Staatssekretär zeichnet Widerstandskämpferin Katharina Sasso aus
Wien (bpd) - "Katharina Sasso ist eine der letzten Zeitzeuginnen aus dem Konzentrationslager
Ravensbrück. Sie bringt ihre Erfahrungen und ihr Wissen aus dieser Zeit regelmäßig bei Vorträgen
an Universitäten und Schulen ein. Ein Film und viele Auftritte in der Öffentlichkeit dokumentieren diesen
unermüdlichen Einsatz", so Staatssekretär Dr. Josef Ostermayer am 12.10. bei der Verleihung des
Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich an Katharina Sasso im Bundeskanzleramt.
Mit großer Hingabe widmet sich Katharina Sasso auch dem Erhalt der Gräber der Gruppe 40 auf dem Wiener
Zentralfriedhof. Hier sind an die 570 Personen bestattet, die im Wiener Landesgericht als Widerstandskämpfer
hingerichtet worden sind. Die Schleifung der Grabstätten wurde 2001 vom Innenministerium angeordnet, konnte
aber durch den Einsatz von Frau Sasso verhindert werden. "Die Beschreibung von Katharina Sassos Lebensweg
ist ein berührendes und bewegendes Dokument. Es ist Zeugnis von einer Zeit voller Entbehrung und Not, zeugt
aber auch vom Überlebenswillen und der Solidarität unter den inhaftierten Gegnern des NS-Regimes",
so der Staatssekretär.
Ostermayer unterstrich in seiner Rede die Bedeutung des Widerstandes für die Wiedererstehung Österreichs
im Jahr 1945. "Neben der Erinnerung an das erlittene menschliche Leid und an die Entbehrungen dieser Jahre
ist es von großer Bedeutung, das Wissen um diese Zeit auch weiterzugeben. Dieses Bewusstsein muss den jungen
Generationen immer wieder anschaulich vermittelt werden. Denn damit werden nicht nur Kenntnisse um eine schreckliche
Vergangenheit, sondern auch Werte wie Sozialer Friede, Solidarität und Toleranz vermittelt. Es geht hier um
Dinge, die einen wesentlichen Bestandteil für den Zusammenhalt der Gesellschaft bilden. Wer sich in den Dienst
einer solchen Aufgabe stellt, soll für seine Verdienste auch ausgezeichnet werden. Katharina Sasso ist ein
Vorbild für die nachfolgenden Generationen im Bereich Zeitgeschichte und Aufarbeitung der Vergangenheit",
sagte Ostermayer. Der Staatssekretär zeigte sich in seiner Rede zuversichtlich darüber, dass auch die
Verhandlungen über die Rehabilitierung der Opfer von 1933 bis 1938 bis Ende des Jahres abgeschlossen werden.
Er wies zudem auf die Bedeutung des sozialen Friedens in der Gesellschaft als wesentliches Element gegen Extremismen
hin.
Katharina Sasso nahm die Ehrung stellvertretend für die Opfer des Nationalsozialismus an, wie sie in ihrer
Rede betonte, die sie mit den Worten begann: "Ich wollte immer nur ein anständiger Mensch sein."
Katharina Sasso wurde am 18. März 1926 als Katharina Smudits in Wien geboren. Die ersten Lebensjahre bis zum
Schuleintritt verbrachte sie bei ihrer Großmutter im Burgenland, wo ich zweisprachig aufwuchs. Von 1932-1940
besuchte sie die Volks- und Hauptschule in Wien, die Handelsschule brach sie aufgrund der Erkrankung und des Todes
der Mutter im Jahr 1941 ab.
Sassos Eltern waren politisch aktiv. Ein Großvater kämpfte für die Angliederung des Burgenlandes
an Österreich. Der Vater wurde 1935 verhaftet und aus Wien ausgewiesen. Nach dem Tod der Mutter und der Einberufung
des Vaters zur Wehrmacht blieb die damals 16-Jährige im Widerstand aktiv. Im Jahr 1942 wurde sie verhaftet
und nach zwei in Gefängnissen durchlittenen Jahren in das KZ Ravensbrück deportiert. Nach dem Krieg heiratete
sie den Widerstandskämpfer Josef Sasso, mit dem sie drei Kinder hat. Bis heute ist sie als Vortragende aktiv. |