 700 Mio. auf unsere Beteiligungen Investkredit Bank AG und Volksbank
Romania S.A. im Einzelabschluss der ÖVAG vornehmen. Neben weiteren Einmaleffekten erwarten wir für den
Einzelabschluss aus heutiger Sicht einen Jahresverlust der ÖVAG von rund EUR 900 Mio. mit einer Bandbreite
von +/- EUR 150 Mio., abhängig von der weiteren Entwicklung der Märkte. Gemäß IFRS Konzernabschluss
wird ein Jahresverlust in einer Bandbreite von EUR 500 bis 750 Mio. erwartet. Da die Einmaleffekte im Wesentlichen
konzerninterne Bewertungen betreffen, wird die aufsichtsrechtliche Kapitalbasis lediglich um ca. EUR 200 Mio. reduziert.
Durch den eigenmittelstärkenden Effekt aus dem Verkauf der Volksbank International an die Sberbank, wird
die Kernkapitalquote per Jahresende voraussichtlich bei rund 10,4 % (Vergleichswert 31. 12. 2010: 9,4 %) und die
Eigenmittelquote bei rund 13,7 % (Vergleichswert 31. 12. 2010: 12,8 %) liegen, begleitet von einer Stärkung
der Risiko- und Liquiditätssituation der ÖVAG“, betont Wenzel.
Volksbanken Grundsatzbeschluss zur Strukturreform
Nach Abgabe der VBI konzentriert sich der Volksbank-Verbund auf den österreichischen Markt. Um in diesem
kompetitiven Markt bei den sich dramatisch ändernden regulatorischen Rahmenbedingungen weiterhin ihre Stärken
in ihren regionalen Märkten ausspielen zu können, haben die Volksbanken eine weitgreifende Strukturreform
auf den Weg gebracht. Ein entsprechender Grundsatzbeschluss wurde am 13.10. getroffen. „Der österreichische
Volksbanken Verbund erarbeitet derzeit ein Modell auf Basis des Artikel 3 der Richtlinie 2006/48/EC (das sich am
erfolgreichen Modell der niederländischen Rabobank orientiert). Damit wollen die Volksbanken vor allem die
aufsichtsrechtlichen Erfordernisse nur einmal gemeinsam und nicht 63 Mal erfüllen und dadurch das Erfolgsmodell
der regional verankerten, eigenständigen Genossenschaftsbanken den aktuellen Erfordernissen anpassen“, so
Hans Hofinger, ÖGV Vorstand und Verbandsanwalt. „Die regionalen Volksbanken arbeiten bereits konsequent an
der Umsetzung dieses Zukunftsmodells. Dieses beinhaltet ein klares Bekenntnis zur ÖVAG und eine Stärkung
für die Volksbanken und die ÖVAG. Das neue Verbundmodell bietet den Miteigentümern und Kunden der
regionalen Volksbanken noch höhere Sicherheit, stärkt die dezentralen Volksbanken und führt zu einer
engeren Zusammenarbeit zwischen dem Spitzeninstitut ÖVAG und den lokalen Volksbanken“, erläutert Hofinger.
„Die österreichischen Volksbanken übernehmen Verantwortung und sehen diese Krise auch als Chance, ihr
Geschäftsmodell zu erneuern, ohne dabei den Gründungsauftrag und die DNA der Volksbank-Idee aus den
Augen zu verlieren“, so Hofinger. „Im Fokus aller Überlegungen stehen die Interessen unserer 700.000 Miteigentümer.
Genossenschaftliches Banking ist aktueller denn je, die volkswirtschaftlich wichtige Aufgabe der Stärkung
der Wertschöpfungskette in den Regionen wird in Anbetracht der gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen aus
unserer Sicht stark an Bedeutung zunehmen. Die österreichischen Volksbanken, die bei Klein- und Mittelbetrieben
einen Kundenanteil von rund 25 % (rd. 100.000 Firmenkunden) haben und der über 1.000.000 Mio. ÖsterreicherInnen
ihr Vertrauen schenken, sehen sich dazu verpflichtet, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen. Dazu
zählt auch, sich auf eine wohl längere wirtschaftliche Unsicherheitsperiode im Euroraum einzustellen.
Darauf bereiten wir uns heute vor. Wir werden auch in Zukunft weiterhin alles daran setzen, der erste Ansprechpartner
für Privat- und Firmenkunden in ihren Regionen zu sein und damit unsere Position als Nr. 1 in der Kundenzufriedenheit
und Nr. 1 in der Weiterempfehlungsbereitschaft auszubauen“, so Hofinger abschließend. |