Symposium "WoMen serving together im Österreichischen Bundesheer"
Wien (pk) - Einen ungewöhnlichen Anblick bot der Sitzungssaal des Nationalrats am 10.10.: Fast
ausschließlich Angehörige des Bundesheeres haben die Plätze der Abgeordneten eingenommen. Zwar
waren die Reihen noch immer stark männerdominiert, aber die gesellschaftlichen Veränderungen, die sich
auch im Heer vollziehen, waren nicht mehr zu übersehen. Weibliche, zum Teil hochrangige Heeresmitglieder gaben
einen Ausblick auf eine mögliche Zukunft, in der wesentlich mehr Frauen gleichberechtigt ihren Dienst im Rahmen
der umfassenden Aufgaben der Landesverteidigung versehen als dies derzeit der Fall ist.
Anlass dafür war die Auftaktveranstaltung zu einem dreitägigen Symposion "WoMen serving together
im Österreichischen Bundesheer", zu der Nationalratspräsidentin Barbara Prammer gemeinsam mit Bundesminister
Norbert Darabos geladen haben. Ziel des Symposiums ist es, die Kultur der Wertschätzung des gemeinsamen Dienstes
von Frauen und Männern im Bundesheer zu vertiefen und zu optimieren.
Das österreichische Bundeheer wurde 1998 für Frauen geöffnet. Der Frauenanteil der Soldatinnen beträgt
heute 2%, das sind aktuell 372 Soldatinnen, viele davon sind Leistungssportlerinnen. Die Drop-out-Quote ist nach
wie vor mit 50% sehr hoch. Insgesamt sind 12% aller MitarbeiterInnen im Bundesheer Frauen, man zählt rund
2500 weibliche Zivilbedienstete. Wie Bundesminister Darabos bekräftigte, soll in Hinkunft der gemeinsame Dienst
nichts Besonderes mehr sondern der Regelfall sein. Die Relation zwischen Frauen und Männern im österreichischen
Bundesheer soll international vergleichbar werden.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen stellen die Gleichbehandlung der Frauen, auch im Hinblick auf die Entlohnung,
sicher. Nun gehe es darum, ein besseres Verstehen und eine höhere Akzeptanz herzustellen und das Bild der
Soldatin vermehrt ins Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken, sagte Darabos. Er wolle "zweckdienliche
Verhaltensweisen" fördern und Gegenteiliges als strikt unerwünscht erklären, betonte der Verteidigungsminister.
Dass es in dieser Hinsicht noch einiges zu tun gibt, war auch dem Statement von Majorin Carmen Knapp, Rechtsberaterin
im Militärkommando Steiermark, zu entnehmen. Es müsse die Leistung zählen, Frauen sollen sich nicht
mehr rechtfertigen müssen, warum sie beim Bundesheer arbeiten, forderte sie. Trotz vieler Fortschritte gebe
es noch zahlreiche Hemmnisse, viele Kommandanten seien Frauen gegenüber noch immer skeptisch. Es sollte auch
selbstverständlich werden, dass Mütter nach ihrer Karenz wieder in den Dienst zurückkehren und vielleicht
kürzer arbeiten. Brigadier Franz Reißner, Kommandant Kommando Einsatzunterstützung, äußerte
seine Sorgen darüber, dass sich Soldatinnen noch allzu sehr überkommenen Verhaltensweisen unterwerfen.
Dass das ehrliche Ringen um ein Miteinander Früchte trägt, erläuterte Oberst i.G. Christine Poussineau,
Verteidigungsattaché an der Französischen Botschaft. Der Frauenanteil in der französischen Armee
beträgt rund 15%, die progressive Feminisierung des französischen Heeres sei ein Erfolg gewesen, auch
wenn noch weitere Schritte erforderlich seien, berichtete sie.
Prammer: "Nichts, was ich befürchtet habe, ist eingetreten"
Was anfangs von vielen Frauen mit Ablehnung oder zumindest mit großer Skepsis betrachtet wurde, wird nun
als eine notwendige Entwicklung gesehen. "Ich musste auch über meinen eigenen Schatten springen",
gestand Nationalratspräsidentin Prammer ein. Als sie im Jahr 1997 das Amt der Frauenministerin übernahm,
zählte es zu ihren ersten Aufgaben, gemeinsam mit dem damaligen Verteidigungsminister die Öffnung des
Bundesheeres umzusetzen, obwohl sie "100%ig dagegen" war. Aber nichts, was sie befürchtet hatte,
sei eingetreten, so Prammer. Sie sei besonders stolz darauf, dass so viele Frauen heute einen unverzichtbaren Dienst
im Rahmen der Auslandseinsätze leisten, betonte die Nationalratspräsidentin.
Durch Diversität geprägte Strukturen bei den Auslandseinsätzen tragen wesentlich zu deren Gelingen
bei, zeigten sich sowohl Brigadier Reißner als auch Majorin Elisabeth Schleicher, Gender Advisor im Kosovo,
und die Sozialwissenschaftlerin Edith Schlaffer, die die Organisation "Frauen ohne Grenzen gegründet
und die Öffnung des Bundesheeres 1997-2000 wissenschaftlich begleitet hat, überzeugt. Es gelte, die unterschiedlichen
Sicherheitsbedürfnisse von Frauen und Männern, von weiblichen und männlichen Jugendlichen im jeweiligen
gesellschaftlichen Kontext zu berücksichtigen, und das nicht nur im Zusammenhang mit dem Problem der Genitalverstümmelung.
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