Jugendmonitor  

erstellt am
24. 10. 11

 Mitterlehner: Neuer Jugendmonitor verdeutlicht Reformbedarf bei Pensionen und Pflege
Mitterlehner für nachhaltige Sicherung der Altersversorgung durch mehr Transparenz und klares Bonus-Malus-Modell - 73 Prozent der Jugendlichen wollen Reformen im Pensionssystem
Wien (bmwfj) - Familien- und Jugendminister Reinhold Mitterlehner betonte am 24.10. bei der Präsentation des neuen BMWFJ-Jugendmonitors die steigende Bedeutung einer zukunftsorientierten Sicherung des Pflege- und Pensionssystems. "Die Ergebnisse des Jugendmonitors verdeutlichen den Handlungsbedarf für eine nachhaltige Sicherung der Altersversorgung", sagte Mitterlehner bei einem Pressegespräch mit dem Politik- und Kommunikationswissenschaftler Peter Filzmaier. So sind 73 Prozent der 800 befragten 14- bis 24-Jährigen der Meinung, dass grundlegende Reformen im Pensionssystem nötig sind. Beinahe zwei Drittel der Jugendlichen denken nicht, dass sie mit der Pension durch den Staat einmal ihr Leben finanzieren werden können. Von diesen 65 Prozent befürchtet die Hälfte gar überhaupt keine staatliche Pension mehr zu bekommen. Darüber hinaus spricht sich eine Mehrheit von 54 Prozent für eine häusliche Betreuung älterer Familienmitglieder aus.

Besonders große Handlungsnotwendigkeiten sieht Mitterlehner im Pensionssystem. "Ohne Gegenmaßnahmen gefährden wir nicht nur die Pensionen der nächsten Generationen, sondern berauben uns auch des budgetären Spielraums für Zukunftsinvestitionen", betonte Mitterlehner. Daher ist Mitterlehner für ein nachhaltiges Pensionssystem, das mit Automatik-Elementen wie in vorbildlichen Ländern wie Finnland oder Schweden ausgestattet ist, die bei der Eindämmung der Kosten äußerst erfolgreich sind. Zugleich ist Mitterlehner dafür, das heimische Pensionssystem zu vereinfachen und transparenter zu machen. Daher sollten die Parallelrechnung früher als geplant abgeschafft und die bisher erworbenen Ansprüche auf ein Pensionskonto übertragen werden. "Auf dieser Basis lässt sich ein Bonus-Malus-Modell mit gezielten Anreizen und Einschränkungen etablieren, um eine echte Motivation für längere Erwerbsarbeit zu setzen", so Mitterlehner. Die Ansatzpunkte des kürzlich präsentierten Sozialpartner-Pakets hält Mitterlehner für richtig, diese sollten aber nur einen Zwischenschritt darstellen. Als besonders positiv wertet Mitterlehner die geplante Schaffung eines "Rehabilitationsgeldes", das an die Stelle der befristeten Invaliditätspension treten soll.

Im OECD-Vergleich liegt Österreich mit einem faktischen Pensionsantrittsalter von 58,2 Jahren an vorletzter Stelle. "Wir hinken dem internationalen Schnitt und Ländern wie Deutschland und Schweden weit hinterher", so Mitterlehner. Zudem verkürzte sich die Erwerbszeit seit 1970 von 43 Jahren auf 35 Jahre, während die Versorgungszeit (Kindheit, Ausbildung, Pension) von 34 Jahren auf 48 Jahre stieg. "Die Menschen sind immer länger in Ausbildung und in Pension, während die Phase der Erwerbstätigkeit zurückgeht. Das ist auch angesichts des demographischen Wandels und des zunehmenden Fachkräftebedarfs ein Alarmsignal", so Mitterlehner.

Pflege: Neuer Schwerpunkt für altersgerechte Sanierung als Ziel
Im Pflegebereich zeigt der Jugendmonitor, dass junge Menschen ihre älteren Familienmitglieder vor allem zuhause betreut wissen wollen. "Neben der Forcierung der mobilen Pflege sollte verstärkt in eine altersgerechte Sanierung von Gebäuden investiert werden. Wir müssen darauf achten, dass wir bis zum nächsten Finanzausgleich das gesellschaftspolitische Klima so aufbereitet haben, dass wir dort die entsprechenden Weichen in diese Richtung stellen können", so Mitterlehner. Zusätzlich zu einer stärkeren Schwerpunktsetzung bei den bestehenden Fördermodellen der Länder könnte nach dem Auslaufen der jetzigen Bundes-Förderaktion für die thermische Sanierung im Jahr 2014 auch eine eigene Förderschiene für "barrierefreies Sanieren" geschaffen werden, wenn die budgetären Mittel dafür vorhanden sind.

Bis zum Jahr 2050 wird es laut Statistik Austria um 650.000 mehr Über-80-jährige als derzeit geben. Müssten davon zehn Prozent in Pflegeheimen versorgt werden (65.000 Plätze), würden schon auf derzeitiger Kostenbasis einmalige Errichtungskosten von 5,5 Milliarden Euro und jährliche Pflegepersonalkosten von 1,6 Mrd. Euro anfallen, so eine Studie von Leitner Consult zum Thema "Volkswirtschaftlicher Vergleich von altengerechten Wohnversorgungstypen". Die günstige Alternative zum Neubau von Pflegeheimen ist, dass Eigenheime oder Wohnungen barrierefrei gestaltet werden. Gleichzeitig können wir damit den Menschen ein würdiges Altern in ihrer vertrauten Umgebung erleichtern", so Mitterlehner.

Filzmaier: "Realistisches Problembewusstsein der Jugendlichen"
Für den Politik- und Kommunikationswissenschaftler Peter Filzmaier zeigen die Ergebnisse des Jugendmonitors, dass die Befragten sehr realistische Einschätzungen über die Folgen des demographischen Wandels haben. "Es gibt ein großes Problembewusstsein, das aber auch nach Dialog fragt", sagt Filzmaier. So sind die Jugendlichen überwiegend der Meinung, dass sie von der Erfahrung älterer Menschen profitieren können. Und immerhin 71 Prozent stimmen der Aussage zu, dass ältere Arbeitnehmer aufgrund ihrer Erfahrung wichtige Mitarbeiter sind und lange berufstätig bleiben sollen. Knapp die Hälfte der befragten 14- bis 24-Jahrigen denkt zudem schon jetzt darüber nach, wie sie ihre Eltern einmal betreuen können.

Als besonders erfreulich bewerten Mitterlehner und Filzmaier, dass rund drei Viertel der Jugendlichen trotz der unsicheren internationalen Lage den nächsten Monaten zuversichtlich entgegen sehen und optimistisch gestimmt sind. Dabei sind Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren mit 86 Prozent noch deutlich optimistischer als 18- bis 24-Jährige.

Mit dem Jugendmonitor des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend (BMWFJ) werden die Meinungen und Einstellungen der Jugend zu wechselnden Schwerpunktthemen erfasst. Dabei befragt das Institut für Strategieanalysen von Peter Filzmaier jeweils 800 Personen, die repräsentativ für die Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen sind.

 

SJÖ: Sichere Pensionen für uns Junge statt weitere Kürzungen!
Herausstreichung der schlechtesten 10 Jahre aus der Bemessung - Konflikt "Alt gegen Jung" und Misstrauen ins Pensionssystem werden bewusst geschürt
Wien (sk) - Anlässlich des präsentierten Jugendmonitors plädiert SJ-Vorsitzender Wolfgang Moitzi einmal mehr für die langfristige Sicherung und Verbesserung des Pensionssystems: "Die schwarzblauen Pensionskürzungen und das Schüren von Angst vor der Überalterung und Unfinanzierbarkeit haben Spuren hinterlassen. Nun muss die Politik sicherstellen, dass die heute Jungen nicht die Altersarmen von morgen sind." Dazu müssten zuallererst die 10 schlechtesten Gehaltsjahre aus der Bemessungsgrundlage der Pension herausgestrichen werden.

"Wenn Minister Mitterlehner sein Amt als Jugendminister ernst nimmt, muss er im Interesse der Jungen dafür sorgen, dass prekäre Jobs, Praktika und niedrige Anfangsgehälter nicht die künftigen Pensionen der Jungen massiv reduzieren. Weitere Kürzungen sind der absolute falsche Weg!", betont Moitzi, der sich durch die Ergebnisse des Jugendmonitors in seinen Forderungen bestätigt fühlt. Die Finanzierbarkeit des Pensionssystems sei in erster Linie keine Frage der Demographie, sondern des Lohnniveaus und des Beschäftigungsgrads: "Hohe Beschäftigung und vollwertige Jobs mit angemessenen Löhnen sind die beste Sicherung des Pensionssystems. Zudem müssen Gewinne künftig in die Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme mit einbezogen werden!"

Dass der oftmals von der Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung und ÖVP herbeigeredete Generationenkonflikt nicht existiere, belege die hohe Wertschätzung älterer ArbeitnehmerInnen durch die Jungen: "71 Prozent finden ältere KollegInnen überaus wichtig, gerade auch wegen deren Erfahrungsschatz. Nicht die Alten stehen einem sicheren Pensionssystem im Weg, sondern jene, die in Wahrheit kein Interesse am öffentlichen Pensionssystem haben. Auch die Jungen wollen für jahrzehntelanges hartes Arbeiten am Ende eine vernünftige Pension bekommen, sowie attraktive Jobs mit Gesundheitsförderung, Kinderbetreuungsmöglichkeit und angemessenen Löhnen. Das ist ein generationenübergreifendes Anliegen."

Einsparungsmöglichkeiten ortet Moitzi bei der steuerlichen Begünstigung der privaten Zukunftsvorsorge: "Hier könnten locker Kürzungen vorgenommen werden. Denn der Staat leistet sich hier die Förderung eines hoch unsicheren Systems, das noch dazu die staatliche Pensionsvorsorge untergräbt."

 

Junge Industrie: Jugendmonitor einmal mehr ein Weckruf für nachhaltige Pensionspolitik
JI-Vorsitzende Niss: "Softe Maßnahmen" nicht ausreichend, brauchen spürbare Sanktionen bei Frühpensionen
Wien (pdi) - "Wir kommen um das Prinzip 'Zuckerbrot und Peitsche' im Pensionsbereich nicht mehr herum", so die Bundesvorsitzende der Jungen Industrie (JI) Dr. Therese Niss angesichts der Vorstellung der Ergebnisse des neuesten Jugendmonitors durch Bundesminister Reinhold Mitterlehner. "Es ist blauäugig zu glauben, dass das 'Zuckerbrot', also Anreize für längeres Arbeiten, ausreichen. Wir brauchen auch die 'Peitsche': Allen voran deutlich spürbare Abschläge bei Frühpensionierungen und ein sofortiges Schließen ALLER Schlupflöcher." Denn es sei nun einmal menschlich, dass vorhandene Schlupflöcher ausgenutzt würden, bestes Beispiel ist die im Sinne der Generationengerechtigkeit systemwidrige "Hacklerregelung". "Wer mit dem Auto zu schnell fährt, wird auch gezwungen, Strafe zu zahlen, bei Wiederholung ist der Führerschein weg. Dementsprechend soll auch jeder, der vor dem gesetzlichen Antrittsalter in Pension geht, spürbar mit ordentlichen Abschlägen bei der Pensionshöhe bestraft werden. Dann muss eben jeder im Sinne der Eigenverantwortung selbst entscheiden, wie viel ihr oder ihm ein vorzeitiger Gang in die Pension wert ist", so Niss.

Die Junge Industrie hat vom IHS in eben diesem Sinne ein Pensionsmodell ausarbeiten lassen, das "transparent, nachhaltig und fair ist. Jeder bekommt hier nur so viel Pension, wie durch seine eigenen Beiträge auch abgedeckt ist. Dafür kann aber auch jeder flexibel entscheiden, wann der Pensionsantritt erfolgt." Ein wirklicher "Nachhaltigkeitsautomatismus" im Pensionsbereich wäre ebenfalls zu begrüßen, so die JI-Bundesvorsitzende, "denn die Pensionskommission, die auf eben diese Nachhaltigkeit ein Auge haben sollte, hat bisher ihre Aufgabe nicht erfüllt, und schlichtweg versagt." Abschließend appellierte Niss einmal mehr an die Bundesregierung: "Die Ergebnisse des Jugendmonitors zeigen deutlich die berechtigten Sorgen der Jugend angesichts des extrem überteuerten heimischen Pensionssystems. Uns Jüngeren können nicht noch mehr Schulden aufgebürdet werden, bereits jetzt werden noch unsere Kindeskinder für das langjährige Versagen der (Pensions-)Politik zahlen müssen." Daher fordert die Junge Industrie, dass die jüngeren Generationen bei allen Reformmaßnahmen im Pensionsbereich einbezogen werden: "Dass wir nicht einbezogen werden, ist absurd - es geht hier immerhin um unsere Zukunft."

 

Bundesjugendvertretung: Politik muss Forderungen junger Menschen zur Erhaltung der Pensionen ernst nehmen!
Ergebnisse des aktuellen Jugendmonitors zum Thema Pensionen belegen einmal mehr den politischen Handlungsbedarf
Wien (bjv) - Die Bundesjugendvertretung (BJV) zeigt sich von den Ergebnissen des von Minister Mitterlehner präsentierten Jugendmonitors wenig überrascht: "Junge Menschen fordern von der Politik endlich nachhaltige Maßnahmen zur Sicherung ihrer Pensionen! Dass drei Viertel der befragten Jugendlichen grundsätzliche Reformen im österreichischen Pensionssystem einfordern, unterstreicht das einmal mehr", so BJV-Vorsitzender Philipp Nagel.

Rund um das Thema Pensionen benennt die BJV schon seit langer Zeit drei Hauptprobleme: Erwerbsquote - neue Dienstverhältnisse - sinkende Lohnquote. Der BJV-Vorsitzende Philipp Nagel hierzu: "Geringfügige Beschäftigungen, Praktika, Teilzeit und Scheinselbständigkeit sind für viele junge Menschen ungewollter Joballtag geworden. Das bringt für sie nicht nur aktuell geringere Einnahmen mit sich, sondern hat fatale Auswirkungen auf ihre Absicherung im Alter. Aber auch der Sozialversicherung entgehen hier wichtige Einnahmen. Die Politik darf hier nicht länger zusehen", fordert Nagel.

Neben der Sicherstellung von Regelarbeitsplätzen für junge Menschen müsse die Politik auch Maßnahmen zur Erhöhung der Erwerbsquote - insbesondere von Frauen, älteren ArbeitnehmerInnen und MigrantInnen - einführen. Auch dem Absinken der Lohnquote muss gegengesteuert werden. "Das heißt, Maßnahmen sind auf vielen Ebenen zu treffen, nur so kann das Pensionssystem aufrechterhalten werden. Dabei mit einer Pensionsautomatik zu arbeiten, ist jedoch nicht zielführend", so Nagel.

Der Vorsitzende betont außerdem: "Wir setzen auf den Generationenvertrag und einen konstruktiven Dialog zwischen den Generationen - ein diesbezügliches Bekenntnis fordern wir auch von der Politik."

Die BJV ortet das von den alten Sozialpartnern vorgeschlagene Maßnahmenbündel zur Anhebung des faktischen Pensionsantrittsalters als positiv. Philipp Nagel weist jedoch neuerlich darauf hin, dass "auch die Bundesjugendvertretung als gesetzliche Interessenvertretung aller Kinder und Jugendlichen in Österreich in entsprechende Diskussionen eingebunden werden muss."

Aus dem Jugendmonitor geht hervor, dass fast jeder zweite befragte Jugendliche den Eindruck hat, dass ältere Menschen von der Politik besser behandelt werden als junge Menschen. In der Gruppe der Unter-18-Jährigen sind es sogar über 50%. Auch dieses Ergebnis verwundert die BJV nicht. "Nach wie vor wird hauptsächlich über uns statt mit uns geredet. Junge Menschen aktiv in politische Entscheidungen einzubeziehen, muss der Fokus von Jugendpolitik sein, denn nur so kann sie die Anliegen junger Menschen ernsthaft aufgreifen", so Nagel abschließend.  
     

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