Österreichs Unternehmen stärken bestehende Auslandsbeteiligungen   

erstellt am
20. 10. 11

Direktinvestitionen im ersten Halbjahr 2011
Wien (oenb) - Österreichische Direktinvestoren haben im ersten Halbjahr 2011 mit 10 Mrd Euro erhebliche Finanzmittel im Ausland neu veranlagt. Im Gegenzug haben auch ausländische Geldgeber in heimische Unternehmen 8,6 Mrd Euro investiert. Diese Entwicklung deutet jedoch keineswegs auf ein optimistisches Investitionsklima hin, da die Mittel beiderseits vorwiegend in bereits bestehende Beteiligungen flossen. Als Folge der anhaltend unsicheren Rahmenbedingungen an den Kapitalmärkten wagen sich heimische Unternehmen derzeit nur selten an neue Beteiligungen. Gleichzeitig verschob sich der Anlageschwerpunkt merkbar nach Westeuropa, während bislang wichtige Zielgebiete in Mittel-, Ost- und Südosteuropa an Bedeutung verloren.

Im Verlauf des ersten Halbjahres 2011 haben heimische Direktinvestoren 10 Mrd Euro im Ausland neu veranlagt, wovon 6,9 Mrd Euro auf Eigenkapital, 300 Mio Euro auf reinvestierte Gewinne und 2,8 Mrd Euro auf Kreditgewährungen entfielen. Nur in den drei Halbjahren vor Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise Mitte 2008 waren höhere Beträge investiert worden. Umgekehrt flossen mit 8,6 Mrd Euro auch deutlich mehr Finanzmittel aus dem Ausland nach Österreich als zuletzt. Die Eigenkapitalkomponente war hier mit 4,9 Mrd Euro ebenfalls hoch und die reinvestierten Gewinne mit 400 Mio Euro gering; 3,3 Mrd Euro entfielen auf erhaltene konzerninterne Kredite. Auf der Passivseite markiert das Berichtssemester den dritthöchsten Zufluss in einem Halbjahr.

Trotzdem kann man nicht von einem wirklichen Aufschwung der grenzüberschreitenden Investitionsaktivitäten sprechen, da das Ergebnis des Berichtshalbjahres von der Einbringung des österreichischen Autohandelsunternehmens Porsche Holding in den VW-Konzern durch die in Österreich ansässigen Eigentümerfamilien dominiert wird. Daraus resultierten sowohl aktiv- als auch passivseitig erhebliche Direktinvestitionen. Dazu kommt, dass in beiden Richtungen vorwiegend in bestehende grenzüberschreitende Beteiligungen investiert wurde, wobei in einer nicht unerheblichen Zahl der Fälle Verlustabdeckungen und Kapitalstärkungen das Motiv gewesen sein dürften. Ein deutlich positives Signal sind hingegen die rekordhohen Gewinnausschüttungen: Heimische Investoren lukrierten bis Ende Juni 2011 4,7 Mrd Euro an Gewinnanteilen, mehr als jemals zuvor; an ausländische Eigentümer flossen 3,1 Mrd Euro aus ihren österreichischen Beteiligungen. Diese hohen Ausschüttungen sind gleichzeitig die Erklärung für die relativ geringen Reinvestitionen.

Die Aufgliederung der aktiven Direktinvestitionen nach Zielländern spiegelt ebenfalls eine deutlich veränderte Situation wider: Von den früher dominierenden Zielländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas scheinen 2011 nur Russland und Kasachstan mit 280 bzw. 240 Mio Euro an Neuinvestitionen unter den ersten Zehn auf. Nach dem Spitzenreiter Deutschland (+3,6 Mrd Euro) folgen das Vereinigte Königreich (+1,5 Mrd Euro) und Frankreich (+1,1 Mrd Euro vorwiegend aus Konzernkrediten). Die Cayman Islands, Niederlande und U.S.A. liegen bereits mit erheblichem Abstand zurück.

Bei der Herkunft der ausländischen Direktinvestitionsmittel dominieren Deutschland und Italien mit einer Zufuhr von +4,0 Mrd Euro bzw. +3,3 Mrd Euro. Die Positionierung Gibraltars auf Platz 4 mit 780 Mio Euro reflektiert u.a. die Fusion der österreichischen bwin Interactive Entertainment AG mit der britischen PartyGaming Plc. Brasiliens 6. Platz (610 Mio Euro) ist Ausdruck einer seit kurzem zu beobachtenden wachsenden Beliebtheit Österreichs als Standort für brasilianische Holdinggesellschaften.
     
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