Nationalratspräsidentin Prammer im Gespräch mit Kairat Mami – Kasachischer Senatspräsident
trifft österreichische Mandatare
Wien (pk) - Nationalratspräsidentin Barbara Prammer führte am 10.10. ein Arbeitsgespräch
mit dem Vorsitzenden des Senats des Parlaments der Republik Kasachstan, Kairat Mami. Zur Sprache kamen die Beziehungen
zwischen Österreich und Kasachstan, die sich vor allem in wirtschaftlicher Beziehung zuletzt positiv entwickelt
haben, die parlamentarischen Systeme der beiden Länder und die in Kasachstan bevorstehenden Präsidentenwahlen.
Hervorgehoben wurde von beiden Seiten die Wichtigkeit des internationalen Austausches auf parlamentarischer Ebene.
Nationalratspräsidentin Prammer hob die guten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern
hervor, für die der im Februar abgeschlossene Aktionsplan ein wichtiges Signal gewesen sei. Nun gehe es um
dessen Umsetzung, betonte sie. Kasachstan sei für Österreich und die EU ein wichtiger Partner in Zentralasien,
vor allem im Energiebereich als Erdöllieferant und als Transitland für Erdgaslieferungen. Prammer erkundigte
sich auch nach Mamis Einschätzung der politischen Situation und der Rolle Kasachstans in Zentralasien.
Senatsvorsitzender Kairat Mami, der von mehreren Senatsmitgliedern begleitet wurde, dankte für den herzlichen
Empfang bei seinem ersten Besuch in Österreich. Er freue sich, eine bereits gut etablierte Tradition des Austausches
zwischen den beiden Länder fortsetzen zu können. Österreich sei ein wichtiger Partner Kasachstans
in seinen Beziehungen zur EU. Mami erläuterte, dass Kasachstan in den zwanzig Jahren seiner Unabhängigkeit
die Entwicklung zu einer demokratischen und liberalen Gesellschaft geschafft habe. Die Grundsätze eines Mehrparteiensystems,
der Meinungsfreiheit und der Freiheit der Medien von Zensur seien fest verankert. Als Haupterfolg dieser zwei Jahrzehnte
wertete der Senatsvorsitzende, dass es Kasachstan gelungen sei, ein gutes Miteinander der vielen Nationalitäten
und Volksgruppen in Kasachstan zu erreichen.
Mami schloss daran einen kurzen Abriss des parlamentarischen Systems, das auf einem Zweikammersystem von Unterhaus
und Senat beruht. Die 107 Abgeordneten des Unterhauses würden großteils direkt gewählt, 15 von
der Versammlung der Nationalitäten entsandt. Der 32-köpfige Senat werde zum Teil von den Regionalvertretungen
beschickt, 15 SenatorInnen werden vom Staatspräsidenten direkt bestellt. Das parlamentarische System Kasachstans
bestehe erst seit 1995 und befinde sich damit immer noch in den Anfängen und in Entwicklung, unterstrich Mami.
Kasachstan habe sich seit seiner Unabhängigkeit zu einem ökonomisch und politisch erfolgreichen Land
entwickelt, die Finanz- und Wirtschaftskrise habe darauf nur geringen Einfluss nehmen könne. Sein Land sehe
sich in einer Vorreiterrolle in der eurasischen Zusammenarbeit, die sich bereits in einer Zollunion zwischen Kasachstan,
der Russischen Föderation und Weißrussland manifestiere, der sich auch weitere Länder anschließen
werden. Als nächsten Schritt strebe man eine engere Wirtschaftsunion der beteiligten Länder an.
Übereinstimmung herrschte zwischen Nationalratspräsidentin Prammer und Senatsvorsitzendem Mami über
die Wichtigkeit der parlamentarischen Zusammenarbeit, für die besonders die parlamentarische Gruppe der OSZE
ein gute Basis darstellte. Das Potenzial, das in der Zusammenarbeit auf parlamentarische Ebene liege, solle besser
ausgeschöpft werden. Mami informierte Nationalratspräsidentin Prammer zudem, dass im Senat eine zur Freundschaftsgruppe
Österreich-Kasachstan des österreichischen Parlaments analoge Gruppe gebildet wurde, und sprach eine
Einladung zu einem Gegenbesuch in Kasachstan aus.
Im Anschluss an seine Gespräche mit Nationalratspräsidentin Barbara Prammer traf der kasachische Senatspräsident
Kairat Mami österreichische Mandatare zu einem Meinungsaustausch, in dessen Verlauf beide Seiten die hohe
Qualität und wachsende Bedeutung der bilateralen Beziehungen zwischen Österreich und Kasachstan unterstrichen
und ihr Interesse an einer weiteren Intensivierung der Kontakte bekundeten.
Zur Situation des Parlamentarismus in seinem Land bemerkte Kairat Mami Bundesrat Stefan Schennach (S) und Abgeordnetem
Leopold Mayerhofer (F) gegenüber, das Parlament habe eine wichtige Rolle bei der Entwicklung Kasachstans eingenommen
und die für den Aufbau einer demokratischen Gesellschaft und einer Marktwirtschaft notwendigen gesetzlichen
Grundlagen geschaffen. Aufgrund der erst kurzen Geschichte des Landes stehe der kasachische Parlamentarismus aber
noch im Stadium der Entwicklung und sei deshalb für Ideen immer offen. Die weitere Entwicklung Kasachstans
werde jedenfalls auf die Stärkung des Parlaments ausgerichtet sein.
Bundesrat Stefan Schennach (S), der das Gespräch leitete, wies auf den intensiven Austausch zwischen beiden
Staaten hin und betonte, aus österreichischer Sicht sei Kasachstan das wichtigste Land in Zentralasien. Er
sprach nicht nur die zahlreichen bilateralen Abkommen an, sondern erinnerte auch daran, dass Österreich in
Kasachstan die erste Botschaft in einem zentralasiatischen Land eröffnet hatte.
Themen des informativen Gesprächs waren ferner die Ausgestaltung des Föderalismus, die Stellung der Religionen
und der Minderheiten sowie die Beziehungen Kasachstans zur Europäischen Union. |