Kontroversielle Kurzdebatte zum Thema "gläserne Parteikassen"
Wien (pk) - Neben Fragen der direkten Demokratie beschäftigte am 12.10. auch die (mangelnde)
Transparenz der Parteifinanzen den Nationalrat. Die Grünen hatten verlangt, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung
über ihren Antrag betreffend gläserne Parteikassen eine Frist bis 14. November 2011 zu setzen. Darüber
wurde eine kurze Debatte nach Beendigung des Dringlichen Antrags durchgeführt.
Der Fristsetzungsantrag der Grünen fand jedoch nicht die erforderliche Mehrheit, die Regierungsparteien kündigten
eine baldige umfassende Neuregelung der Parteienfinanzierung an.
Abgeordneter Werner KOGLER (G) erinnerte daran, dass seine Fraktion ihren Antrag bereits im Jänner 2010 eingebracht
hat. Herzstück jeder Korruptionsbekämpfung sei mehr Transparenz und Offenlegung der Parteifinanzen. Die
Regierungsparteien seien bei diesem Thema bisher aber jede Initiative schuldig geblieben. Daher sähen sich
die Grünen veranlasst, die Entwicklung zu einem Parteioffenlegungsgesetz voran zu treiben und verlangen eine
Fristsetzung im Verfassungsausschuss bis zum 14. November 2011. Kogler unterstrich die Forderung, wirksame Sanktionsmöglichkeiten
in einem solchen Gesetz zu verankern und endlich eine Situation zu bereinigen, die das Land zum Schlusslicht bei
der Korruptionsbekämpfung in Europa mache. Beim Thema Korruptionsbekämpfung kritisierte Kogler auch den
seit kurzem vorliegenden Entwurf für ein Lobbyistengesetz, dem alle Zähne gezogen worden seien, kritisierte
Kogler weiters, weshalb die Grünen diesen Entwurf heftig bekämpfen werden. Die Lobbyisten und ihre Geschäfte
würden versteckt, statt an die Öffentlichkeit geführt. Außerdem würden öffentliche
Ausschreibungen ausgenommen. Lobbyismus beim Eurofighter-Geschäft wäre von diesem Gesetz nicht berührt,
stellte Kogler fest.
Abgeordneter Günther KRÄUTER (S) machte darauf aufmerksam, dass die Verhandlungen zum Thema Parteienfinanzierung
im finalen Stadium seien und hielt es für unverständlich, jetzt eine Regierungsvorlage zu verlangen,
weil dies die Gesetzwerdung verlängern würde. Die Eckpunkte stehen längst außer Zweifel, sagte
Kräuter und wies darauf hin, dass dieses Gesetz Rücksicht auf den Föderalismus und das bestehende
Vereinsrecht nehmen müsse. Spenden an alpine Verbände zur Errichtung einer Almhütte sollten nicht
in dieses Gesetz aufgenommen werden, hielt Kräuter fest und kündigte einen Gesetzentwurf als Resultat
der bereits abgeschlossenen Parteiverhandlungen für die nächsten Tage an.
Abgeordneter Reinhold LOPATKA (V) schloss sich seinem Vorredner an, sah die Bemühungen um eine gesetzliche
Regelung der Parteienfinanzierung nach europäischen Standards in der Zielgerade und lehnte von daher den Fristsetzungsantrag
der Grünen ab. Es wäre ein Irrtum zu glauben, man würde die Parteienfinanzierung regeln, wenn man
sich nur auf Parteispenden konzentriert. Es bedarf einer umfassenden Regelung, sagte Lopatka, der den Vorwurf der
Grünen zurückwies, er verzögere Bemühungen um mehr Transparenz. Er kritisierte auch die Verwendung
von Klubförderungsmitteln für Parteizwecke, insbesondere auch bei den Grünen und den Freiheitlichen.
Abgeordneter Herbert KICKL (F) lehnte rot-schwarze Verzögerungen bei den Bemühungen um mehr Transparenz
in den Parteikassen ab. Seine Partei stimme daher dem Fristsetzungsantrag der Grünen zu und halte es für
sinnvoll, weiter Druck auszuüben. Die Wiener SPÖ habe kein Interesse an mehr Transparenz bei der Parteifinanzierung
und habe Abgeordneten Kräuter, der zunächst nach Transparenz gerufen hatte, zurückgepfiffen. SPÖ
wie ÖVP seien sehr an einem Gesetz interessiert, das Organisationen unberücksichtigt lasse. Man versuche
offenbar, hinter den Kulissen ein Gesetz zu vereinbaren, das den Anschein von Transparenz erwecke, aber ausreichend
Möglichkeiten offen lasse, Parteifinanzierung zu vertuschen.
Abgeordnete Gabriela MOSER (G) hielt es für notwendig, etwas zu beschleunigen, was schon lange angekündigt
und versprochen wurde. Die Grünen hätten bereits gläserne Parteikassen und damit Maßstäbe
geschaffen, die bei allen Parteien angelegt werden sollten, sagte sie. Dies wäre dringend notwendig, um das
Vertrauen der Bevölkerung in die Politik zu verbessern. Statt ständiger Verzögerungen brauche es
endlich einen Beschluss für mehr Transparenz bei der Finanzierung der Parteien.
Abgeordneter Stefan PETZNER (B) sah es problematisch, dass in der Frage der Parteienfinanzierung ein ganzes Jahr
lang nichts weitergegangen sei. Es dränge sich der Verdacht auf, dass SPÖ und ÖVP die Zeit dazu
genutzt haben, ihre Parteifinanzen zu sanieren, sagte Petzner. In diesem Zusammenhang wies der Redner auf Verbindungen
zwischen der ÖVP und Mensdorff-Pouilly und der SPÖ mit dem Wiener Teppichhändler Ali Rahimi hin.
Einem zahnlosen Parteifinanzierungsgesetz werde das BZÖ jedenfalls nicht zustimmen.
Der Fristsetzungsantrag wurde bei der Abstimmung mehrheitlich abgelehnt. |