Einigung auf höhere Löhne und Gehälter für Metaller  

erstellt am
18. 10. 11

 Foglar: Guter Abschluss für gesamte Volkswirtschaft
Anstieg bei niedrigen Einkommen stärkt Kaufkraft und nutzt Frauen – Bis zu 5,3 Prozent für untere Beschäftigtengruppengruppen
Wien (ögb) - Als "wirtschaftlich guten, richtigen und wirtschaftskonformen Abschluss" bezeichnet ÖGB-Präsident Erich Foglar die in den Morgenstunden des 18.10. erzielte Einigung auf höhere Löhne und Gehälter in der Metallindustrie und im Bergbau. "Die gewerkschaftlichen Aktivitäten haben das nötige Tempo in die Verhandlungen gebracht, und die Sozialpartnerschaft hat schlussendlich funktioniert."

"Wie immer bei den über 400 Lohn- und Gehaltsverhandlungen, die die Gewerkschaften des ÖGB das ganze Jahr über führen, ist verantwortungsbewusst verhandelt worden", sagt Foglar. "Verantwortung wahrzunehmen heißt für die Gewerkschaften vor allem, den Lebensstandard der Menschen auszubauen und ihre Kaufkraft zu stärken, denn das stützt die Konjunktur und nutzt dem Wirtschaftsstandort insgesamt."

Die stärkere Anhebung bei den unteren Einkommensgruppen sei für den ÖGB-Präsidenten ein wichtiges Zeichen für die NiedrigverdienerInnen, die in der Mehrzahl Frauen seien. "Das ist ebenfalls ein wichtiger Impuls für die Binnennachfrage, denn bei NiedrigverdienerInnen fließt fast das gesamte Einkommen in den Konsum." Diese Staffelung, gemeinsam mit der verbesserten Anrechnung von Karenzzeiten, seien weiters wirksame Instrumente, um vor allem die Einkommenssituation von Frauen zu verbessern.

Löhne und Gehälter steigen um durchschnittlich 4,2 Prozent nachhaltig
Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA-djp und die Arbeitgeber konnten sich in auf einen neunen Kollektivvertrag für die etwa 165.000 Beschäftigten der Metallindustrie, Bergwerke, Gas und Wärme einigen. Die Löhne und Gehälter steigen durchschnittlich um 4,2 Prozent (von 4,4, Prozent für die unteren Beschäftigtengruppen bis zu 3,8 Prozent für die oberen). Durch einen Mindestbetrag von 80 Euro steigen die Löhne und Gehälter der unteren Beschäftigtengruppengruppen um bis zu 5,3 Prozent. Der neue Mindestlohn beträgt ab 1.1. 2011 in der Metallindustrie 1.583,- Euro.

Eine Verbesserung konnte auch für die Anrechnung von Karenzzeiten erreicht werden. Wurden bislang 10 Monate für ein Kind für Vorrückungen angerechnet, so sind es ab 1.11.2011 16 Monate für jedes Kind. "Dies bedeutet eine wichtige Verbesserung insbesondere für die beschäftigten Frauen in der Metallindustrie und ist ein wichtiger Beitrag zum Schließen der Einkommenslücke", so der Chefverhandler der GPA-djp Karl Proyer.

"Ohne die großartige Unterstützung der Beschäftigten in den vergangenen Wochen wäre dieser schöne Erfolg und sehr gute Abschluss insbesondere für niedrige Einkommen nicht möglich gewesen. Dafür gebührt allen Beteiligten großer Dank", so der Chefverhandler der PRO-GE Rainer Wimmer.

 

 Leitl fordert "Moratorium" bei Gebühren- und Abgabenerhöhungen
Öffentliche Hand muss jetzt auch ihren Beitrag zur Kaufkraftsicherung leisten
Wien (pwk) - Der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, Christoph Leitl, sieht nach der Einigung bei den Lohnverhandlungen in der Metallindustrie nun die öffentliche Hand gefordert: Bund, Länder und Gemeinden würden über Steuern und Abgaben ohnedies massiv vom Lohnabschluss profitieren: Die Hälfte der Lohnerhöhung fließt den öffentlichen Kassen sowie der Sozialversicherung zu. Nun sollten die Gebietskörperschaften bis Ende 2012 auf eine Erhöhung von öffentlichen Preisen, von Gebühren und Abgaben verzichten, um die Inflation nicht zusätzlich anzuheizen. Leitl: "Die Arbeitgeber haben wieder einmal bewiesen, dass ihnen nicht nur die Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen wichtig ist, sondern dass sie auch die Kaufkraft der Menschen berücksichtigen. Durch die Hintanstellung von Erhöhungen bei öffentlichen Preisen, von Gebühren und Abgaben muss jetzt die von den Lohnverhandlungen mit profitierende öffentliche Hand ihren Beitrag zur Kaufkraftsicherung der Menschen leisten."

Leitl bedankte sich beim Verhandlungsteam auf der Arbeitgeberseite, angeführt von DI Christoph Hinteregger, welches aus einer sehr schwierigen Position heraus mit den Arbeitnehmer-Vertretern zu einem Abschluss gelangt ist. Mit dem Abschluss hätten die KV-Partner etwa auch bewiesen, dass sie - Stichwort: bessere Anrechnung von Karenzzeiten - die Anliegen von Frauen und Familien ernst nehmen. Leitl bedankte sich aber auch bei ÖGB-Präsident Erich Foglar. Es sei gelungen, in einer sehr schwierigen Zeit, welche durch Wirtschaftsabschwächung und Finanzkrise geprägt ist, das Vertrauen in die Verlässlichkeit Österreichs als sozial stabiles und für Investoren interessantes Land zu erhalten. Mit vereinten Kräften konnte ein Streik, der dem Ansehen Österreichs Schaden zugefügt hätte, vermieden werden.

 

Sorger: Metaller-Abschluss große Bürde für Unternehmen
Unverständnis für unverhältnismäßige und standortschädliche Streiks - Respekt für Hinteregger und sein Team
Wien (pdi) - Als "große Bürde für die Unternehmen angesichts der schwierigen konjunkturellen Entwicklung der nächsten Zeit" bezeichnete der Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Dr. Veit Sorger am 18.10. das Ergebnis bei den Metaller-Lohnverhandlungen. Insgesamt sei das Ergebnis zur Kenntnis zu nehmen, so die Industrie. Grundsätzlich bringe die Industrie Verständnis dafür auf, dass niedrigere Löhne höher angehoben werden sollen, wenngleich die Abschlüsse für die überwiegend im internationalen Wettbewerb stehenden Unternehmen zu hoch seien. "Die Gewerkschaftsvertreter werden zur Kenntnis nehmen müssen, dass der Rationalisierungsdruck für die Unternehmen damit weiter zunehmen wird - verstärkt durch die sich abschwächende Konjunktur", so Sorger. Besonders bedauerlich sei, dass die Chance auf EBIT-abhängige Einmalzahlungen nicht genutzt wurde. Angesichts der schwierigen Verhandlungssituation zollte der IV-Präsident dem Verhandlungsführer der Arbeitgeber, DI Christoph Hinteregger, und seinem Team Respekt.

Die bereits nach der zweiten Verhandlungsrunde mutwillig vom Zaun gebrochenen Streiks bezeichnete Sorger als "völlig unverhältnismäßig und standortschädlich. Solch überzogene und offensichtlich lang vorbereitete Maßnahmen haben in den im internationalen Wettbewerb stehenden Unternehmen völliges Unverständnis hervorgerufen."

 

Faymann begrüßt gutes Ergebnis bei Metaller-KV-Verhandlungen
Lohnabschluss ist Fortsetzung des erfolgreichen Wegs der österreichischen Sozialpartnerschaft
Wien (bpd) - Bundeskanzler Werner Faymann begrüßt die erreichte Einigung in den Kollektivvertragsverhandlungen für die Metallindustrie. "Ich gratuliere den Verhandlungspartnern zu diesem guten Ergebnis. Sie haben den erfolgreichen Weg der österreichischen Sozialpartnerschaft fortgesetzt, der sowohl die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Mittelpunkt stellt als auch den Wirtschaftsstandort im Auge behält", sagte der Bundeskanzler am 18.10.

Erfreulich sei der gute Lohnabschluss für die niedrigeren Einkommensgruppen, von dem vor allem Frauen profitieren. "Der Lohnabschluss stärkt die Kaufkraft der Menschen mit niedrigen Einkommen. Das hilft den Menschen und der Konjunktur", so Faymann, der darauf hinweist, dass fast das gesamte Einkommen der unteren Einkommensgruppen in den Konsum fließe. Die verhältnismäßig starke Anhebung der unteren Löhne sei auch ein gutes Signal für die kommenden Kollektivvertragsverhandlungen, zeigt sich der Bundeskanzler überzeugt.

 

Mitterlehner: Lösung am Tisch, statt auf der Straße
Ergebnis berücksichtigt sowohl die Kaufkraft der Arbeitnehmer als auch die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen
Wien (bmwfj) - Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner begrüßt den erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen zum Metaller-Kollektivvertrag. "Den Verhandlern ist ein gutes Ergebnis gelungen, das sowohl die Kaufkraft der Arbeitnehmer als auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und des Standorts berücksichtigt. Diese Balance stimmt", betont Mitterlehner. Hervorzuheben sei, dass niedrigere Einkommen stärker angehoben werden als höhere Einkommen.

"Wie sich gezeigt hat, wird die Lösung am Tisch und nicht auf der Straße erzielt", sagt Mitterlehner nach dem schwierigen Lauf der Verhandlungen. "Die Einigung hat Signalwirkung im Ausland. Um Betriebsansiedlungen zu forcieren, bewerben wir Österreich weltweit auch mit den Aspekten Stabilität und sozialer Friede. Diesen Standortvorteil müssen wir weiterhin absichern und nicht durch Streiks gefährden", so Mitterlehner abschließend.

 

 Schatz: Gutes Signal aber kein Grund für Euphorie
Grüne: Jetzt muss Schwung für Verhandlungen im Handel mitgenommen werden
Wien (grüne) - Das Ergebnis der Metaller-Lohnverhandlung zeigt deutlich, dass sich eine konsequentere Gangart der Gewerkschaft lohnt. "Nach einem Jahrzehnt magerer Abschlüsse und Verspielen von Chancen hat die Gewerkschaft endlich ihre Scheuklappen abgelegt und die Lohnverhandlungen zu einem einigermaßen angemessenen Ergebnis gebracht", erklärt die ArbeitnehmerInnensprecherin der Grünen, Birgit Schatz. Grund für Euphorie gibt es allerdings nicht. "Der Wind weht in die richtige Richtung. Wir stehen allerdings erst am Anfang einer Auseinandersetzung um eine gerechtere Verteilung des Wirtschaftswachstums in Österreich und eine gerechtere Verteilung der Einkommen zwischen Frauen und Männern."

"Der Abschluss der Metaller muss richtungsweisend auch für alle folgenden Lohnrunden sein. Jetzt kommen erst die richtigen Problembranchen dran, wo vor allem Frauen arbeiten und wo Niedriglöhne, schlechte Arbeitsverträge und unbezahlte Mehr- und Überstunden an der Tagesordnung sind", erläutert Schatz und weiter: "Der Handel ist der größte Arbeitgeber und zugleich Schlusslicht bei Entlohnung und Arbeitsrechte und ein Grund warum Österreich über eine der größten Einkommensunterschiede in der EU verfügt."

Für eine gesamtwirtschaftlich wirksame Stärkung der Kaufkraft und eine gerechtere Einkommensverteilung zwischen Frauen und Männer braucht es wesentlich mehr als einen guten Abschluss der Metaller: Nämlich starke Lohnerhöhungen in den Niedriglohnbranchen wie dem Handel und dem Tourismus, ein Mindestlohngesetz und die Eindämmung prekärer Beschäftigung.
     

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